Rolf Torring 058 ~ Australische Wilde
über die weite Ebene. Und da packte ich Rolfs Arm.
„Rolf, dort rechts im Süden sind sie! Vorher habe ich sie an diesem Punkt nicht gesehen, sie müssen also aus einer Bodensenke herausgekommen sein."
Sofort richtete Rolf sein Glas auf die von mir bezeichnete Stelle. Dort ritten Barring und Dwina, die ich deutlich durchs Glas erkennen konnte, in scharfem Trab auf den Bergrücken zu.
Wenn sie diese Richtung beibehielten, mußten sie ungefähr einen Kilometer südlich von uns auf die Felsen stoßen, dort befand sich also aller Wahrscheinlichkeit nach das Versteck der Bande.
„Schnell hinunter, Hans!" rief Rolf, „führe die Polizisten nach Süden! Ich werde die beiden beobachten und dir durch die Polizisten am Westrand des Rückens Nachricht geben lassen, wohin sie sich wenden. Jetzt müssen wir alle erst einmal nach Süden hinunter. Aber schnell, daß sie uns nicht zuvorkommen!"
Eilig kroch ich zurück, sagte den Posten, die auf der anderen Seite des Bergrückens standen, Bescheid und kletterte schnell hinab. Walker war mit seinen Leuten eifrig beschäftigt, jede Spalte der Felsen genau und vorsichtig zu untersuchen.
Pongo war nicht zu sehen. Auf meine Frage erklärte mir Walker, daß unser treuer Gefährte bereits nach Süden gegangen sei. Pongo hatte ihm erklärt, daß er jetzt nach Spuren suchen wolle, welche Felsspalte häufiger begangen sei.
Wir sammelten uns jetzt und ritten schnell am Ufer des Sees entlang. Wir hatten gut einen Kilometer zurückgelegt, als wir Pongos Riesengestalt erblickten. Er stand ungefähr fünfzehn Meter hoch auf einem schmalen Vorsprung der Felswand und winkte eifrig.
Sofort saßen wir ab, ließen die Pferde unter Aufsicht zweier schwarzer Polizisten zurück und eilten auf die Bergwand zu. Pongo wies eifrig auf einen bestimmten Punkt, und als wir dorthin eilten, sahen wir zu unserem Erstaunen einen schmalen Pfad, der ziemlich steil nach oben führte. Dieser Pfad war in seinem Anfang so geschickt durch mehrere Felsblöcke verdeckt, daß die Fähigkeiten eines Pongo dazu gehörten, ihn zu entdecken.
Mit Leutnant Walker gelangte ich gleichzeitig hinauf. Pongo wies auf eine schmale Spalte in der Felswand und sagte kurz:
„Hier viel Leute gehen."
Er zeigte auf den Boden, und wir mußten ihm recht geben. Der Fels war hier völlig glatt und etwas ausgehöhlt, ein Zeichen, daß seit langen Zeiten Leute hier ein- und ausgingen.
„Den richtigen Ort hätten wir jetzt also gefunden," meinte ich zu Walker, „nun heißt es sehr vorsichtig sein. Die Höhle muß noch einen zweiten Ausgang zur anderen Seite des Bergrückens haben, denn Barring und Dwina wollen sicher von dorther eindringen. Wir müssen uns also trotz aller Vorsicht beeilen, damit sie uns nicht zuvorkommen."
Wir schalteten unsere Lampen ein, betrachteten im hellen Schein erst genau Boden, Wände und Decke der Spalte und gingen dann vorsichtig hinein. Leutnant Walker ließ den Schein seiner Lampe auf die rechte Seite des engen Ganges, der sich jetzt vor uns zeigte, fallen, ich tat es zur linken Seite.
Pongo blickte zwischen uns beiden hindurch, und auf seine Augen konnten wir uns am meisten verlassen Natürlich gingen wir nur Schritt für Schritt vor, denn die Banditen hatten das verhängnisvolle Seil sicher so angebracht, daß es nur schwer zu entdecken war.
Wir waren erst ungefähr dreißig Meter vorgedrungen, da machte der Pfad einen scharfen Knick nach Süden, und als wir ihn unter der größten Vorsicht passiert hatten, tat sich eine weite Höhle vor uns auf.
Kaum reichte der Schein unserer Lampen aus, sie völlig zu erhellen. Sie war nicht sehr hoch, maß aber wenigstens dreißig Meter im Durchmesser. Ihre Form war fast kreisrund. Mehrere dunkle Öffnungen in den Wänden ließen auf andere Gänge oder Nischen schließen.
Walker rief sofort:
„Da stehen Kisten, die aus dem Lastwagen gestohlen sind. Wir befinden uns also am richtigen Ort."
„Und gerade jetzt müssen wir äußerst vorsichtig sein," gab ich sofort zu bedenken, „hier wird Barring die Vorrichtung angebracht haben, die jedem Unvorsichtigen das Leben kostet."
Wir prüften den Boden vor uns genau, dann traten wir in die Höhle ein. Zuerst wandten wir uns zur südlichen Seite, an der die dunklen Öffnungen zu sehen waren. Diese galt es vor allen Dingen zu untersuchen, denn dort konnte der vermutete zweite Gang münden, den
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