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Rolf Torring 097 - Gefährliche Feinde

Rolf Torring 097 - Gefährliche Feinde

Titel: Rolf Torring 097 - Gefährliche Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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alte Inder traten auf ihn zu und sprachen lange eindringlich auf ihn ein.  
      Schließlich verkündete der alte Priester mit lauter Stimme:  
      „Wir haben beschlossen, die beiden Fremdlinge so lange hier zu behalten, bis Dschira uns ein Zeichen gibt, daß wir sie freilassen sollen. Wenn es ihr Wille ist, werden wir das Zeichen bald erhalten."  
      Ich bewunderte die Gerissenheit des alten Priesters. Die Menge war mit dieser Entscheidung zufrieden. Nur einige begehrten dagegen auf und verlangten unsere sofortige Freilassung.  
      Wir wurden rasch aufgehoben und in einen Nebenraum getragen, den zwei Inder bewachten.  
      Leider hatte man uns so weit voneinander entfernt niedergelegt, daß wir uns nicht gegenseitig die Fesseln lösen konnten. Da man uns außerdem noch an die Wand festgebunden hatte, konnten wir uns auch nicht aufeinander zurollen.  
      Die beiden jungen Inder betrachteten uns mit freundlichen Blicken, sie hatten zu denen gehört, die unsere sofortige Freilassung verlangt hatten. Aber sie mußten aufpassen, daß wir uns nicht selbst befreiten. Stumm saßen sie in einigem Abstand uns gegenüber.  
      Ich nahm an, daß die beiden der deutschen Sprache nicht mächtig sein würden, und rief Rolf ein paar deutsche Worte zu. Die jungen Inder verhinderten unsere Unterhaltung nicht. Ich fragte Rolf, was seiner Ansicht nach mit uns geschehen würde.  
      „Es gibt zwei Möglichkeiten, Hans," erwiderte Rolf. „Entweder erzählt der alte Priester morgen, daß Dschira ihm im Traum erschienen ist und befohlen hat, daß wir getötet werden, oder er versucht es in der Nacht heimlich selbst und erzählt morgen, daß Dschira es getan hat."  
      „Und was können wir dagegen tun, Rolf? Auf Pongo und Balling können wir nicht rechnen."  
      „Wenn wir ein paar Tage Zeit hätten, glaube ich doch, daß Pongo uns finden würde Leider müssen wir mit dem Haß des alten Inders rechnen, der sicher sehr bald etwas gegen ums unternehmen wird. Ich konnte nicht feststellen, ob er gleichgesinnte Anhänger hat, die ihn in seinen Racheplänen unterstützen werden. Meine Fesseln sind so stark, daß ich sie nicht lockern kann. Also müssen wir es dem Zufall überlassen, was sich weiter ereignet."  
      „Nette Aussichten, Rolf. Wenn es dem alten Herrn einfallen sollte, uns heute nacht zu ermorden, können wir uns nicht einmal verteidigen. Auch ich bin so hart gefesselt, daß ich mich ohne Hilfe nicht befreien kann. Ich habe schon die größten Anstrengungen gemacht — vergeblich."  
      „Wenn der alte Priester nicht wäre, würden wir längst wieder frei sein. Bei einer an Seelenwanderung glaubenden Sekte wäre das nicht schwer gewesen. Aber die Gottheit hat hier im Grunde ja nichts zu sagen, sie ist doch nur ein williges Werkzeug in der Hand der obersten Priester. Wenn wir behaupten, daß die Gottheit selbst uns befreit hat, ist es für ihn, der damals schon die Anweisung gab, uns zu töten, schwer, das Gegenteil zu beweisen: er kann sich ja nicht selbst als Lügner offenbaren. Meine Hoffnung hat sich leider nur zum Teil erfüllt. Aber ich baue darauf, daß uns ein glücklicher Zufall weiterhelfen wird."  
      Um die Mittagszeit erhielten wir ein reichliches Essen. Dazu wurden uns die Handfesseln abgenommen. Als wir später wieder gefesselt wurden, bemerkte ich bei Rolf einen gespannten Zug im Gesicht, als der eine der beiden jungen Inder die Fesseln wieder anlegte. Ich wollte ihn nicht sofort fragen, aber ich vermutete, daß er etwas getan hatte, womit er sehr zufrieden war.  
      Die Inder hatten ihre bisherigen Plätze nicht wieder eingenommen, sondern waren in die Vorhalle getreten. Sie ließen jedoch die Tür so weit auf, daß sie uns jederzeit sehen konnten.  
      „Was hast du getan, Rolf?" fragte ich ganz leise.  
      „Ein kleines Kunststück, Hans! Es ist gut gelungen. Erinnerst du dich des Illusionisten (Zauberkünstlers), der im Hotel in Bombay eine Vorstellung gab und mit dem ich hinterher eingehend sprach?"  
      „Ich entsinne mich deutlich, Rolf. Was hat der Zauberkünstler mit dem zu tun, was du getan hast?"  
      „Er zeigte mir einen Entfesselungstrick, den ihm keiner nachmachen konnte. Ich habe ihm für eine beträchtliche Summe den Trick abgekauft, ihm aber versprochen, ihn nie vorzuführen, sondern nur zu verwenden, wenn ich ihn einmal brauchen sollte, um mich im Ernstfall selbst zu befreien. Man schlägt sich, während man gefesselt wird, als ob man dem helfen wollte,

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