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Rolf Torring 077 - Schrecken der Sunderbans

Rolf Torring 077 - Schrecken der Sunderbans

Titel: Rolf Torring 077 - Schrecken der Sunderbans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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auf dem mit Buntstift Markierungslinien und Zeichen verschiedener Art angegeben waren. „Hier ist der vierte Kanal, auf dem ich heute abend nach Osten fahren soll."  
      „In der Nähe des Treffpunktes ist ein Kreis mit einem spitzen Dreieck im Innern eingezeichnet," meinte Rolf sinnend. „Was mag das zu bedeuten haben?"  
      „Man findet manchmal auf einer der zahlreichen Inseln und Halbinseln der Sundarbans, mitten im üppigsten Dschungel, Überreste früherer, gewaltiger Bauten," meinte der Inspektor. „Auch Wachttürme, die aus vergangener Zeit stammen, finden sich. Meist entdeckt man solche Ruinen zufällig, denn ohne zwingenden Grund begibt sich niemand in die heißen, fieberbringenden Gebiete. Ich nehme an, daß es sich in diesem Falle um einen solchen Turm handelt, der sich durch ein spitzes Dach — wie die meisten seiner Art — auszeichnet."  
      „Damit dürften wir ein wichtiges Geheimnis der Bande entdeckt haben," meinte Rolf befriedigt. „Herr Inspektor, lassen Sie den Toten erst abholen, wenn es dunkel geworden ist. Ich hoffe, daß er uns allein gefolgt ist. Vielleicht hat er auch nur zufällig gesehen, daß wir hier hineinfuhren. Die Bande soll möglichst nicht wissen, daß wir hier waren und daß einen ihrer Leute hier das Schicksal ereilt hat."  
      „Ich glaube, Rolf, ich habe den Inder vorhin auf der Straße gesehen, als wir auf das öffnen des Tores warteten. Mir fiel er dadurch auf, daß er eine erschrockene Bewegung machte. Bald darauf ging er anscheinend gleichgültig weiter. So schenkte ich ihm weiter keine Beachtung, zumal der Diener des Professors gerade kam, um uns das Tor zu öffnen."  
      „Das wäre recht günstig," sagte Rolf erfreut. „Wir könnten unter diesen Umständen damit rechnen, daß uns der Kerl nur zufällig hier entdeckt hat und sich deshalb in den Garten schlich. Seine Intelligenz muß ich bewundern. Er wußte bestimmt um den Brief, den der Inspektor erhalten hatte, sah in den Händen des Professors einen Brief und ahnte, daß wir hinter die Schliche der Bande kommen würden, die mit Giftpulver arbeitet. Deshalb wollte er den Professor töten. Trug er denn eine Büchse bei sich, Hans?"  
      „Ich habe nichts davon gemerkt," erwiderte ich. „Versteckt kann er sie schlecht mit sich geführt haben. Wo hat er sie also so schnell herbekommen?"  
      Der Inspektor hatte die Büchse eingehend betrachtet und rief uns heran:  
      „Schaun Sie mal, meine Herren! Die Büchse läßt sich auseinandernehmen! Man kann sie in drei Teile zerlegen. Die Teile lassen sich leicht in Taschen der Kleidung verbergen. Eine ausgezeichnete Waffe! Wirklich gefährliche Menschen, die solche Waffen immer mit sich führen."  
      „Wir wollen den Toten schnell in einen Nebenraum des Laboratoriums des Professors tragen," rief Rolf plötzlich. „Möglich wäre es, daß die Bande ihre Späher nach einem ganz bestimmten Plan ausschickt, um uns zu suchen. Sie dürfen den Toten auf keinen Fall sehen! Vorwärts!"  
      Wir hoben den Inder auf und trugen ihn durch die schmale Eisentür ins Laboratorium. Professor Kellar blickte nur kurz auf, wies mit der Hand auf eine Tür linker Hand und sagte fast unhörbar: „Dorthin!", dann wandte er sich aufmerksam wieder seiner Arbeit zu.  
      Als wir Kasi in den Nebenraum geschafft hatten, setzten wir uns auf die Stühle, auf denen wir vorher Platz genommen hatten, und verhielten uns ruhig, um den Gelehrten in seiner Arbeit, nicht zu stören.  
      Kellar war schon nach wenigen Minuten fertig. Er wandte sich zu uns um und sagte, Rolf mit fast bewunderndem Blick betrachtend:  
      „Herr Torring, Ihre Vermutung ist richtig. Das Gift besteht in der Hauptsache aus einem auch in Indien nicht gerade häufigen pflanzlichen Stoff, der durch die Poren der Haut in den Körper eindringt, sich nicht auflöst, sondern mit voller Wirkung allmählich in die Blutbahn eindringt. Das Gift wirkt lähmend und führt nach fünfzehn Stunden etwa — die genaue Zeit läßt sich nicht angeben, weil es darauf ankommt, welche Dosis man dem Körper zuführt — zu einer akuten Lähmung der Bewegungsnerven.  
      Der mit dem Gift Infizierte stirbt also nicht an dem Gift unmittelbar, sondern indirekt über die Lähmung der Nerven. Das bleibt sich für den Betroffenen natürlich gleichgültig. Wichtig ist es nur insofern, als man hinterher nicht ohne weiteres bei einer Obduktion feststellen kann, woran, vor allem durch welches Gift der Betroffene gestorben

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