Rolf Torring 067 - Der Fakir
rief Rolf, der mit jeder Sekunde frischer wurde, „die Gefangenen stecken hier in einer Felsenhöhle. Auch Dscho Singh ist mit seinen Gehilfen noch in der Nähe, er sagte höhnisch, daß er erst seine Schätze in das Auto laden wollte, und sich dann meine Überreste ansehen würde, ehe er abführe. Wir müssen sehen, daß wir ihn gleich fangen können."
„ Und der Fakir?" forschte ich.
„Ist auch hier," sagte Rolf, schmunzelte aber dabei ganz eigenartig. Ehe ich mir darüber Gedanken machen konnte, erschienen Horsing und Roberts mit ihren Leuten.
Ohne vorerst ihre aufgeregten Fragen nach der Ursache des Feuers zu beantworten, entwarf Rolf einen Plan, nach dem wir auf sicheren Erfolg rechnen konnten.
Fünf Soldaten sollten die östliche Seite des Tales genau absuchen, da Rolf annahm, daß dort ein Weg auf die nahe Fahrstraße führte, sonst hätte Dscho Singh nicht mit dem Wagen ins Tal fahren können.
Die übrigen verteilte er quer über das Tal. Er schärfte ihnen ein, daß sie jede Höhle und Spalte genau untersuchen und schonungslos schießen sollten, wenn ihnen jemand feindlich entgegenträte.
Oberst Horsing und Polizeichef Roberts blieben bei uns, während die Leute unter Führung eines Sergeanten zurückgingen, um sich am Eingang des Tales zu verteilen.
„Dscho Singh ist dort zwischen den Felsen verschwunden," sagte Rolf, „vielleicht ist es gut, wenn wir ihm allein folgen. Er wird sehr in seine Arbeit vertieft sein, kann aber auch bald kommen, denn der Scheiterhaufen ist ziemlich heruntergebrannt. Also Pistolen heraus, meine Herren, und nicht lange zögern, wenn wir die Inder treffen und eine verdächtige Bewegung sehen. Die Leute sind sehr gefährlich und schrecken vor keiner Grausamkeit zurück. Ich werde Ihnen später davon berichten."
Leise gingen wir auf den schmalen Pfad zu, den Rolf bezeichnet hatte. Vorsichtig wichen wir den vielen umherliegenden Steinen aus, um uns nicht vorzeitig zu verraten.
Rolf hatte recht, die Suche nach den Gefangenen war im Augenblick nicht so wichtig, das konnten die Soldaten und Polizisten allein besorgen.
Vor allem hieß es, Dscho Singh und seine Begleiter zu fangen. Mit dem Fakir waren dann vier Männer gegen uns, den Knaben rechnete ich nicht.
Rolf, der einige Schritte vorausging, hob plötzlich die Hand. Wir standen still und hörten nun auch leise Geräusche. Vor uns mußten mehrere Leute arbeiten. Die Inder beluden wohl das Auto mit Wertgegenständen.
Lautlos schlichen wir weiter. Der Pfad war zu Ende. Dicht vor uns stand der graue Wagen auf einem kleinen Platz. Eine zwar schmale, aber gute Straße führte nach Osten; sie mußte später mit der Fahrstraße zusammenstoßen.
Rolf winkte uns zu, wir sollten stehenbleiben. In atemloser Spannung warteten wir auf das Erscheinen der Inder. Endlos lang wurden mir die Sekunden. Endlich hörten wir schwach das Kollern eines Steines.
Wenige Augenblicke später kamen rechts von uns, aus einer Spalte des Felsens heraus, drei Inder, die schwere Pakete zum Wagen trugen.
Ich erkannte die beiden Gehilfen des Fakirs. Hinter ihnen schritt ein großer, schlanker Inder. Das mußte Dscho Singh sein!
Als die drei Inder am Wagen standen, rief Rolf scharf: "Hände hoch!"
Die Inder ließen ihre Ballen fallen und schnellten herum. Da starrten sie in vier Pistolenläufe, während Pongo den rechten Arm mit dem Haimesser wurfbereit erhoben hatte.
Einige Sekunden standen die Inder reglos, dann griff Dscho Singh schnell in sein weites Gewand. Da krachten Rolfs und meine Pistolen gleichzeitig. Mit leisem Schmerzensschrei ließ der Inder den Arm schlaff herabfallen. Unsere Kugeln hatten Hand- und Ellenbogengelenk getroffen.
Jetzt schnellten die beiden Begleiter vor, in den Fäusten lange Messer, die sie aus ihren Gewändern gerissen hatten. Vier Schüsse krachten, denn auch Roberts und Horsing schossen sofort, der Warnung Rolfs eingedenk. Mitten im Sprung schlugen die beiden Inder schwer auf den steinigen Boden.
Unwillkürlich hatte ich auf sie niedergeblickt und nicht auf Dscho Singh geachtet, den ich unschädlich wähnte. Da sah ich undeutlich eine schnelle Bewegung Pongos und blickte auf. Sein Haimesser vergrub sich in der Brust des Inders.
Dscho Singh hatte die linke Hand heimlich in sein Gewand geschoben, um eine heimtückische Waffe zu gebrauchen. Da auch Rolf, wie Horsing und Roberts, auf die beiden
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