Rolf Torring 118 - Der gefährliche Hummer
aus der Betäubung erwachen und uns helfen, die Insel unter Kontrolle zu halten. Meiner Ansicht nach kommt Falker nur dann noch einmal zurück, wenn er sich in den Kopf gesetzt haben sollte, sich an uns zu rächen."
Die Gäste des Kurhauses hatten von den Vorgängen nichts erfahren, sie hatten nicht einmal bemerkt, daß die Herren, die am Nachmittage in Zivil da waren, von der Polizei kamen. Das war gut so: die Ruhe eines Kurortes darf möglichst nicht gestört werden. Wenn nach Falker gefragt wurde, den einige Gäste seiner Höflichkeit wegen schätzten, sagten die Kellner und Serviererinnen und das sonstige Personal, daß er erkrankt sei und sich habe nach dem Festlande bringen lassen.
Wir widmeten uns an diesem Abend den Gästen des Hauses, denen ich aus unserem reich bewegten Leben manche ernste und schnurrige Geschichte erzählte. Erst kurz vor Mitternacht zogen wir uns auf unsere Zimmer zurück. Da wir am Nachmittag etwas geruht hatten, schlug Rolf vor, noch einmal einen kleinen „Bummel" über die Insel zu unternehmen. Ich war sofort damit einverstanden.
Wir waren jetzt mit der Örtlichkeit vertraut und kannten die Stelle, wo der Hausmeister die Fallgrube angelegt hatte. Als im Hause alles ruhig geworden war, stiegen wir durch ein Fenster in den Garten und schlichen zur felsigen Ostküste, wo der Hausmeister unserer Meinung nach landen würde, wenn er der Insel wirklich noch einen Besuch abstatten sollte.
Dort suchten wir uns eine geeignete Stelle aus, von der wir einen weiten Überblick hatten, und warteten geduldig drei volle Stunden. Der Mond schien hell, so daß wir gute Sicht hatten. Weit und breit aber war kein Fahrzeug zu sehen.
Endlich gegen Morgen, als wir es schon aufgegeben hatten, Falker in dieser Nacht wiederzusehen, kam ein schnelles Motorboot über das Wasser der Insel entgegen gerast. Wir saßen ziemlich erhöht in den Felsen und konnten vom Wasser her nicht erkannt werden. Das Motorboot verschwand seitlich unter uns im Felsen und kam nicht wieder zum Vorschein.
„Das kann nur Falker gewesen sein!" flüsterte Rolf. „Wir müssen hinunter, um ihn zu fangen. Hoffentlich hat er seinen Hummer bei sich"
„Direkt unter uns müßte demnach die Grotte liegen, wo Falker sein Motorboot versteckt," meinte ich leise.
„In die Grotte können wir nur vom Wasser aus gelangen," stellte Rolf fest. „Am besten wird es sein, du bleibst hier, um zu beobachten, ob das Motorboot wieder auftaucht. Ich gehe zu den Fischerhäusern und leihe mir ein Boot aus. Ich werde bald wieder hier sein."
Leise verschwand mein Freund zwischen den Felsen. Ich kletterte ein Stück abwärts, um der Grotte und damit dem Motorboot so nahe wie möglich zu sein. Bald war ich so weit unten, daß ich, wenn ich mich über einen Felsen vorbeugte, den sehr versteckt liegenden Eingang der Grotte erkennen konnte. Nach einer knappen Stunde kam Rolf angefahren. Ich winkte ihm zu. Durch Handzeichen machte mir Rolf eine Stelle deutlich, wo ich zu ihm ins Boot steigen konnte. Bald saß ich neben ihm. Rolf lenkte den Kahn unmittelbar auf den Eingang der Grotte zu. Ich saß vorn im Boot, hatte die Taschenlampe in der linken Hand und die Pistole in der rechten, jeden Augenblick bereit, aktiv einzugreifen, wenn sich etwas ereignen sollte.
Als wir die Einfahrt in die Grotte erreicht hatten, ließ ich die Taschenlampe aufflammen. Die Grotte war verhältnismäßig klein. Ich konnte sie deshalb im Augenblick übersehen. Im Hintergrunde lag das Motorboot. Den Hausmeister sah ich nicht.
Rolf steuerte den Kahn ganz in die Grotte hinein und legte neben dem Motorboot an. Wir kletterten auf das Felsplateau hinauf, an dem das Motorboot vertäut war, und untersuchten die Höhle. Hinter einem Felsvorsprung begann ein Gang, der sich tief in den Berg hinein fortzusetzen schien. Sicher hatte er irgendwo in der Nähe des Kurhauses einen Ausgang.
Hier mußte der Hausmeister verschwunden sein. Wir zögerten nicht, den Gang zu betreten, der sich in Windungen dahinzog und verschiedentlich zu kleinen Höhlen erweiterte. Er endete in einem tiefen Becken. Den Hausmeister fanden wir ebenso wenig wie einen Ausgang. Sollte der Gang vom Becken aus, das übrigens trocken war, weiterführen? Sollten wir hinuntersteigen? Ein unbestimmtes Gefühl sagte uns, daß wir dabei eine unangenehme Überraschung erleben würden. Fragend blickte ich Rolf an. Er wußte im Augenblick auch nicht, was wir am
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