Rolf Torring 059 - Vergeltung
daß er den Buschwald hinter uns im Auge behielt, blickten wir beide in die Schlucht hinunter.
Dort war immer noch nichts zu sehen. Ruhig und still, wie ausgestorben, lagen die Hütten da unten. Aber die zahmen Dingos verrieten, daß dort Menschen lebten.
Plötzlich zuckte ich zusammen und ergriff Rolfs Arm. Aus der großen Hütte, die dicht an dem kleinen Weiher lag, war ein Mann getreten. Ein kleiner, alter Mann, dessen Haar silbern schimmerte.
Die umherliegenden Dingos sprangen sofort auf und drängten sich an ihn heran, und der Alte bückte sich und streichelte die dankbaren Tier. Er mußte also, meinem Empfinden nach, ein guter Mensch sein, und es erschien mir jetzt unbedenklich, in die Schlucht hinabzuklettern.
Vielleicht bildete der schwarze Mörder Dwina für den Alten sogar eine große Gefahr; vielleicht hatte er sich unter irgendwelchen falschen Angaben in seine Nähe geschlichen.
Gerade wollte ich meine Empfindung Rolf gegenüber aussprechen, als Pongo rief:
„Aufpassen, Massers, Feinde kommen!'
Schnell drehten wir uns um. Aus dem Buschwald, von der Stelle, an der wir unsere Pferde angebunden hatten, kamen Gestalten. Ungefähr zehn Männer, soweit ich in der Eile feststellen konnte, Typen, die man nur als Buschklepper bezeichnen konnte.
Unter ihnen sah ich aber zwei elegant gekleidete Männer und — Dwina, unseren alten Feind. Sie hielten sämtlich zwei Pistolen schußbereit und kamen nach kurzem Umherblicken direkt auf den kleinen Busch zu, unter dem wir lagen.
Wir hätten ja den Kampf sofort aufnehmen können, hätten vielleicht auch durch die Überraschung unsere Lage zum Günstigen wenden können. Da traten aber noch fünf Mann aus dem Buschwald heraus, und dieser Übermacht gegenüber konnten wir nichts unternehmen.
„Schnell hinunter in die Schlucht," rief Rolf, „dann in das große Blockhaus."
Damit rutschte er schon über den Rand der Schlucht und glitt die ziemlich steile Felswand hinunter. Ohne Besinnen folgten wir ihm. Sein Plan, den er so blitzschnell gefaßt hatte, war ja in unserer Lage der einzig richtige. In dem starken Blockhaus konnten wir uns gegen die Männer gut verteidigen, konnten wenigstens bis zur Nacht aushalten und dann versuchen zu entfliehen.
Nur die Dingos machten mir Sorge. Ob sie nicht sofort über uns herfielen, wenn wir als Fremde unten anlangten? Anscheinend war unsere plötzliche Flucht von den Männern noch nicht bemerkt worden, denn oben blieb alles still.
Was Ich erwartet hatte, geschah. Die nächsten Dingos stürzten sofort auf uns zu. Schnell riß ich meine Pistolen heraus, da erscholl ein leiser Pfiff, und die Dingos machten sofort kehrt.
Wir sprangen auf das große Blockhaus zu. Der alte Mann, der die Dingos zurückgepfiffen hatte, lief uns entgegen und rief:
„Wer sind Sie? Was ist geschehen?"
„Wir werden von unseren Feinden verfolgt," rief Rolf, „hier im Blockhaus können wir uns verteidigen. Wer sind Sie?"
„Ein Gefangener,"
„Dann kommen Sie mit, wir werden Sie befreien."
Es war die höchste Zeit, daß wir den Schutz des Blockhauses gewannen. Denn kaum hatte Rolf die starke Tür zugezogen, da krachten oben vom Rand der Schlucht einige Schüsse, und die Kugeln schlugen schmetternd in die starken Balken.
Sofort sprang mein Freund an das nächste Fenster, seine Pistole krachte, und ich sah, wie einer der Buschklepper dort oben die Arme in die Höhe warf und dann kopfüber in die Schlucht hinabstürzte. Die anderen Männer wichen schnellstens vom Rand der Schlucht zurück.
„Pongo, beobachte du den Rand der Schlucht," rief jetzt Rolf, »wir werden inzwischen das Haus in guten Verteidigungszustand setzen! Wieviele Räume sind hier vorhanden?" wandte er sich an den alten Mann, der uns fassungslos anblickte.
»Drei, mein Herr," erwiderte der Gefragte, „hier neben diesem Wohnraum liegt meine kleine Schlafstube, drüben mein großes Laboratorium."
„Sind die Fenster mit Läden versehen?" forschte Rolf weiter.
»Nein. Es sind aber nur vier Fenster im ganzen Haus,- drüben im Laboratorium sind zwei."
»Hm, das ist allerdings nicht sehr angenehm, dann müssen wir uns in den Räumen verteilen. Na, vorläufig werden sie ja nicht hinunter können. Oder existieren noch andere Abstiege?"
»Ja, an jeder Seite der Schlucht sind bequeme Abstiege herunter !"
»Dann nützt es also
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