Rolf Torring 059 - Vergeltung
ganzen Sache hier?" fragte ich. „Was wollen wir jetzt unternehmen?"
„Das sind zwei Fragen, die ich nicht ohne weiteres beantworten kann," entgegnete Rolf. „Es kann sich hier um einen Schlupfwinkel von Buschräubern handeln, aber dagegen spricht eigentlich die so offensichtliche Anlage der Hütten. Leute, die mit Verfolgung rechnen müssen, hätten sich die Hütten im Busch dort rechts unten gebaut. Wer sich also hier angesiedelt hat, weiß ich nicht, ich kann mir höchstens denken, daß es sich ebenfalls um Goldgräber handelt, die vielleicht auf dem Grunde dieser Schlucht reiche Funde machen."
„Dann können wir auch damit rechnen, daß sie uns denselben Empfang bereiten wie dieser Thomson mit seinen Leuten," meinte ich lachend. „Es wäre vielleicht gut, wenn wir Dwinas Spur nach links weiter verfolgen, ob er wirklich seinen Gaul heruntergebracht hat. Das würde bedeuten, daß er hier einen längeren Aufenthalt machen will."
„Er selbst ist hinuntergestiegen," sagte Rolf, „hier kannst du seine Spuren deutlich erkennen. Ich denke mir, daß er sein Pferd in den Busch hinter uns gebracht hat. Vielleicht hat er die Schlucht auch schon wieder verlassen. Ja, du hast recht, wir wollen uns erst überzeugen, ob er bereits weitergeritten ist, dann brauchen wir der verdächtigen Schlucht keinen Besuch abzustatten und könnten ihm sofort folgen."
Behutsam krochen wir einige Meter zurück, standen auf, und Rolf zeigte uns die deutliche Spur, die Dwina mit seinem Pferd hinterlassen hatte. Sie führte erst am Rand der Schlucht ungefähr dreißig Meter entlang, dann lief sie zurück in den Buschwald.
Als wir vorsichtig in diesen eindrangen, stießen wir bald auf das Pferd, das an einen Baum angebunden war. Es sah immer noch sehr abgetrieben aus, obgleich es sich gut drei Stunden hier erholt hatte.
Vielleicht konnte Dwina aus diesem Grunde seine Flucht nicht fortsetzen, vielleicht war er aber auch wirklich in irgendeiner Weise mit den Bewohnern in der Schlucht verbündet.
„Kommt wieder an den Rand der Schlucht," sagte Rolf, „wir müssen herausbekommen, wer dort unten lebt. Wenn es Schwarze sind, bei denen Dwina Zuflucht gefunden hat, müssen wir uns äußerst in acht nehmen."
„Die wilden Stämme, die hier noch im Innern leben, werden sich kaum Hütten bauen," wandte ich ein, „es müssen Europäer gewesen sein."
„Die aber die Hütten schon verlassen haben können," meinte Rolf, „entweder freiwillig oder gezwungen, das heißt, sie sind von Wilden vielleicht getötet worden. Na, davon müssen wir uns jetzt eben überzeugen."
Bevor wir an den Rand der Schlucht zurück krochen, blickten wir erst aufmerksam rings umher. Es konnte ja leicht sein, daß sich Dwina außerhalb der Schlucht aufgehalten und uns bemerkt hatte. Diesen heimtückischen Feind durften wir auf keinen Fall im Rücken haben.
Doch so scharf wir auch den Rand des Buschwaldes betrachteten, wir konnten nichts Auffälliges entdecken. Plötzlich sagte Rolf:
„Wir wollen etwas mehr links von dem Pfad, der hinunterführt, in die Schlucht kriechen. Dort unter dem kleinen Busch, der hart am Rande steht, haben wir etwas Deckung gegen Sicht. Und dann müssen wir abwechselnd den Buschwald hinter uns beobachten, zumal die Stelle, an der wir unsere Pferde angebunden haben. Wir dürfen auf keinen Fall die Tiere verlieren, dann wären wir ziemlich hilflos. In die Schlucht selbst steigen wir erst hinunter, wenn es dunkel geworden ist."
„Vielleicht haben wir auch Glück und können Dwina fangen, wenn er die Schlucht wieder verlassen sollte," wandte ich ein. „Weshalb sollten wir dann noch hinunter? Mir kommt, ganz offen gesagt, dieser Ort ziemlich unheimlich vor. Wenn wirklich hier Geheimnisse vorhanden sind, dann mag die Polizei sie aufklären. Weshalb sollen wir die Kastanien aus dem Feuer holen?"
„Nanu, Hans," rief Rolf lachend, „du bist doch sonst nicht so. Allerdings hast du in einer Beziehung recht," setzte er, ernst werdend, hinzu: „dieser Ort ist wirklich unheimlich. Und sein Geheimnis wird wohl nur mit Lebensgefahr zu lösen sein. Nun, wir müssen abwarten, was sich ergibt. Ich glaube aber nicht, daß Dwina seinen sicheren Zufluchtsort verläßt; er muß ja vermuten, daß wir hier oben auf ihn lauern."
Während wir dieses leise Gespräch geführt hatten, waren wir an den von Rolf bezeichneten Busch gekrochen. Während Pongo sich so hinlegte,
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