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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Freunde zu haben.

    hatte, war al es ganz einfach. Die Schülerinnen mußten eine Karte mit
    viel Grün kolorieren. Zum Mittagessen gab es Händelkraut und Vit-
    aminpudding, genau die richtige Nahrung für den Nachmittag, der im
    Zeichen des Sports stand.
    Dafür war die Eiserne Lily zuständig. Man sagt ihr nach, daß sie sich
    rasierte und Gewichte mit den Zähnen hob. Oft stand sie an der Seiten-
    linie und feuerte die Spielerinnen an mit Rufen wie: »Ran an den Ball, ihr
    schlaffen Tanten!«
    An diesen Nachmittagen hielten Frau Anstand und Frau Delokus die
    Fenster ihrer Arbeitszimmer geschlossen. Frau Anstand vertiefte sich in
    Fachbücher über Logik, während Frau Delokus in ihrer Vorstellung von
    einer Toga die Turnhal e aufsuchte, um dort Eurhythmieübungen zu
    absolvieren.
    Susanne überraschte immer wieder mit ihren hervorragenden sportli-
    chen Leistungen. Sie war gut in den Sportarten, bei denen man mit ei-
    nem Stück Holz ausholen mußte, zum Beispiel Hockey, Lacrosse und
    Schlagbal . Wenn sich Susanne mit einem Schläger in der Hand dem Tor
    näherte, verlor das Tormädchen jedes Vertrauen in seine Schutzkleidung
    und warf sich zu Boden, während der Bal in Hüfthöhe übers Spielfeld
    sauste und dabei leise summte.
    Einen Beweis für die allgemeine Dummheit der Menschheit sah Su-
    sanne darin, daß sie zwar zu den besten Spielerinnen des Internats gehör-
    te, jedoch nie in Mannschaften gewählt wurde. Man zog ihr selbst dicke
    Mädchen mit Pickeln vor. Sie hielt das für geradezu unerträglich irratio-
    nal und verstand einfach nicht den Grund dafür.
    Sie hatte die anderen Schülerinnen in aller Deutlichkeit auf ihr sportli-
    ches Geschick hingewiesen und betont, wie töricht es sei, sie nicht auszuwählen. Seltsamerweise blieben die Appel e ohne jede Wirkung.
    An diesem Nachmittag entschloß sie sich zu einem offiziellen Spazier-
    gang; eine akzeptable Alternative, vorausgesetzt, man blieb dabei nicht
    al ein. Für gewöhnlich gingen die Mädchen in die Stadt, um durch die
    Dreirosenstraße zu schlendern und in einem nicht sehr angenehm rie-
    chenden Laden Fisch mit Pommes frites zu kaufen. Frau Anstand nann-
    te Gebratenes ungesund, deshalb nutzten die Schülerinnen jede Gele-
    genheit, es zu probieren.

    »Offizielle Spaziergängerinnen« mußten mindestens zu dritt sein. Frau
    Anstand glaubte fest daran, daß keiner Gruppe, die aus mehr als zwei
    Personen bestand, Gefahren zustießen.
    Eine Gruppe, der Prinzessin Jade und Gloria Felshauertochter ange-
    hörten, brauchte ohnehin nicht zu fürchten, in Gefahr zu geraten.
    Die beiden Rektorinnen des Internats hatten zunächst gezögert, ein
    Troll-Mädchen aufzunehmen. Doch Jades Vater war der König eines
    ganzen Bergs, und es machte sich immer gut, wenn man darauf hinwei-
    sen konnte, daß auch eine Prinzessin zu den Schülerinnen gehörte. Bei
    einem Gespräch mit Frau Delokus hatte Frau Anstand außerdem betont,
    es sei die Pflicht des Internats, Hilfestel ung zu geben, wenn solche Leute Bereitschaft zeigten, richtige Leute zu werden. »Und der König ist eigentlich sehr nett und versicherte mir, er könne sich gar nicht mehr erinnern, wann er zum letztenmal einen Menschen verspeist hat.« So lauteten Frau
    Anstands Worte.
    Jade sah nicht besonders gut und hatte ein Entschuldigungsschreiben
    gegen zuviel Sonnenschein. Beim Werken fand sie Gefal en daran, Ket-
    tenhemden zu stricken.
    Gloria wurde vom Sportunterricht befreit, weil sie dazu tendierte, ihre
    Axt bedrohlich zu schwingen. Frau Anstand meinte, solche Gegenstände
    seien keine Waffen für Damen, nicht einmal für eine Zwergin, aber Gloria widersprach. Die Axt stammte von ihrer Großmutter, die sie ihr ganzes
    Leben lang gehütet und jeden Samstag geputzt hatte, selbst dann, wenn
    sie während der Woche nicht benutzt worden war.
    Gloria hielt das Erbstück auf eine Weise, die Frau Anstand veranlaßte,
    in diesem besonderen Fal nachzugeben. Um guten Willen zu beweisen,
    verzichtete die Zwergin darauf, ihren Eisenhelm zu tragen. Zwar rasierte
    sie sich nicht – es gab keine Vorschriften, die dreißig Zentimeter lange
    Bärte bei Mädchen verboten –, aber sie flocht ihren Bart zu Zöpfen und band bunte Bänder in den Farben des Internats hinein.
    In der Gesel schaft von Jade und Gloria fühlte sich Susanne seltsam
    wohl, was ihr ein erstauntes Lob von Frau Anstand einbrachte. Sie sei
    ein echter Kumpel. Susanne war sehr überrascht gewesen. Bisher hatte
    sie nicht gewußt, daß Frau

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