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Rom - Band II

Rom - Band II

Titel: Rom - Band II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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Edelsteinen erschien, weiter träumen.
    Es war beinahe ein Uhr, als Pierre und Graf Prada sich endlich zum Frühstück an einen der kleinen Tische des Restaurants setzen konnten, in dem sie ihre Zusammenkunft verabredet hatten. Der eine wie der andere hatte sich durch seine Geschäfte verspätet. Aber der Graf schien sehr heiter zu sein, da er unangenehme Fragen zu seinem Vorteil geregelt hatte, und der Priester selbst, der wieder von Hoffnung erfüllt war, überließ sich der köstlichen Lebensfreude in der Milde dieses letzten schönen Tages. Das Frühstück inmitten des großen, hellen, in Blau und Rosa gemalten, um diese Jahreszeit völlig einsamen Saales, war daher reizend. Amoretten flogen über die Decke, Landschaften, die aus der Ferne an die römischen Burgen erinnerten, schmückten die Wände. Sie aßen lauter frische Sachen und tranken jenen Wein von Frascati, der einen brennenden Erdgeschmack hat, als ob die einstigen Vulkane dem Boden ein wenig von ihrem Feuer zurückgelassen hätten.
    Das Gespräch drehte sich lange Zeit um das Albanergebirge, dessen milde Anmut die flache römische Campagna so vorteilhaft und das Auge erfreuend beherrscht. Pierre, der den klassischen Ausflug zu Wagen von Frascati nach Nemi gemacht hatte, stand ganz unter dessen Zauber und sprach noch mit Feuer davon. Da war zuerst der anbetungswürdige, an der Flanke der Hügel auf- und absteigende Weg von Frascati nach Albano; er war mit Rohr, Wein und Oliven bepflanzt, zwischen denen sich fortwährend Ausblicke auf die wogige Unendlichkeit der Campagna eröffneten. Rechts schimmerte weiß das Dorf Rocca di Papa, amphitheatralisch auf einem runden Hügel unter dem von großen, hundertjährigen Bäumen gekrönten Monte Cavo gelegen. Von diesem Punkte der Straße erblickte man, wenn man sich gegen Frascati zurückwendete, hoch oben, am Saum eines Pinienwaldes die fernen Ruinen Tuskulums – große, rötliche, von Jahrhunderten der Sonne verbrannte Ruinen, von denen der grenzenlose Ausblick wunderbar sein mußte. Dann kam man durch Marino, mit der breiten, abschüssigen Straße, der ungeheuren Kirche und dem alten, geschwärzten, halb zerfressenen Palaste der Colonnas. Dann, nach einem Steineichenwald fuhr man längs des Albanosees hin, der ein in der Welt einziges Schauspiel bietet: gegenüber, jenseits des unbeweglichen, einem klaren Spiegel gleichen Gewässers, die Ruinen von Alba Longa; links der Monte Cavo mit Rocca di Papa und Palazzola; rechts Castel Gandolfo, wie von der Höhe eines Felsenufers den See beherrschend. In dem erloschenen Krater, wie am Grunde einer riesigen Schale aus Grün, schlief träg und tot der See; er glich einer Tafel aus geschmolzenem Metall, die die Sonne auf der einen Seite mit Gold oirirtem, während die andere, im Schatten liegende Hälfte, schwarz war. Nun stieg die Straße an, bis zu Castel Gandolfo, das wie ein weißer Vogel auf seinem Felsen zwischen See und Meer hockte und stets, selbst während der brennendsten Stunde des Sommers, von einer Brise erfrischt wurde. Einst war es wegen seiner päpstlichen Villa berühmt, in der Pius IX. gerne lässige Tage verbrachte, wo Leo XIII. jedoch noch nie erschienen ist. Dann stieg die Straße wieder abwärts und die Steineichen fingen wieder an; es waren Steineichen, die wegen ihrer Ungeheuerlichkeit berühmt sind, eine Doppelreihe von Kolossen, von zwei- und dreihundertjährigen Ungeheuern mit gewundenen Gliedern. Endlich gelangte man nach Albano, einer kleinen Stadt, die weniger reinlich und weniger modernisirt ist als Frascati, ein Winkel Erde, der noch ein wenig von dem Duft seiner einstigen Wildheit bewahrt hat. Nun kam noch Arricia, mit dem Palast Chigi, mit wälderbedeckten Hügeln und Brücken, die sich über beschattete Schluchten spannten, dann Genzano, dann Nemi, eines entlegener und wilder als das andere, unter Felsen und Bäumen verloren.
    Ach, dieses Nemi! Welch unauslöschliche Erinnerung hatte Pierre von ihm bewahrt! Dieses Nemi am Ufer seines Sees, dieses aus der Ferne so köstliche, so bezaubernde Nemi, das alte Legenden und im Grün der geheimnisvollen Wasser entstandene Feenstädte herausbeschwört! Aber wenn man es zuletzt betritt, ist es von abstoßender Unreinlichkeit, bricht überall zusammen und wird noch von dem Orsiniturm beherrscht, wie von dem bösen Geist der alten Zeit, der dort wilde Sitten, heftige Leidenschaften und Messerstiche aufrecht zu erhalten scheint. Auch dieser Santobono war von hier, dessen Bruder getötet hatte, in

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