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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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trotzdem hatte sich, wie durch ein Wunder, ein freier Bereich gebildet. Die Zuschauer hielten
    sich von ihm fern. Sie schienen durch unsichtbare Mauern von ihm ge-
    trennt zu sein.
    In der Mitte des freien Bereichs bemerkte Ridcul y die junge Frau, die
    er zum erstenmal in der Geflickten Trommel gesehen hatte. Zielstrebig setzte sie einen Fuß vor den anderen und hob dabei den Saum ihres schwar-
    zen Kleids.
    Ridcullys Augen tränten.
    Er trat vor und konzentrierte sich. Man konnte fast alles schaffen,
    wenn man sich richtig konzentrierte. Jeder wäre imstande gewesen, den
    freien Bereich zu betreten, wenn die Sinne genug Mut aufgebracht hät-
    ten, ihn als solchen zu erkennen. Darin klang die Musik ein wenig ge-
    dämpft.
    Er klopfte der jungen Dame auf die Schulter. Sie zuckte erschrocken
    zusammen und drehte sich um.

    »Guten Abend«, sagte Ridcul y. Er musterte die Unbekannte von Kopf
    bis Fuß und fügte dann hinzu: »Ich bin Mustrum Ridcully, Erzkanzler
    der Unsichtbaren Universität. Und ich frage mich, wer du bist.«
    »Äh…« Ein oder zwei Sekunden lang schien das Mädchen der Panik
    nahe zu sein. »Nun, in gewisser Weise bin ich der Tod.«
    »In gewisser Weise?«
    »Ja. Doch derzeit bin ich nicht im Dienst.«
    »Freut mich, das zu hören.«
    Von der Bühne erklang ein Kreischen, als Asphalt den Dozenten für
    neue Runen ins Publikum warf, das prompt applaudierte.
    »Nun, ich kann nicht behaupten, dem Tod jeden Tag zu begegnen«,
    sagte Ridcully. »Aber die wenigen Kontakte mit ihm lassen mich vermu-
    ten, daß er, nun, ein Er ist. Und er erschien mir auch wesentlich dünner…«
    »Er ist mein Großvater.«
    »Ach? Im Ernst? Ich wußte gar nicht, daß er…« Ridcully unterbrach
    sich. »Na so was. Dein Großvater? Du arbeitest also im Familienbetrieb,
    wie?«
    »Sei still, du törichter Mann«, erwiderte Susanne. »Wag es bloß nicht,
    mich von oben herab zu behandeln. Siehst du den dort?« Sie deutete zur
    Bühne, auf den singenden und tanzenden Buddy. »Er wird bald sterben,
    und zwar aus reiner Dummheit. Und wenn du nichts dagegen unterneh-
    men kannst… geh fort !«
    Ridcully blickte zur Bühne. Als er kurz darauf den Kopf drehte, war
    Susanne verschwunden. Er strengte sich an und glaubte fast, sie einige
    Meter entfernt zu sehen. Doch sie wußte nun, daß er nach ihr Ausschau
    hielt, also hatte er keine Chance, sie zu finden.

    Asphalt kehrte als erster in die Garderobe zurück. Eine leere Garderobe
    hat etwas sehr Trauriges. In gewisser Weise ähnelt sie einer alten Unter-
    hose. Sie hat eine Menge Aufregung und das ganze Spektrum der
    menschlichen Leidenschaft erlebt. Und davon bleibt nichts weiter übrig
    als ein vager Geruch.

    Der kleine Troll ließ den Steinbeutel zu Boden gleiten und biß zwei
    Bierflaschen auf.
    Klippe kam herein. Er schaffte einige Meter, bevor er umfiel und mit
    al en Körperteilen gleichzeitig auf die Dielen knallte. Glod kletterte über ihn hinweg und plumpste auf ein Faß.
    Er sah zu den Bierflaschen. Er nahm den Helm ab. Er goß das Bier in
    den Helm. Dann ließ er den Kopf einfach nach vorne sinken.
    Buddy trat ein, nahm in einer Ecke Platz und lehnte sich an die Wand.
    Schnapper folgte ihm. »Nun, was soll ich sagen? Was soll ich sagen?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Klippe, der noch immer am Boden lag.
    »Wie wir das wissen können?«
    »Eure Vorstellung war großartig «, meinte Schnapper. »Was ist mit dem Zwerg los? Ertrinkt er?«
    Glod streckte einen Arm aus und griff nach einer weiteren Flasche
    Bier, ohne aufzusehen. Er schlug sie auf und goß sich den Inhalt über
    den Kopf.
    »Herr Schnapper?« fragte Klippe.
    »Ja?«
    »Ich glaube, wir müssen reden miteinander. Wir. Die Band. Und du.
    Wenn du nichts hast dagegen.«
    Schnapper musterte die Musiker der Reihe nach. Buddy starrte ins Lee-
    re. Glod gab blubbernde Geräusche von sich. Klippe benutzte die Dielen
    weiter als Matratze.
    »Na schön«, sagte er und fügte fröhlich hinzu: »Buddy? Das mit dem
    Gratis-Auftritt… tolle Idee. Ich fange sofort an, alles zu organisieren. Ihr könnt das Konzert gleich nach eurer Tournee geben. Ja. Nun, ich…«
    Er wol te die Garderobe verlassen, doch Klippes Arme versperrten
    ihm den Weg zur Tür.
    »Tournee? Was für eine Tournee?«
    Schnapper wich zurück. »Oh, ihr besucht einige Orte. Quirm, Pseudo-
    polis, Sto Lat…« Er sah sich um. »Das möchtet ihr doch, oder?«
    »Darüber wir sprechen später«, sagte Klippe.

    Er schob Schnapper in den Flur und schloß

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