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Rolf Torring 077 - Schrecken der Sunderbans

Rolf Torring 077 - Schrecken der Sunderbans

Titel: Rolf Torring 077 - Schrecken der Sunderbans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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dem Professor bei seiner Arbeit zu.  
      Plötzlich sah ich undeutlich eine schnelle Bewegung Rolfs. Ehe ich den Kopf wenden konnte, krachte schon ein Schuß aus seiner Pistole. Dicht am Kopf des Professors vorbei schlug die Kugel durchs Fenster.  
      Er mußte etwas Verdächtiges im Waringenbaum entdeckt haben. Danach hatte er geschossen. In der Krone des Baumes sah ich einen menschlichen Körper, der langsam von Ast zu Ast herunterfiel. Als der Körper auf den Boden aufschlug, rief ich:  
      „So eine Unverfrorenheit!"  
      „Er zielte auf den Professor," sagte Rolf ruhig, „da mußte ich ihn herunterholen."  
      Der Professor war ganz ruhig geblieben, so daß ich ihn erstaunt anblickte. Er nickte mir lächelnd zu und sagte:  
      „Nerven kenne ich nicht. In meinem Berufe kommen so oft unliebsame Überraschungen vor, unvorhergesehene, plötzliche Explosionen in Retorten und alles mögliche, daß mich ein Knall nicht aus der Fassung bringt. Ich danke Ihnen, Herr Torring, Sie haben mir sicher das Leben gerettet. Ich wüßte allerdings keinen Menschen, der mir so feindlich gesinnt ist, daß er aus einem Baume meines Gartens auf mich schießen sollte. Meine Arbeit ist in Kürze beendet. Vielleicht bekümmern sich die Herren inzwischen um den Herabgeschossenen."  
      Ruhig wandte er sich wieder seinem Arbeitstisch zu, während wir durch die schmale Eisentür den Garten betraten. Die Pistolen trugen wir in der Hand. Vielleicht brauchten wir sie, wenn im Garten noch mehr Gegner versteckt sein sollten.  
      Vor der Tür blieben wir stehen und musterten aufmerksam die dichte Krone des Waringenbaumes. Aber nichts Verdächtiges war zu sehen.  
      „Es war wohl doch nur der eine Inder," sagte Rolf, „der es fertig gebracht hat, unseren Weg im Wagen trotz der schnellen Fahrt zu verfolgen. Gut, daß ich ihn erwischt habe, sonst wüßte die Bande, daß wir ihren Trick mit dem Giftpulver auf dem Brief durchschaut haben. Professor Kellar ist zur Genüge bekannt. Der Inder wollte ihn töten, weil der Professor die Zusammensetzung des Giftstoffes und seine Wirkung feststellen kann. Vom Baum aus konnte er den Professor gut beobachten; er sah also, daß Kellar den Brief untersuchte."  
      Wir näherten uns der leblosen Gestalt unter dem Baum. Wir mußten befürchten, daß er nicht tot war, sondern plötzlich aufspringen und uns angreifen würde.  
      Als wir auf wenige Schritte herangekommen waren, sahen wir, daß keine Gefahr mehr bestand. Der Inder lag mit dem Gesicht uns zugewendet. In seiner Stirn war ein kleines Loch, das Rolfs Kugel geschlagen hatte. Ein dünner Blutstrom war von da über das Gesicht gelaufen.  
      „Den Mann kenne ich," rief Black plötzlich. „Er heißt Kasi und ist Hilfsarbeiter beim Telegrafenbüro."  
      „Dann wissen wir jetzt, woher die Bande Kenntnis von unserer Ankunft hatte," sagte Rolf befriedigt. „Schaun Sie, er gehörte wohl auch zu den Schützen, die uns bei der Landung beschossen. Dort liegt sein Gewehr, eine kleine, moderne Büchse mit einem Kaliber von hoher Durchschlagskraft."  
      Black hob die Waffe auf und betrachtete sie genau.  
      „Eine vorzügliche und bestimmt nicht billige Waffe," sagte er. „Die Bande muß über viel Geld verfügen. Kein Wunder bei den hohen Lösegeldern, die sie fordert. Mit der Pistole auf die Entfernung einen solchen Kopfschuß anzubringen, Herr Torring, das macht Ihnen so leicht niemand nach."  
      „Es war gar nicht so schwer," antwortete Rolf. „Ich sah den Gewehrlauf in der Sonne blitzen und hatte ein gutes Ziel. Ich schieße ungern auf Menschen wie auf Tiere, aber hier war es ja berechtigte Notwehr. Die Bande darf auf keinen Fall erfahren, daß wir dem Geheimnis des Giftes auf die Spur kommen. Davon kann der Erfolg unserer Unternehmung heute abend abhängig sein. Ich werde noch schnell den Toten untersuchen, ob er etwas Wichtiges bei sich trägt, das für uns aufschlußreich sein könnte. Später sorgen Sie vielleicht dafür, Herr Black, daß der Körper unauffällig abgeholt wird. Sie können vom Hause des Professors aus telefonieren."  
      Rolf untersuchte den Toten und nickte erfreut, als er aus der Innentasche seiner weiten Jacke einen zusammengefalteten Zettel zog, den er sorgfältig glättete und ausbreitete.  
      „Eine Karte," sagte er, „sehen Sie, Herr Inspektor! Sind das nicht die Sundarbans?"  
      „Natürlich, Herr Torring," rief Black, kaum daß er einen Blick auf den Zettel getan hatte,

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