Rollende Steine
Internats gewesen. Zwerge sind zwar nicht groß, können jedoch sehr schnell beschleunigen. Mancher Spieler einer gegnerischen Mannschaft erlitt einen ziemlich üblen Schock, wenn Gloria plötzlich senkrecht aus der Tiefe aufstieg.
Glod antwortete.
»Die Geflickte Trommel ?« wiederholte Lias. »Dort man mit Äxten wirft!«
»Uns droht keine Gefahr«, sagte Glod. »Gildenmitglieder wagen es
nicht, in der Trommel aufzutreten.«
»Kein Wunder«, grollte der Troll. »Dort die Mitglieder riskieren zu ver-
lieren Glieder.«
»Wir bekommen fünf Dol ar«, sagte Glod.
Lias zögerte.
»Ich fünf Dol ar könnte gut gebrauchen«, räumte er ein.
»Du meinst ein Drittel davon.«
Auf der Stirn des Trol s bildeten sich tiefe Falten.
»Ist das mehr oder weniger als fünf Dollar?« fragte er schließlich.
»Endlich bekommen wir Gelegenheit, uns den Leuten zu zeigen«, sagte
Glod.
»In der Trommel ich nicht möchte zeigen mich den Leuten«, entgegnete Lias. »In der Trommel das nicht ist gesund. In der Trommel es viel besser sein, irgendwo in Deckung zu gehen.«
»Wir brauchen nur was zu spielen«, meinte Glod. »Irgendwas. Der
neue Wirt legt großen Wert auf Unterhaltung seiner Gäste.«
»Ich dachte, es dort gibt einen einarmigen Banditen.«
»Ja, aber er wurde verhaftet.«
In Quirm gibt es eine Blumenuhr, die viele Touristen anlockt.
Die meisten von ihnen sind sehr überrascht.
Phantasielose Stadträte haben überal im Multiversum Blumenuhren
anlegen lassen. In den meisten Fäl en waren es große Uhrwerke, die in
einem Blumenbeet steckten, wobei Zifferblätter und Zeiger aus Setzlin-
gen bestanden.*
* Oder aus Methankristal en. Oder aus Seeanemonen. Am Prinzip ändert das
nichts. In jedem Fall sammeln sich an dem betreffenden Ort bald Papiertüten und leere Konservendosen.
Die Blumenuhr von Quirm hingegen ist wirklich eine Blumenuhr. Sie besteht aus vierundzwanzig verschiedenen Arten von Blumen, die zu
ganz bestimmten Zeiten ihre Blütenkelche öffnen oder schließen…
Als Susanne vorbeilief, öffnete sich gerade die Purpurne Winde, und
die Liebe-im-Faden rol te ihre Blätter ein. Das bedeutete: Es war unge-
fähr halb elf Uhr abends.
Leere Straßen erstreckten sich vor dem Mädchen. Die Stadt Quirm
zeichnete sich nicht gerade durch ein sehr intensives Nachtleben aus.
Wer nach Quirm kam und sich vergnügen wol te, mußte einen anderen
Ort aufsuchen. In Quirm herrschten so hohe moralische Maßstäbe, daß
selbst die Hunde um Erlaubnis fragten, bevor sie zur Toilette gingen.
Nun, die Straßen waren fast leer. Susanne glaubte zu hören, daß ihr jemand folgte. Sie vernahm leises Trippeln, und manchmal, wenn sie einen
verstohlenen Blick über die Schulter warf, sah sie einen Schemen, der so
schnel übers Kopfsteinpflaster huschte, daß es ein Schemen blieb.
Susanne wurde langsamer, als sie die Dreirosenstraße erreichte.
Irgendwo bei den Drei Rosen, in der Nähe des Fischladens. So lautete
Glorias Auskunft. Bei den Schülerinnen wurde zwar der forschende
Geist gefördert, aber nicht in Hinsicht auf Zauberer. Für die gab es kei-
nen Platz in Frau Anstands Welt.
In der Dunkelheit wirkte die Straße seltsam fremd. Am einen Ende
brannte eine Fackel in einer Wandhalterung – sie machte die Schatten
noch finsterer.
Einige Meter entfernt lehnte eine Leiter am Haus, und eine junge Frau
bereitete sich darauf vor, die Sprossen zu erklimmen. Sie wirkte irgend-
wie vertraut.
Als Susanne näher kam, drehte sich die Frau um und lächelte.
»Hallo«, sagte sie. »Kannst du mir einen Dollar wechseln?«
»Wie bitte?«
»Zwei Fünfzig-Cent-Münzen genügen. Ein halber Dol ar – das ist jetzt
die Quote. Ich gäbe mich auch mit anderen Münzen zufrieden.«
»Äh. Tut mir leid. Nein. Ich bekomme nur fünfzig Cent Taschengeld
die Woche.«
»Mist. Trotzdem danke.«
Soweit Susanne erkennen konnte, schien sie nicht die Art von Frau zu
sein, die in dunklen Straßen ihren Lebensunterhalt verdient. Mit ihrer
vol schlanken Gutmütigkeit wirkte sie eher wie eine Krankenschwester in
den Diensten jener Ärzte, deren Patienten ein wenig verwirrt sind und
sich zum Beispiel für eine Tagesdecke halten.
Die Frau schien ihr immer vertrauter.
Sie holte eine Zange hervor, kletterte die Treppe hoch und verschwand
durch ein offenes Fenster.
Susanne zögerte. Die Unbekannte verhielt sich, als wäre es ganz nor-
mal, nachts in irgendwelche Häuser einzudringen. Nach den beschränk-
ten Erfahrungen
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