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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Holzklotz zu

    klopfen. So etwas sei keine Musik. Außerdem – und bei diesem Hinweis senkten sie die Stimme – sei es viel zu primitiv und tierisch.
    Die Gitarre summte weiterhin; sie reagierte auf das Pochen.
    Imp hatte plötzlich das Gefühl, daß man mit einem Schlagzeug eine
    Menge anstel en konnte.
    »Darf ich mall?«
    Er griff nach den Hämmern. Das leise Summen der Gitarre erklang
    plötzlich erwartungsvol .
    Fünfundvierzig Sekunden später legte Imp die Hämmer wieder beisei-
    te. Die letzten Echos verklangen.
    »Warum hast du zum Schluß auf meinen Helm gehauen?« fragte Glod
    langsam.
    »Entschul digung«, sagte Imp. »In der Aufregung hab ich ihn mit einem
    Becken verwechsellt.«
    »Es sehr ungewöhnlich klang«, meinte der Troll.
    »Es steckt Musik in den Steinen«, erläuterte Imp. »Man muß sie nur he-
    rausllassen. Alllles enthäl t Musik. Es kommt nur darauf an, sie zu finden.«
    »Ich selbst es möchte ausprobieren.« Lias nahm die Hämmer und
    schob sich hinter seine Felsbrocken.
    A-bamm-bopp-a-re-bopp-a-bimm-bamm-bumm.
    »Du sie hast verändert«, knirschte Lias. »Jetzt sie klingen… wild .«
    »Es klingt gut«, sagte Glod. »Viel besser als vorher.«
    In dieser Nacht schlief Imp neben Glods kleinem Bett und der Leibes-
    fülle des Trolls. Nach einer Weile schnarchte er.
    Neben ihm summten die Gitarrensaiten. Das kaum hörbare Geräusch hatte
    ihn so sehr eingelul t, daß er überhaupt nicht mehr an die Harfe dachte.

    Susanne erwachte. Etwas zupfte an ihrem Ohr.
    Sie öffnete die Augen.
    QUIEK?
    »O nein… «

    Sie setzte sich im Bett auf. Die anderen Mädchen schliefen. Das Fen-
    ster stand offen, denn Frau Anstand und ihre Kol eginnen hielten frische
    Luft für sehr wichtig. Es gab jede Menge von ihr, und gratis noch dazu.
    Das Rattenskelett kletterte auf den Fenstersims und vergewisserte sich,
    daß die junge Dame in seine Richtung blickte, bevor es in die Nacht
    sprang.
    Susanne hatte jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder sie legte sich wieder
    hin, oder sie folgte der Ratte.
    Die zweite Alternative war zweifellos die dümmere. So verhielten sich
    sentimentale Leute in schmalzigen Büchern: naive, unerfahrene Mäd-
    chen, die in idiotische Welten vol er Kobolde und sprechender Tiere
    gerieten. Mädchen, denen immer etwas zustieß, die nie Eigeninitiative entfalteten. Sie wanderten einfach umher und gaben Kommentare ab wie:
    »Ach du liebe Güte!« Ein vernünftiger Mensch wäre innerhalb kurzer
    Zeit imstande gewesen, alles richtig zu organisieren.
    Wenn sie genauer darüber nachdachte… die Sache übte einen gewissen
    Reiz aus. Es gab zu viele wirre Gedanken auf der Welt. Susanne hatte
    immer geglaubt, es sei ihre Aufgabe – und die anderer Leute wie sie, falls
    es welche gab –, Ordnung zu schaffen.
    Sie streifte den Morgenmantel über, schob sich über den Fenstersims
    nach draußen und landete kurze Zeit später in einem Blumenbeet.
    Die Ratte huschte als winziger Schemen über den vom Mondschein
    erhellten Rasen. Susanne folgte ihr zum Stall, wo das kleine Skelett in
    den Schatten verschwand.
    Sie blieb stehen, fröstelte, kam sich wie eine Närrin vor… und beo-
    bachtete kurz darauf, wie das Skelett ein größeres Etwas aus der Finster-
    nis zerrte. Das Ding sah aus wie ein Lumpenbündel.
    Die Ratte trat um das Etwas herum und versetzte ihm einen energi-
    schen Tritt.
    »Schon gut, schon gut !«
    Das Bündel öffnete ein Auge, spähte umher und richtete den Blick
    schließlich auf Susanne.
    »Ich warne dich«, krächzte es. »Erwarte bloß nicht das N-Wort von
    mir.«

    »Wie bitte?« erwiderte Susanne.
    Das Bündel rol te zur Seite, richtete sich auf und breitete zwei schmut-
    zige Flügel aus. Die Ratte trat jetzt nicht mehr danach.
    »Ich bin ein Rabe, wie du siehst. Einer der wenigen sprechenden Vö-
    gel. Wenn mich die Leute sehen, sagen die meisten: ›Oh, du bist ein Ra-
    be, na los, sag das N-Wort.‹ Wenn ich nur einen Cent für jede Aufforde-
    rung bekäme…«
    QUIEK.
    »Schon gut, schon gut .« Der Rabe plusterte sich auf. »Das hier ist der Rattentod. Dir sind sicher der Kapuzenmantel und die Sense aufgefal en,
    nicht wahr? Tod der Ratten. Ein hohes Tier bei al en Nagern.«
    Der Rattentod verneigte sich.
    »Verbringt viel Zeit unter Scheunen und überal dort, wo Menschen ei-
    nen Tel er mit Kleie und Strychnin hinstel en«, sagte der Rabe. »Sehr
    pflichtbewußt und gewissenhaft.«
    QUIEK.
    »Was will er von mir?« fragte Susanne. »Ich bin keine Ratte.«
    »Sehr

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