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Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Titel: Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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nichts verblüffen lassen."  
      „Das ist wohl auch nicht gut möglich", meinte ich mit kurzem Auflachen, „nachdem wir die Tiger und dann die Schlangen hinter uns haben, kann mir so leicht nichts mehr imponieren."  
      „Aha", flüsterte Rolf, „es geht los. Sehr gut ausgedacht."  
      Die ganze Plattform mit uns und den Tigern geriet plötzlich in leise Bewegung, dann senkte sie sich langsam hinab. Wir befanden uns also auf einem regelrechten Fahrstuhl, der jetzt mit uns hinabglitt  
      Leider erloschen im gleichen Augenblick, als sich die Plattform senkte, auch die wenigen, noch brennenden Lampen, so daß uns undurchdringliche Finsternis umgab. Zwar hatte ich noch eine Taschenlampe, die ich schnell eingesteckt hatte, als ich sie in der Maueröffnung ausschalten mußte, aber ich wagte sie nicht zu gebrauchen, denn ich wußte ja nicht, wie die Tiger es aufnehmen würden.  
      Zum Glück verhielten sich die Bestien völlig ruhig, sie schienen also an diese Beförderungsart schon gewöhnt zu sein. Schätzungsweise glitten wir wenigstens zehn Meter hinab, mußten uns also schon weit unter dem Straßenniveau befinden, da endlich stieß die Plattform mit sanftem Ruck auf.  
      Und im gleichen Augenblick erklang hinter uns die Stimme des Inders:  
      »Sie haben doch noch Ihre Taschenlampen, meine Herren, schalten Sie das Licht ein, aber drehen Sie sich nicht um, ich stehe hinter Ihnen und würde meinen Tigern sonst sofort das Kommando geben, Sie zu zerreißen."  
      Im aufflammenden Schein unserer Lampen gewahrten wir vor uns einen mannshohen, gewölbten Gang, dessen Ende wir nicht erspähen konnten. Die Wände bestanden aus mächtigen Steinquadern, die von grünlichem Schimmel überzogen waren.  
      „Gehen Sie voran," sagte der Inder hinter uns, »ich folge Ihnen mit den Tigern, ein Fluchtversuch ist unnütz, ebenso Rufe um Hilfe. Es hört Sie niemand oben, aber meine Tiger würden Sie sofort überfallen. Also seien Sie vernünftig!"  
      Der schmale Gang, in dem es nach Moder und Feuchtigkeit roch, schien sich langsam zu senken. Und wir merkten auch an der Luft, die immer schwerer und drückender wurde, daß wir uns tief unter der Erde befinden mußten. Sehr wahrscheinlich lief dieser alte Gang unter dem Fluß Kum hinweg.  
      Leider konnten wir nicht die Richtung feststellen, aber es war anzunehmen, daß unser Überwältiger uns ins Innere des Landes bringen würde. Er mußte ja über sehr bedeutsame Hilfsmittel verfügen, und er kannte sicher Geheimnisse, die wohl kein Europäer jemals erschaut hatte.  
      Unter anderen Umständen wäre unser Abenteuer sehr interessant gewesen, jetzt aber dachte ich mit Schrecken daran, daß wir unter Umständen jahrelang die Gefangenen dieses fanatischen Patrioten sein könnten, — ebenso wie Sir Robert Knox, den einer der letzten Fürsten Ceylons, Radja Singh, zwanzig Jahre lang in der verschollenen Urwaldstadt Anuradhapura gefangen gehalten hatte. Mochte es vielleicht auch für diesen begeisterten Altertumsforscher sehr interressant gewesen sein, mich überlief bei diesem Gedanken ein gelindes Gruseln.  
      Vielleicht brachte uns der geheimnisvolle Inder, dieser »Mörder von Madras", an einen ähnlichen Ort, und wenn er im Aufstand gegen die Engländer fallen sollte, dann waren wir vergessen und verloren.  
      Nun, erst hieß es aber abwarten, wohin uns unser Überwältiger verschleppen würde, vielleicht war es sogar der Ort, an den er auch die bisher geraubten Mädchen und Frauen gebracht hatte.  
      Es war mir in unserer schweren Lage ein großer Trost, daß diese armen Geschöpfe noch am Leben waren. Darin lag ein gewisser edler Zug des Inders, daß er sich an wehrlosen Frauen nicht vergreifen wollte. Es war nur ein Ausfluss seines fanatischen Patriotismusses, der ihn die zukünftigen Mütter von Engländern ausschalten ließ.  
      Vielleicht gelang es uns doch, zu entkommen, dann konnten wir die Geraubten möglicherweise mit heimbringen. Während mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, zählte ich unsere Schritte.  
      Jetzt hatten wir bereits zweitausend zurückgelegt, jetzt mußten wir uns schon außerhalb der Stadt befinden. Der alte Gang, den wir entlangschritten, war wohl von einem der alten Fürsten angelegt und zur Versorgung der Stadt mit Wasser aus den Ost-Ghats benutzt worden.  
      Plötzlich sahen wir vor uns im Schein der Lampen eine Treppe, die mit engen Stufen ziemlich steil nach oben führte. Die Stufen waren aus

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