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Rolf Torring 054 ~ Die Indianer Südamerikas

Rolf Torring 054 ~ Die Indianer Südamerikas

Titel: Rolf Torring 054 ~ Die Indianer Südamerikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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aufrechter Haltung die Lichtung.  
      »Donnerwetter, das hätte ich gar nicht gedacht," rief ich ehrlich erstaunt, »ich glaubte, daß wir die Indianer völlig einschüchtern könnten. Es scheinen aber sehr stolze Charaktere zu sein."  
      »Ja, besonders die Familie des Häuptlings, zu der ja auch dieser Alte gehört," sagte plötzlich Doktor Neuhaus, der inzwischen leise mit Reichert heruntergeklettert war.  
      »Ich fürchte, meine Herren, daß Sie uns umsonst befreit haben. Durch Ihren aufopfernden Mut haben Sie sich nur selbst in die größte Lebensgefahr gebracht. Die Indianer bekommen es fertig, den Wald anzuzünden, auch wenn sie selbst dabei in den Flammen umkommen sollten."  
      »Dann wäre es vielleicht am besten, wenn wir die Verhandlungen bis zum Einbruch der Nacht hinziehen, um dann im Dunkel der Nacht zu fliehen," meinte Rolf.  
      »Das wird zu gefährlich sein," warf ich ein. »Wir haben ja gesehen, daß sie sich auch in den dunklen Wald zur Verfolgung trauen. Und mit den beiden Herren, die durch ihre Gefangenschaft sehr geschwächt sind, werden wir nicht schnell genug vorwärts kommen."  
      »Das befürchte ich auch," gab Rolf zu. »Na, wir müssen jetzt einmal abwarten, was die Indianer beschließen. Doch wir wollen ruhig einmal mit dem gefangenen Tari sprechen, vielleicht ist er jetzt mürbe genug, um unsere Forderungen zu unterstützen."  
      Pongo begleitete uns nach oben und zeigte uns den Platz, an dem er den Häuptlingssohn, den wir ja schon am Fluß der Pirayas gefangen hatten, angebunden hatte.  
      Der junge Indianer, der vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt sein mochte, machte einen sehr erschöpften Eindruck. Pongo löste ihm den Knebel, und Rolf teilte ihm kurz mit, daß sein Vater tot sei, daß sein Bruder und vier andere Indianer ebenfalls gefangen seien, und daß jetzt die Alten des Stammes über unseren Vorschlag berieten.  
      Tari war völlig bestürzt, sagte dann aber in seinem gebrochenen Spanisch;  
      »Sennor, Tari mit dem alten Chabo sprechen, wenn er zurückkommt. Tari einverstanden, was Sennor gesagt."  
      „Gut," stimmte Rolf bei, »dann werden wir Sie nach unten bringen. Aber ich verlange, daß die Verhandlung in spanischer Sprache geführt wird. Wenn ein Wort in fremder Sprache fällt, ist es um Sie geschehen."  
      Tari nickte nur. Pongo zerschnitt jetzt die Liane, mit der Tari an den Stamm des Baumes gebunden war, nahm den Wehrlosen in die linke Hand und kletterte vorsichtig mit ihm hinab. Einige Minuten warteten wir auf einem der unteren Äste, dann betrat der alte Chabo wieder die Lichtung.  
      „Meine Brüder sind für den Kampf," rief er sofort hinauf, »wir werden Sie töten!"  
      „Nun, dann werden wir zuerst die Gefangenen töten," sagte Rolf ruhig. »Tari kann es Ihnen ja selbst sagen."  
      Jetzt erst bemerkte der Alte den gefesselten Häuptlingssohn. Vielleicht hatte er vorher nicht geglaubt, daß wir die Verschwundenen tatsächlich gefangen hätten. Wenigstens fuhr er erschreckt zusammen und starrte Tari groß an. Der Häuptlingssohn rief sofort hinunter:  
      »Chabo, die Sennores wollen uns freigeben, wenn sie sich in Sicherheit entfernen können. Ich bin damit einverstanden. Sage es den Alten, da ich jetzt der Häuptling bin."  
      „Ich werde es sagen," meinte der Alte zögernd, „doch Dura beansprucht jetzt die Häuptlingswürde und ist für den Kampf!"  
      „Dura kann nicht Häuptling sein, solange wir leben, rief Tari erregt. "Ich befehle, daß die Sennores gehen können!"  
      Achselzuckend drehte sich der Alte um und wollte die Lichtung wieder verlassen. Da sprang plötzlich ein junger Indianer aus dem Dickicht vor. Es war ein breitschultriger, untersetzter Mann, dessen finsteres, brutales Gesicht nichts Gutes verhieß.  
      Blitzschnell legte er seinen Bogen auf uns an und rief:  
      »Dura ist Häuptling, ihr müßt sterben!"  
      Doch bevor er den furchtbaren Giftpfeil abschnellen konnte, zuckte schon ein Blitz neben uns hinab. Dura taumelte einen Schritt zurück und brach dann zusammen. Pongos Haimesser hatte ihn tödlich getroffen.  
      Chabo stand einige Sekunden erstarrt neben dem Sterbenden. Dann drehte er sich wieder dem Baum zu und sagte langsam:  
      »Tari ist der Häuptling. Wenn er befiehlt, daß die Fremden gehen können, soll es geschehen."  
      »Sie haben es gehört, Sennores," sagte Tari erleichtert. »Geben Sie uns frei, dann können Sie unbehindert gehen."  
     

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