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Rom - Band II

Rom - Band II

Titel: Rom - Band II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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soll man uns nur rasch heiraten lassen, mehr verlangen wir von ihnen nicht... Wenn sie wollen, gebe ich ihnen noch meine Perlen, das einzige Vermögen, das mir bleiben wird.«
    Er lachte ebenfalls, denn das Geld hatte in seinem Leben nie etwas gezählt. Er hatte nie so viel davon gehabt, wie er wollte, und hoffte einfach, stets bei seinem Oheim, dem Kardinal, leben zu können, der das junge Paar nicht auf die Straße setzen würde. Bei ihrem Ruin stellten hunderttausend, zweimalhunderttausend Franken nichts für ihn vor; er hatte sagen hören, daß gewisse Scheidungen sogar fünfmalhunderttausend gekostet hatten. Er fand daher keine andere Antwort als einen Scherz.
    »Gib ihnen auch meinen Ring, gib ihnen alles, meine Liebe. Wir werden in diesem alten Palaste sehr glücklich leben, selbst wenn wir die Möbel daraus verkaufen müßten.«
    Sie war begeistert, faßte seinen Kopf zwischen ihre beiden Hände und küßte ihn wie rasend, in einer Aufwallung außerordentlicher Leidenschaft, auf die Augen.
    Dann wendete sie sich plötzlich zu Pierre.
    »O Verzeihung, Herr Abbé, ich habe einen Auftrag für Sie. Ja, von Monsignore Nani, der uns eben die gute Nachricht gebracht hat; er hat mir aufgetragen, Ihnen zu sagen, daß Sie sich zu sehr zurückhalten, daß Sie für die Verteidigung Ihres Buches wirken müssen.«
    Der Priester hörte erstaunt zu.
    »Aber er hat mir ja geraten, zu verschwinden.«
    »Gewiß ... Aber es scheint, daß jetzt die Zeit gekommen ist, wo Sie die Leute besuchen, Ihre Sache führen, kurz, sich rühren müssen. Und noch etwas; er hat den Namen des Berichterstatters erfahren können, den man mit der Prüfung Ihres Buches beauftragt hat; es ist Monsignore Fornaro, der auf der Piazza Navona wohnt.«
    Pierre fühlte, wie seine Verblüffung wuchs. Es kam nie vor, daß der Name eines Berichterstatters preisgegeben wurde; er blieb geheim, um die Urteilsfreiheit völlig zu sichern. Sollte also eine neue Phase seines römischen Aufenthalts beginnen?
    »Es ist gut,« antwortete er einfach. »Ich werde handeln, ich werde alle Welt besuchen.«

X.
    Pierre, der einzig und allein daran dachte, der Sache ein Ende zu machen, wollte bereits am nächsten Tage ans Werk gehen. Aber eine gewisse Unsicherheit hatte ihn ergriffen. Bei wem sollte er zuerst anklopfen, welche Persönlichkeit sollte er zuerst besuchen, wenn er in einer so verwickelten und so eitlen Gesellschaft alle Fehler vermeiden wollte? Da er beim Oeffnen seiner Thür im Korridor zufällig Don Vigilio, den Sekretär des Kardinals, bemerkte, bat er ihn, einen Augenblick zu ihm ins Zimmer zu treten.
    »Sie sollen mir einen Gefallen erweisen, Herr Abbé. Ich vertraue mich Ihnen an; ich brauche einen Rat.«
    Er fühlte, daß dieser kleine, magere Mann mit der safrangelben Hautfarbe, der immer vor Fieber zitterte, bei seiner übertriebenen und furchtsamen Verschwiegenheit über alles unterrichtet war, mit allem in Verbindung stand. Er schien ihn bisher beinahe zu fliehen, zweifellos um der Gefahr einer Bloßstellung zu entgehen. Dennoch war er bereits seit einiger Zeit weniger scheu und seine schwarzen Augen stammten auf, wenn er seinem Nachbar begegnete, als hätte ihn die Ungeduld, von der jener verzehrt werden mußte, weil er so lange Zeit zur Unthätigkeit verurteilt war, selbst ergriffen. Er versuchte auch nicht, der Unterredung auszuweichen.
    »Ich bitte um Entschuldigung, daß ich Sie in eine solche Unordnung eintreten lasse,« fuhr Pierre fort. »Heute früh habe ich wieder Wäsche und Winterkleider aus Paris erhalten. Stellen Sie sich vor, ich bin mit einem kleinen Handkoffer für vierzehn Tage gekommen, und nun bin ich bald drei Monate hier, ohne weiter zu sein als am Morgen meiner Ankunft.«
    Don Vigilio schüttelte leicht den Kopf.
    »Ja, ja, ich weiß.«
    Pierre erklärte ihm nun, daß er sich, nachdem Monsignore Nani ihm durch die Contessina hatte sagen lassen, er möge, um sein Buch zu verteidigen, handeln und alle Welt besuchen, in großer Verlegenheit befinde; denn er wisse nicht, nach welcher Ordnung er seine Besuche regeln solle, um aus ihnen einen Nutzen zu ziehen. Müsse er zum Beispiel vor allem Monsignore Fornaro besuchen, den mit dem Bericht über sein Buch betrauten Prälaten, dessen Namen man ihm mitgeteilt hatte?
    »Ah!« rief Don Vigilio erbebend, »Monsignore Nani ist also so weit gegangen! Er hat Ihnen den Namen preisgegeben!... Ah, das ist noch mehr, als ich erwartete!«
    Er vergaß sich und setzte, von Leidenschaft hingerissen,

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