Rolf Torring 118 - Der gefährliche Hummer
daß wir davon gesprochen hatten, daß wir ein oder zwei Tage fort sein würden. Wir fanden ihn später in seinem Arbeitszimmer, wo er uns sofort fragte, ob wir in der Nacht noch etwas unternommen oder gar erreicht hätten.
»Wir haben die Ursache der Todesfälle mitgebracht," sagte Rolf schlicht. „Holst du bitte mal den Korb, Hans? Wir wollen das Tier Herrn Doktor übergeben, damit er es untersucht."
Ich ging, um den Korb zu holen. Als ich unser Zimmer betrat, blieb ich überrascht auf der Schwelle stehen: am Tisch saß Pongo. Er war eingeschlafen. Das war nicht die Art unseres Begleiters, zumal er auf den Korb zu achten hatte.
Den Korb konnte ich nicht sofort finden. Ich wollte Pongo wachrütteln, aber er war nicht munter zu kriegen. Daraufhin eilte ich zum Arbeitszimmer Doktor Stapleys zurück und berichtete, daß der Korb verschwunden und Pongo eingeschläfert sei.
Wenige Augenblicke später standen wir zu dritt in unserem Zimmer um Pongo herum, den Doktor Stapley sofort gründlich untersuchte. Er war durch ein Gift betäubt worden. Der Doktor ließ ihn in ein Krankenzimmer bringen, wo er ihm eine Injektion als Gegenmittel geben wollte.
Rolf und ich untersuchten inzwischen unsere Zimmer — der Korb mit dem Hummer war tatsächlich verschwunden. Jetzt konnten wir dem Hausmeister außer durch unsere Aussage nichts nachweisen, zumal auch die beiden koreanischen Fischer die Insel längst verlassen hatten.
Als wir uns eine Stunde später wieder mit dem Doktor trafen, berichtete er uns, daß Pongo ein schweres indisches Betäubungsmittel beigebracht worden sei, das seine Wirkung unter vierundzwanzig Stunden nicht verlieren würde. Das Gegenmittel Doktor Stapleys hatte zwar die Gefährlichkeit der Wirkung und Nachwirkung genommen, konnte aber die Betäubungszeit selbst nur um wenige Stunden verkürzen.
Rolf berichtete jetzt ausführlich, was wir nachts erlebt hatten. Doktor Stapley war darüber außerordentlich empört und wollte den Hausmeister sofort verhaften lassen. Er ließ sich auch durch Rolfs Zureden, daß mit dem Zuschlagen noch gewartet werden müsse, von seinem Plane nicht abbringen, sondern gab ein Radiotelegramm nach dem Festlande auf, so daß am Nachmittage schon die Polizei auf der Insel sein konnte, um Falker zu verhaften.
Wir hatten den Hausmeister in der Zwischenzeit nicht mehr gesehen und suchten ihn jetzt vergeblich in allen Räumen. In seinem Zimmer im Dachgeschoß des Kurhauses machte der Doktor eine wichtige Entdeckung: in einem kleinen Wandschrank fand er die Anschlüsse zu den Mikrofonen, die es ihm ermöglicht hatten, von seinem Zimmer aus alle im Hause geführten Gespräche abzuhören.
Wir suchten systematisch die ganze Insel ab, fanden von Falker aber keine Spur. In der Baracke, in der wir gefangen gewesen waren, war er auch nicht. Doktor Stapley bedauerte schon, die Polizei bereits verständigt zu haben, da er ja jetzt keine schlagkräftigen Beweise gegen den Mann in Händen hatte.
So blieb uns nichts anderes übrig, als ein ausführliches Protokoll über unsere Erlebnisse auf der Insel aufzusetzen, das wir den am Nachmittage wirklich eintreffenden Beamten aushändigten, die versprachen, alles daranzusetzen, um Falkers Aufenthalt zu ermitteln.
Nach Angabe einiger Fischer sollte Falker die Insel in einem an der Ostküste versteckt gewesenen Motorboot verlassen haben. Er schien seine Flucht für alle Fälle gut vorbereitet zu haben.
Als die Beamten die Insel verließen, baten wir sie, nach unserer Jacht Ausschau zu halten und sie zurückzuschicken, falls sie ihren Aufenthaltsort ausfindig machen könnten.
Am Abend saßen wir in Doktor Stapleys Arbeitszimmer zusammen. Dabei sagte Rolf:
„Wir können ganz zufrieden mit unseren Ermittlungen sein. Sie, Herr Doktor, wissen nun die Ursache der Todesfälle. Der koreanische Fischer wird sich langsam wieder erholen. Pongo ist nichts Ernsthaftes geschehen. Nur den Hummer selbst konnten wir Ihnen nicht oder noch nicht übergeben, damit Sie hätten feststellen können, mit welchem Gifte Falker gearbeitet hat."
„Den Verbrecher zieht es an den Ort der Tat zurück," meinte der Doktor. „Das ist eine alte Weisheit. Auch Falker wird noch einmal hierherkommen, wenn es auch noch so töricht von ihm ist. Ich habe das sicher im Gefühl."
„Wir bleiben, wenn es Ihnen recht ist, Herr Doktor, noch ein paar Tage auf der Insel. Pongo wird gegen Morgen
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