Rolf Torring 118 - Der gefährliche Hummer
günstigsten unternehmen könnten.
„Steigen wir doch hinab!" meinte er endlich.
Während Rolf noch sprach, fühlte ich einen heftigen Schmerz am Kopf und verlor die Besinnung.
5. Kapitel Pongo rettet
Als ich erwachte, brummte mir der Kopf wie eine Bassgeige. Wo ich mich befand, wußte ich nicht. Ich lag auf felsigem Boden und war an Händen und Füßen gefesselt, dazu hatte ich einen Knebel im Mund, der mich am Sprechen hinderte. Tiefe Finsternis umgab mich.
War Rolf auch hier? Oder war ich allein? Allmählich wurden meine Gedanken klarer. Ich war niedergeschlagen worden. Von hinten natürlich. Das konnte nur Falker getan haben. Er würde ebenso plötzlich wie mich auch Rolf überwältigt haben.
Als ich mich ein Stück zur Seite wälzte, stieß ich an einen Körper. Das mußte Rolf sein. Ich morste auf seinem Arm unser bekanntes Signal. Er war es, denn er antwortete sofort.
Durch Morsezeichen, mit den Fingern auf den Arm des Nachbarn getippt, unterhielten wir uns. Rolf berichtete kurz, daß er gleich nach mir zusammengesunken und eben erst erwacht sei. Wo wir uns befanden, wußten wir nicht, wir nahmen aber an, daß wir auf dem Boden des Beckens lagen, denn Falker würde sich nicht die Mühe gemacht haben, uns fortzuschleppen.
„Wie werden wir uns retten können?" fragte ich Rolf durch das Fingermorsesystem.
„Wir müssen auf Pongo hoffen," war die Antwort meines Freundes.
„Er wird unsere Spur kaum finden, da wir mit dem Kahn in die Grotte eingefahren sind," antwortete ich.
»Versuchen wir, uns gegenseitig die Fesseln zu lösen" schlug Rolf vor.
Wir drehten uns Rücken an Rücken, so daß ich mit meinen Händen Rolfs Fesseln abtasten konnte. Da es sich um dünne, geteerte Hanfschnur handelte, mit der wir gebunden waren, mußte ich den Versuch als zwecklos bald aufgeben.
„Wenn Falker noch einmal hierherkommt, können wir vielleicht durch eine List freikommen," morste Rolf wieder.
Der Wunsch ging erst nach vielen Stunden in Erfüllung. Meiner Schätzung nach mußte es gegen Mittag sein, als wir einen hellen Schein bemerkten. Bald erkannten wir über uns einen Menschen, der sich zu uns hinab beugte. Wir lagen wirklich in dem Becken der Grotte, der Mann oben war Falker.
„Mischen Sie sich nie wieder in die Angelegenheiten eines anderen Menschen," sagte Falker böse. „Na, Sie werden keine Gelegenheit mehr dazu haben. Bereiten Sie sich auf Ihre letzten Minuten vor. Das Becken gehört zum Abfluss des Badebassins. Es füllt sich mit Wasser, wenn der Abfluss geöffnet wird. Diesmal bleibe ich, bis das Werk vollendet ist. Sie sollen ein zweites Mal nicht entkommen. Erst wenn Sie ausgelöscht sind, habe ich meine Ruhe wieder."
Antworten konnten wir dem Hausmeister der Knebel wegen, die wir im Munde hatten, nicht. Nach einer Weile fuhr Falker fort:
„Heute gegen 11 Uhr, in einer Viertelstunde also, wird ein reicher Kurgast baden. Durch den Abfluss, den ich von hier aus leicht öffnen kann, werde ich den Hummer in das Bassin setzen. Das soll mein letzter Gruß an Doktor Stapley sein. Den Hummer hole ich mir dann zurück und verschwinde endgültig von der Insel."
Als der Hausmeister schwieg, morste Rolf auf meinem Arm:
„Wenn das Wasser kommt, versuchen wir aufzustehen. Dadurch gewinnen wir Zeit. Vielleicht kommt Pongo doch noch!"
Das war eine Hoffnung, eine letzte Hoffnung, an die wir uns klammern konnten. Pongo würde unsere Spuren bis zur Ostküste wohl finden, ob er die Grotte fand, blieb eine andere Frage.
Der Hausmeister schwieg noch immer. Erwartete er, daß wir versuchen würden, uns zu befreien?
Schließlich sah er auf seine Armbanduhr, die er mit der Taschenlampe anleuchtete. Noch einmal wandte er sich an uns:
„Den Hummer halte ich an einem Hanffaden, um ihn zurückziehen zu können. Die Klappe dort führt zum Bassin, da lasse ich das Tier hinein."
Vorsichtig öffnete er die Klappe. Das zur Klappe führende Rohr mußte im letzten Stück nach oben gebogen sein, denn es floß beim öffnen der Klappe kein Wasser heraus. Der Hummer wurde in den an der Klappe beginnenden Gang gestoßen. Den Faden behielt Falker in der Hand. Das rechte Ohr legte er an die Klappe, nachdem er sie wieder geschlossen hatte. Der Faden lief wohl durch eine winzige Öffnung in der Klappe. So wartete Falker etwa zehn Minuten.
Dann riß er plötzlich
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