Rolf Torring 067 - Der Fakir
anderen Inder geblickt hatte, war nur Pongo auf der Hut gewesen.
Da er ahnte, daß Dscho Singh ihn hypnotisiert hatte, entschied er die persönliche Angelegenheit durch den Messerwurf.
„Es ist besser so," sagte Rolf ernst, „der Inder verfügte über so außergewöhnliche Gaben, daß ihn kein Gefängnis gehalten hätte. Jeden Wächter hätte er sofort hypnotisiert und ihm befohlen, die Türen zu öffnen. Er hat seinen Tod selbst verschuldet."
„Rolf," stieß ich aufgeregt hervor, „wo ist der Fakir geblieben? Ob er die Gefangenen bewacht und ihnen ein Leid zufügt, wenn er sieht, daß die Soldaten kommen?"
„Um Gottes willen" stieß Horsing hervor.
Rolf lächelte nur, deutete auf den toten Dscho Singh
und sagte:
„Dort liegt er. Er hat den Fakir gespielt. So konnte er sich am besten verborgen halten. Niemand hätte in dem alten Heiligen Dscho Singh vermutet. Er hat sich mir gegenüber lachend demaskiert, aber ich ahnte es schon. In Wirklichkeit wird er Dscho Singh geheißen haben, das kann man übersetzen mit „König der Fakire". Seine Kräfte waren verblüffend. Jetzt hat er durch den Vodookult seinen Tod gefunden."
Die Gefangenen wurden unversehrt in einer Felsenhöhle gefunden. Alle wollten wieder auf Horsing losstürzen, als sie ihn sahen. Wir brachten sie in dem grauen Wagen nach Bangalore. Dort gab ihnen Doktor Thomson Pongos Trank, durch den sie rasch gesundeten.
Die Ballen, mit denen Dscho Singh den Wagen beladen hatte, waren mit Kostbarkeiten gefüllt, die aus zahlreichen Pagoden gestohlen waren. So sah also sein „Studium" der alten Bauwerke in Wirklichkeit aus.
Der Händler Duba wurde zu einer entsprechenden Strafe verurteilt.
Die Freude der schönen Frau Horsing zu beschreiben, ist unmöglich. Wir mußten noch drei Tage bei Oberst Horsing zu Gast sein. Früher ließ er uns nicht fort.
Daß in diesen drei Tagen ein Fest das andere ablöste, jedes zu unseren Ehren, brauche ich kaum zu erwähnen. Ich war froh, als wir in der Eisenbahn saßen, um weiter ins Innere des Landes zu fahren.
Hinter uns aber ließen wir Freunde fürs Leben zurück.
In Mysore, unserer nächsten Station, erlebten wir ein eigenartiges Abenteuer. Nach der rätselhaften Hauptperson habe ich es benannt:
„Die tote Rahna"
(Band 68)
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