Rolf Torring 118 - Der gefährliche Hummer
Ich möchte mich sofort an die Arbeit machen."
Wir verabschiedeten uns einstweilen von Doktor Stapley, der mit dem Hummerkorb in sein Laboratorium ging.
Nach einer Stunde bat Doktor Stapley uns wieder zu sich. Seine Untersuchung der Hummerscheren hatte ergeben, daß es sich um ein indisches Gift handelte, das zwar sehr schnell im menschlichen Körper wirkte, aber ebenso rasch spurlos verschwand, wenn es in die Gefäße eingedrungen war.
Am Nachmittage traf die Polizei wieder auf der Insel ein. Es waren vier Beamte in Zivil, die von einem Kriminalkommissar geführt wurden. In einem Protokoll mußten wir unsere weiteren Erlebnisse mit Falker schriftlich niederlegen, das ersparte uns ein späteres Auftreten als Zeugen.
Anschließend bestiegen wir alle das Polizeimotorboot und fuhren um die Insel herum bis zum Eingang der Grotte. Als wir zu Pongo kamen, hatte Falker gerade die Augen aufgeschlagen. Sein anfängliches Leugnen half ihm nichts. Schließlich legte er an Ort und Stelle noch ein Geständnis ab.
In seinem Motorboot wurden Teile des Eigentums der Kurgäste gefunden, die er beraubt hatte. Die Polizei nahm die Sachen in Sicherungsverwahrung, um sie den Erben zuzustellen.
Die beiden koreanischen Fischer waren nach Falkers Aussage die einzigen, von ihm zu Handreichungen gezwungenen Helfer gewesen. Die Polizei verzichtete darauf, nach ihnen zu suchen.
Schließlich fuhr das Polizeiboot ab. Wir schlenderten langsam durch den Garten nach dem Kurhaus zurück. Pongo und John gingen sofort zur Jacht, sie hatten beide tüchtigen Hunger, was nicht zu verwundern war.
Doktor Stapley bedankte sich in seinem Arbeitszimmer noch einmal für unsere Hilfe, die ihm den Ruf seines Heilbades erhalten hatte.
„Wenn Sie noch eine Bitte haben, meine Herren, so sprechen Sie sie aus. Was ich für Sie tun kann, werde ich immer gern tun," meinte der Arzt zum Schluss.
„Wir hätten schon eine Bitte. Sie erinnern sich Ihres früheren Dieners Jim Marion, der uns auf die Vorkommnisse auf Ihrer Insel aufmerksam machte. Wie wäre es, wenn Sie ihn statt Falker als Hausmeister des Kurhotels einsetzen. Ich glaube, Sie können sich auf ihn vollständig verlassen. Daß er Sie persönlich in Verdacht hatte, die Schuld an den Ereignissen zu tragen, dürfen Sie ihm nicht verübeln."
Doktor Stapley war mit der von Rolf vorgeschlagenen Lösung sofort einverstanden. Er freute sich, gleich einen Ersatz für Falker zu haben. —
Jim Marion strahlte, als wir ihm auf der Jacht mitteilten, daß er aussteigen und seine neue Stellung antreten könne. Er bedankte sich herzlich.
Für den Abend hatte uns Doktor Stapley noch zu einem Imbiß und einer Flasche Wein gebeten. Wir saßen lange zusammen und unterhielten uns über alle möglichen Fragen und Probleme, erzählten auch noch ein paar Erlebnisse aus der letzten Zeit unserer Wanderungen und Fahrten. Plötzlich meinte der Doktor:
„Hätten Sie Lust, einmal nach Fu Tschou zu fahren? Dort wohnt ein Doktor Tju ein Chinese. Ich hatte früher einmal Gelegenheit, seine Bekanntschaft zu machen. Er wird sich meiner allerdings kaum mehr erinnern. "
„Hat es mit Doktor Tju eine besondere Bewandtnis?" fragte Rolf.
„Ja, mit seiner — Karawane!" war des Doktors Antwort. „Näheres kann ich Ihnen allerdings nicht sagen, da ich nichts weiter darüber weiß."
„Wir haben noch kein festes Ziel und können ohne weiteres von hier aus nach Fu Tschou reisen," meinte Rolf bedächtig. „Von dort möchte ich einen Abstecher nach — Tibet machen."
„Tibet war auch schon immer der große Traum meines Lebens," sagte Doktor Stapley leise vor sich hin.
Wir fuhren tatsächlich nach Fu Tschou. Was wir mit „Doktor Tjus Karawane" erlebten, habe ich im nächsten Band geschildert.
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