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Rolf Torring 067 - Der Fakir

Rolf Torring 067 - Der Fakir

Titel: Rolf Torring 067 - Der Fakir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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vielleicht über den indischen Glauben gespottet? Waren die Offiziere, die jetzt erkrankt sind, dabei?"  
      Frau Horsing sprang erregt auf.  
      „Natürlich," rief sie. „Lionel, du mußt dich auch noch erinnern können. Vor zwei Monaten hatten wir eine Abendgesellschaft, zu der auch ein Inder erschienen war. Dscho Singh hieß er, er kam mit guten Empfehlungen in unsere Stadt, angeblich um die Pagoden hier zu durchforschen.  
      Dabei kamen wir auf die Künste der indischen Fakire zu sprechen. Ich hatte mit Dscho Singh einen langen Disput. Ich lachte ihn aus und erklärte die Fakir-Kunststücke als Humbug. Die Herren gaben mir recht, und ich hielt dem Inder einen ausführlichen Vortrag über den Vodookult. Lionel, du hast noch lachend zu ihm gesagt, daß du mir völlig glaubtest, als er dich direkt nach deiner Meinung fragte."  
      „Richtig," stimmte der Oberst bei, „die Episode hatte ich völlig vergessen. Aber Dscho Singh kommt wohl kaum in Frage. Er war ein hochgebildeter Inder, dem ich so etwas auf keinen Fall zutrauen kann. Er hat Bangalore übrigens nach wenigen Tagen verlassen. Herr Torring," schaltete er plötzlich verdutzt ein, „Dscho Singh hatte einen grauen, sehr schnellen Wagen."  
      „Na also," nickte Rolf befriedigt, „da haben wir den Anhaltspunkt. Ist es Ihnen nicht aufgefallen, daß der Inder Bangalore so schnell verließ, obwohl er ursprünglich die Pagoden studieren wollte? Der Umstand, ferner der graue Wagen machen ihn sehr verdächtig. Doch ich bin noch nicht zufrieden. Er muß einen noch stärkeren Grund gehabt haben, sich zu rächen."  
      Zögernd blickte Rolf die schöne Frau Horsing an, die plötzlich errötete. Ehe Rolf eine weitere Frage stellen konnte, sagte sie entschlossen:  
      „Ja, Herr Torring, Sie haben recht. Ich wollte es verschweigen, aber Sie würden es doch herausbekommen. Dscho Singh ließ sich später nach dem Essen — ich vermute, daß er entgegen seiner sonstigen Gewohnheit Alkohol getrunken hatte — hinreißen, mir eine Liebeserklärung zu machen. Nicht im landläufigen Sinne, aber ich verstand ihn nur zu gut. Er bot mir allen Ernstes an, als ich ihn lachend und in scherzendem Tone zurechtwies, meinen Mann zu verlassen und als seine Frau seinen Reichtum und seine hohe Stellung zu teilen. Da sprang Freddy, der unbemerkt herangekommen war, vor und rief ihm eine jungenhafte Ungezogenheit zu.  
      Ich hieß ihn sofort schweigen und entschuldigte ihn Dscho Singh gegenüber mit seiner Jugend. Der Inder aber drehte sich sofort um und verließ die Veranda, auf die er mich geführt hatte. Wenig später fuhr er nach Hause."  
      „Aber, Mary, warum hast du mir die Unverschämtheit nicht mitgeteilt?" rief der Oberst vorwurfsvoll.  „Ich hätte dich gegen den Mann ganz anders in Schutz genommen."  
      „Lionel, ich wollte jedes Aufsehen vermeiden," sagte die junge Frau. „In deiner Stellung mußt du dich sehr in acht nehmen, und für mich war die Sache erledigt, als der Inder verschwand und nicht wiederkam."  
      „Aber jetzt rächt er sich, gnädige Frau," sagte Rolf ernst. „Schon eine Woche später hätten Sie daran denken müssen, als der erste der Offiziere, die bei dem Gespräch über den Vodookult anwesend waren, den Mordanschlag auf Ihren Gatten verübte. Jetzt wollte er Sie am härtesten treffen, indem er Freddy in den Zustand versetzte. Dazu ist er meiner Meinung nach nur durch unsere Ankunft getrieben worden, ebenso dazu, daß er Sie selbst vergiftete. Und jetzt muß ich noch eine Frage stellen, von deren Beantwortung viel abhängt, gnädige Frau. Wie stehen Sie mit Leutnant Fields, dem Adjutanten Ihres Gatten?"  
      „Ihnen scheint nichts verborgen zu bleiben, Herr Torring. Ja, Fields hat mir auch einmal eine Erklärung gemacht, aber ich habe ihn als dummen Jungen behandelt, um ihn von seiner Leidenschaft zu heilen. Das scheint mir auch gelungen zu sein!"  
      Der Oberst stampfte ärgerlich auf und rief:  
      „Den Jungen werde ich mir einmal vorknöpfen. Ich glaube, ein längeres Strafkommando ins Innere des Landes kann ihm nichts schaden."  
      „Das würde Fields sicher gern annehmen," sagte Rolf mit grimmigem Lächeln, „aber das wollen wir ihm verderben. Herr Oberst, ich beschuldige Ihren Adjutanten, den Leutnant Fields, daß er mit dem hinterlistigen Verbrecher im Einvernehmen steht."  
      Horsing wurde blaß und starrte Rolf groß an.  
      „Wenn Sie es behaupten, Herr Torring, muß ich es glauben,"

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