Rolf Torring 124 - Die Ratten von Peking
Ich muß Sie für verhaftet erklären."
Wir brachen in ein schallendes Gelächter aus, das den Präsidenten natürlich verwundern mußte. Kennt faßte sich zuerst, er trat dicht an den Chinesen heran und sagte:
„Haben Sie schon einmal etwas von den — 'Ratten von Peking' gehört?"
Der Präsident war so verdutzt, daß er es gleich bejahte.
„So, so! Sie haben Kenntnis davon, Herr Präsident!" sprach Kennt weiter. „Aber es ist Ihnen bisher nicht gelungen, der Leute habhaft zu werden und den Führer zu ermitteln. Wir sind sozusagen erst ein paar Stunden in der Stadt und haben es gleich herausgefunden. Wir waren heute Nacht — Gefangene des Schang Ti, oder wenn Sie wollen, Lu Mahongs!"
„Wollen Sie damit behaupten, daß der Kaufmann Lu Mahong der Schang Ti, der Führer der 'Ratten', ist?" fragte der Präsident mehr als verwundert.
Der Professor hatte so ernst gesprochen, daß der Präsident die Angelegenheit ebenso ernst behandeln mußte. Er wußte im Augenblick nicht, was er tun sollte. Freundlich bat deshalb der Professor den Chinesen noch einmal, in einem Sessel Platz zu nehmen. Als der Präsident saß, berichtete Kennt mit kurzen, sachlichen, überzeugenden Worten, was sich zugetragen hatte, seitdem wir uns mit der Bahn Peking näherten.
Schließlich zeigte Rolf die Papiere, die wir der Schublade des Tisches im Gerichtssaal im Hause Mahongs entnommen hatten. Die Aufzeichnungen nannten die Namen der zwölf Chinesen, die die Unterführer der „Ratten" waren. Lu Mahong selbst hatte als Chef der Bande seine Unterschrift unter die Papiere gesetzt.
Der Präsident war zunächst so verwundert, daß er keinen Ton herausbringen konnte. Schließlich fand er nicht enden wollende Worte des Dankes, daß wir ein großes Geheimnis gelöst hätten.
Rolf sagte ihm, daß ein Kamerad von uns gerade noch einmal zu Lu Mahong gegangen sei. Wenn er in der vereinbarten Zeit nicht zurückkäme, möchte er eingreifen.
Der Polizeipräsident erklärte sich einverstanden und verließ das Hotelzimmer.
„Mahong hat also längst bemerkt, daß wir entkommen sind," sagte Rolf zu uns. „Margolo ist mehr gefährdet, als er angenommen hat. Kommt, wir gehen auch zu Mahong und nehmen Maha mit!"
„Am besten verlassen wir das Hotel durch den Wirtschaftsausgang," schlug Kennt vor, „denn Mahong wird das Hotel beobachten lassen, ob die Polizei uns verhaftet hat."
Rolf war plötzlich von einer großen Unruhe erfaßt und drängte zum Aufbruch. Durch den Hinterausgang, der in eine Nebenstraße führte, verließen wir das Hotel. Pongo führte Maha an der kurzen Leine.
Nach einer guten halben Stunde standen wir vor Mahongs Haus. Wir hatten vereinbart, daß Kennt und Pongo den Weg ins Haus durch den Garten nehmen sollten, während Rolf und ich uns am Haupteingang melden lassen wollten.
Wir läuteten. Ein großer Chinese erschien und schrak zusammen, als er uns erblickte. Sofort erklärte er, daß der Hausherr verreist sei.
Rolf ließ sich dadurch nicht abhalten. Er betrat das Haus ganz einfach, indem er den Chinesen beiseite schob. Als der sich zur Wehr setzen wollte, hielt er ihm die Pistole entgegen. Rolf befahl ihm, ganz still zu sein, sonst würde er von der Waffe Gebrauch machen.
Der Chinese hatte aber doch einen Schrei ausgestoßen. Daraufhin erschienen zwei andere Diener, die ich mit der Waffe in Schach hielt.
Rolf öffnete die erste Tür zu seiner Rechten. Das Zimmer war leer, die Fenster vergittert. Wir sperrten die drei chinesischen Diener in den Raum ein, steckten den Schlüssel ein und drangen weiter vor. Wo das Empfangszimmer lag, wußten wir. Als wir eintraten, fanden wir es leer. Rolf schlug sofort den zum Nebenzimmer führenden Vorhang beiseite. Wir traten in das Arbeitszimmer Lu Mahongs ein, das ebenfalls leer war. Aber da war noch ein Vorhang, der den Eingang zu einem Nebenraum verdeckte. Der Vorhang bewegte sich leicht. Wir traten auf den Vorhang zu.
Da wurde er bereits zurückgeschlagen, und — Mahong stand vor uns.
„Ich dachte, Sie seien verreist!" lachte Rolf ihn laut an. „Wir wollten uns nur nach dem Befinden unseres Kameraden Margolo erkundigen."
Lächelnd schritt Mahong auf seinen Schreibtisch zu, setzte sich und bat uns durch eine Handbewegung, ebenfalls Platz zu nehmen, wir lehnten jedoch ab. Rolf kannte den Sessel ja!
Mein Freund bedrängte den Chinesen immer stärker,
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