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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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EINLÄSST, KANN BALD NICHT MEHR KLAR DENKEN. GLAUB MIR. VERMEIDE ES, IN IHRE ANGELEGENHEITEN GEZOGEN ZU WERDEN.
    »Aber ich bin ein Mensch.«
    ICH HABE NICHT BEHAUPTET, DASS ES EINFACH IST. AM BESTEN DENKST DU GAR NICHT DARAN. VERBANNE ALLE GEFÜHLE AUS DIR.
    »Damit kennst du dich aus, wie?« erwiderte Susanne hitzig.
    IN DER JÜNGSTEN VERGANGENHEIT HABE ICH MIR DANN UND WANN ETWAS GEFÜHL GELEISTET, räumte Tod ein. ABER ICH KANN ES JEDERZEIT AUFGEBEN.
    Erneut hob er das Stundenglas.
    WIR ERLEBEN HIER EIN INTERESSANTES PHÄNOMEN, sagte er. MUSIK IST VON NATUR AUS UNSTERBLICH UND KANN MANCHMAL DAS LEBEN DERJENIGEN VERLÄNGERN, DIE IN EINEM ENGEN KONTAKT MIT IHR STEHEN. ICH HABE BEMERKT, DASS BERÜHMTE KOMPONISTEN OFT BESONDERS LANGE LEBEN. DIE MEISTEN VON IHNEN SIND STOCKTAUB, WENN ICH ZU IHNEN KOMME. IRGENDEIN GOTT FINDET DAS VERMUTLICH SEHR LUSTIG. Tod brachte es fertig, Verachtung zum Ausdruck zu bringen. ES ENTSPRICHT DER GÖTTLICHEN VORSTELLUNG VON EINEM WITZ. 18
    Er stellte das Stundenglas ab und klopfte mit einem knöchernen Finger dagegen.
    Ein seltsames Geräusch erklang. Es hörte sich an wie Whauuuooommmiiieeeh-dadumm-dadumm-dadumm.
    ER HAT KEIN LEBEN. ER HAT MUSIK.
    »Wurde er von Musik… übernommen?«
    SO KÖNNTE MAN ES AUSDRÜCKEN.
    »Und das verlängert sein Leben?«
    DAS LEBEN IST DEHNBAR. MANCHMAL GESCHIEHT SO ETWAS BEI MENSCHEN. ES PASSIERT NICHT OFT, UND IN DEN MEISTEN FÄLLEN SIND DIE UMSTÄNDE TRAGISCH. DOCH DIES IST KEIN MENSCH, SONDERN MUSIK.
    »Er spielte etwas, ein Saiteninstrument, das einer Gitarre ähnelte…«
    Tod drehte sich um.
    TATSÄCHLICH? NA SO WAS…
    »Ist es wichtig?«
    NUN, ES IST… INTERESSANT.
    »Sollte ich darüber Bescheid wissen?«
    ES HAT KEINE BEDEUTUNG IN DEM SINN. IN GEWISSER WEISE IST ES EINE MYTHOLOGISCHE ANEKDOTE. DIE ANGELEGENHEIT WIRD SICH REGELN, VERLASS DICH DRAUF.
    »Sie wird sich regeln? Wie meinst du das?«
    VERMUTLICH STIRBT DER JUNGE IN EINIGEN TAGEN.
    Susanne starrte auf die Lebensuhr hinab.
    »Wie schrecklich!«
    STEHST DU IN EINER ENGEREN BEZIEHUNG ZU IHM?
    »Was? Nein! Ich habe ihn nur einmal gesehen.«
    EURE BLICKE… TRAFEN SIE SICH ÜBER DIE KÖPFE VIELER ANDERER LEUTE HINWEG ODER DERGLEICHEN?
    »Nein! Natürlich nicht.«
    WARUM LIEGT DIR DANN ETWAS AN IHM?
    »Weil er… weil er ein Mensch ist, deshalb«, erwiderte Susanne. Sie war von sich selbst überrascht. »Ich sehe nicht ein, warum mit dem Leben einer Person herumgepfuscht wird«, fügte sie ein wenig unsicher hinzu. »Das ist alles. Ach, ich weiß nicht.«
    Tod bückte sich, bis sein Kopf auf einer Höhe mit dem Gesicht des Mädchens war.
    IST DIR NOCH NICHT AUFGEFALLEN, DASS DIE MEISTEN LEUTE DUMM SIND UND IHR LEBEN VERGEUDEN? HAST DU NICHT VON BINKYS RÜCKEN AUS AUF EINE STADT HINABGEBLICKT UND GEDACHT, WIE SEHR SIE EINEM AMEISENHAUFEN ÄHNELT? EIN AMEISENHAUFEN VOLLER BLINDER GESCHÖPFE, DIE IHRE KLEINE WELT FÜR REAL HALTEN… MAN SIEHT DIE KLEINEN FENSTER UND MÖCHTE SICH VORSTELLEN, DASS ES DAHINTER INTERESSANTE GESCHICHTEN GIBT. DOCH MAN WEISS, DASS DORT NUR ABSOLUT LANGWEILIGE SEELEN EXISTIEREN, NAHRUNGSKONSUMENTEN, DIE IHRE INSTINKTE MIT GEFÜHLEN VERWECHSELN UND GLAUBEN, IHR BANALES LEBEN SEI WICHTIGER ALS EIN WINDHAUCH.
    Das blaue Glühen in den leeren Augenhöhlen war unauslotbar tief und schien Susannes Gedanken anzusaugen.
    »Nein«, flüsterte sie. »Nein, so etwas habe ich nie gedacht.«
    Tod straffte seine Gestalt abrupt und drehte sich um. SOLCHE VORSTELLUNGEN SIND MANCHMAL RECHT HILFREICH, sagte er.
    »Aber es ist doch alles nur Chaos «, entgegnete Susanne. »Die Art und Weise, wie Leute sterben… hat keinen Sinn. Und es gibt keine Gerechtigkeit !«
    HA!
    »Du kannst etwas unternehmen«, beharrte Susanne. »Immerhin hast du meinen Vater gerettet.«
    DAS WAR SEHR DUMM VON MIR. WER DAS SCHICKSAL EINES EINZELNEN MENSCHEN ÄNDERT, ÄNDERT DAMIT AUCH DIE WELT. DAS WEISS ICH NUN. DIR SOLLTE ES EBENFALLS KLAR SEIN.
    Tod kehrte seiner Enkelin noch immer den Rücken zu.
    »Warum sollten wir die Dinge nicht verändern, wenn die Welt dadurch besser wird?« fragte Susanne.
    HA!
    »Hast du etwa Angst davor, die Welt zu verändern?«
    Tod drehte sich um. Sein Gesichtsausdruck ließ Susanne zurückweichen.
    Langsam trat er auf sie zu und zischte:
    DIESE WORTE RICHTEST DU AN MICH? DU STEHST DA IN DEINEM HÜBSCHEN KLEID UND SAGST SO ETWAS ZU MIR? FÜR WEN HÄLTST DU DICH? DU SPRICHST DAVON, DIE WELT ZU VERÄNDERN. BIST DU MUTIG GENUG, SIE ZU AKZEPTIEREN, ZU ERKENNEN, WAS GETAN WERDEN

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