Rollende Steine
gefällt ihm sehr.«
»Herzlichen Dank für den Rat«, sagte Glod. »Wo geht’s zur Werkstatt?«
»Wir führen dich hin«, meinte der erste Student.
»Das ist sehr nett von euch.«
»Schon gut. Wir helfen gern.«
Die drei jungen Zauberer geleiteten Glod eine Treppe hinunter und durch einen Tunnel. Licht fiel hier und dort durch grünes Glas in der Decke. Manchmal hörte der Zwerg leises Kichern hinter sich.
Der Bibliothekar hockte in einem langen, hohen Keller auf dem Boden. Verschiedene Gegenstände lagen vor ihm: ein Wagenrad, Holzstücke, Knochen, Pfeifen, Stangen und mehrere Drahtrollen. In Ankh-Morpork würden sich einige Leute über halb demontierte Pumpen und Löcher in Zäunen wundern. Der Orang-Utan kaute an einem Rohr und betrachtete das Durcheinander nachdenklich.
»Das ist er«, sagte einer der Studenten und gab Glod einen sanften Stoß.
Der Zwerg trat vor. Hinter ihm erklang wieder das erwartungsvolle Kichern.
Er klopfte dem Bibliothekar auf die Schulter.
»Bitte um Verzeihung…«
»Ugh?«
»Die jungen Burschen da drüben haben dich ›Tier‹ genannt«, sagte Glod. Er deutete über die Schulter zur Tür. »An deiner Stelle würde ich eine Entschuldigung von ihnen verlangen.«
Ein metallisches Knirschen erklang, gefolgt von hektischem Schnaufen, als sich die jungen Zauberer gegenseitig behinderten bei dem Versuch, aus dem Keller zu fliehen.
Der Bibliothekar hatte ein Rohr ohne sichtbare Anstrengung zu einem U gebogen.
Glod ging zur Tür und sah in den Korridor. Ein zertretener Zaubererhut lag auf den Fliesen.
»Interessant«, sagte er. »Die Frage ›Wo steckt der Bibliothekar?‹ hätte vermutlich zu der Antwort geführt: ›Hau ab, du blöder Zwerg.‹ Es kommt eben darauf an, richtig mit den Leuten umzugehen.«
Er kehrte in die Werkstatt zurück und nahm neben dem Orang-Utan Platz, der dem Rohr gerade eine weitere Kurve hinzufügte.
»Was machst du da?« fragte Glod.
»Uugh-uugh-UGH!«
»Mein Vetter Modo ist hier Gärtner«, sagte Glod. »Er nennt dich einen guten Pianisten.« Er beobachtete die Hände, die damit fortfuhren, dem Rohr eine neue Form zu geben. Sie waren groß. Und der Bibliothekar hatte gleich vier davon. »Ich bin sicher, daß er sich nicht geirrt hat.«
Der Orang-Utan griff nach einem Stück Holz und biß versuchsweise hinein.
»Was hältst du davon, wenn du uns heute abend in der Trommel Gesellschaft leistest und das Pianoforte spielst?« fragte Glod. »Mit ›uns‹ meine ich mich selbst, Klippe und Buddy.«
Der Bibliothekar sah ihn aus braunen Augen an, nahm ein anderes, längeres Stück Holz und zupfte an imaginären Saiten.
»Ugh?«
»Ja, genau«, bestätigte Glod. »Der Junge mit der Gitarre.«
»Iiek.«
Der Bibliothekar schlug einen Salto rückwärts.
»Uugh uugh -uugha-UUUgha-UUGH!«
»Wie ich sehe, bist du schon richtig in Schwung«, sagte Glod.
Susanne sattelte das Pferd und stieg auf.
Jenseits von Tods Garten erstreckten sich Kornfelder, und ihr goldener Glanz war die einzige Farbe in der Landschaft. Beim Gras (schwarz) und den Apfelbäumen (schimmerndes Schwarz auf schwarzem Grund) hatte Tod nicht viel Geschick bewiesen. Die volle Farbtiefe, die allen anderen Dingen fehlte, kam allein im Kornfeld zum Ausdruck. Die Getreidehalme neigten sich hin und her, wie von einem sanften Wind gestreichelt. Aber es rührte sich kein Lüftchen.
Aus irgendeinem Grund schien das Korn eine besondere Rolle für Tod zu spielen.
Ein Pfad führte durch das Feld – sechs- oder siebenhundert Meter weit – und endete dann abrupt. Jemand schien ihn gelegentlich zu beschreiten, um dann mitten im Feld stehenzubleiben und sich umzusehen.
Binky trabte über den Weg, verharrte am Ende und drehte sich um, ohne eine einzige Ähre zu berühren.
»Ich weiß nicht, wie du es anstellst«, flüsterte Susanne dem Hengst ins rechte Ohr. »Aber bestimmt kannst du es. Und du weißt, wohin ich möchte.«
Das Pferd schien zu nicken. Albert hatte Binky ein gewöhnliches Roß genannt, aber wenn man jahrhundertelang von Tod geritten wurde, lernte man sicher das eine oder andere. Außerdem schien der Hengst von Anfang an ziemlich intelligent gewesen zu sein.
Er setzte sich wieder in Bewegung, trabte und galoppierte schließlich. Und dann flackerte der Himmel einmal.
Susanne hatte mehr erwartet. Blitzende Sterne, die plötzlich lange Streifenmuster in allen Regenbogenfarben bildeten… nicht nur ein banales Flackern. Es schien einer Reise, die über eine Kluft von fast
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