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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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Zuschauer, die dem Königspaare folgten, um zu schauen, erschien auch Celia, hinter ihrem Vater und ihrer Mutter; dann kamen Attilio, die Saccos, Verwandte, offizielle Persönlichkeiten. Da man die Beendigung des königlichen Umzuges abwartete, hörte und sah man inmitten der klingenden Instrumente und der leuchtenden Lampen noch nichts als Grüße, Blicke, Lächeln; alle Eingeladenen standen, stießen einander und bildeten, mit ausgestrecktem Hals und glänzenden Augen sich reckend, eine steigende Flut von Köpfen und juwelenfunkelnden Schultern.
    Endlich verstummte das Orchester und die Vorstellungen fanden statt. Ihre Majestäten, die Celia übrigens bereits kannten, beglückwünschten sie mit wahrhaft elterlicher Güte. Aber Sacco war als Minister sowohl wie als Vater vor allem darauf bedacht, seinen Sohn Attilio vorzustellen. Der kleine Mann krümmte sein geschmeidiges Rückgrat, fand die passenden, schönen Worte, so daß er vor dem König den Lieutenant sich verneigen ließ, während er der Königin die Huldigung des schönen, so leidenschaftlich geliebten Jünglings vorbehielt. Ihre Majestäten legten abermals ein außerordentliches Wohlwollen an den Tag, sogar gegen Frau Sacco, die sich, stets bescheiden und vorsichtig, im Schatten hielt. Und nun begab sich etwas, was, von Salon zu Salon weitergetragen, endlose Kommentare erwecken sollte. Als die Königin Benedetta erblickte, die Graf Prada ihr nach der Hochzeit zugeführt hatte, lächelte sie ihr zu, da sie für ihre Schönheit und ihren Reiz eine zärtliche Bewunderung empfand; die junge Frau mußte sonach näher treten und erhielt die ungewöhnliche Begünstigung eines einige Minuten währenden Gespräches. Es war von den liebenswürdigsten Worten begleitet, die alle Nebenstehenden hören konnten. Die Königin wußte sicherlich nichts von dem Ereignis des Tages, der annullirten Ehe mit Prada, der bevorstehenden Verbindung mit Dario, die bei diesem Feste öffentlich verkündigt wurde, so daß es fortan eine Doppelverlobung feierte. Aber der Eindruck war nichtsdestoweniger hervorgerufen worden, und man sprach nun von nichts mehr als von den Komplimenten, die die tugendhafteste und geistreichste der Königinnen an Benedetta gerichtet hatte. Ihr Triumph war dadurch noch gesteigert; sie wurde in diesem Glück, endlich dem erwählten Gatten anzugehören, noch schöner, noch stolzer, noch sieghafter. Das waren nun für Prada unsägliche Leiden. Während die Herrscher fortfuhren, sich zu unterhalten – die Königin mit den Damen, die sie begrüßten, der König mit Offizieren, Diplomaten, einem ganzen Aufzug von wichtigen Persönlichkeiten – sah Prada immer nur Benedetta, die beglückwünscht, umschmeichelt, von Glanz und Ruhm erhoben ward. Neben ihr stand Dario und genoß, strahlte mit ihr. Sie waren es, für die der Ball gegeben ward; für sie funkelten die Lampen, spielte das Orchester, hatten sich alle schönen Frauen Roms entkleidet und prangten nun mit ihren von Diamanten rieselnden Busen in einem heftigen Liebesduft; für sie waren ihre Majestäten eben bei den Klängen des Königsmarsches eingetreten, für sie verwandelte sich das Fest in eine Apotheose, für sie lächelte eine angebetete Herrscherin, für sie brachte sie, gleich der guten Fee aus dem Märchen, deren Kommen das Glück der Neugeborenen sichert, diesem Verlobungsfeste das Geschenk ihrer Gegenwart. Und diese Stunde außerordentlichen Glanzes bedeutete den Gipfel des Glückes und Jubels, den Sieg dieser Frau, deren Schönheit sein gewesen, ohne daß er sie besitzen konnte, den Sieg dieses Mannes, der sie ihm jetzt rauben sollte – einen so öffentlichen, so zur Schau gestellten, so beschimpfenden Sieg, daß er ihn, brennend wie ein Schlag, mitten ins Gesicht traf. Aber nicht nur sein Hochmut und seine Leidenschaft bluteten; durch den Triumph der Saccos fühlte er sich auch in seinem Vermögen bedroht. War es also wahr, daß das köstliche Klima Roms die reichen Eroberer aus dem Norden zuletzt verdarb, da er dieses Gefühl von Ermüdung und Erschöpfung empfand, da er schon halb aufgezehrt war? Am selben Tage hatte er in Frascati, bei jener unglückseligen Baugeschichte seine Millionen krachen gehört, obwohl er nicht zugestehen wollte, daß seine Geschäfte, wie das Gerücht ging, schlecht standen. An diesem Abend nun, inmitten dieses Festes, sah er den Sieg des Südens; Sacco trug ihn davon, wie einer, der gemächlich von der warmen Beute lebt, die er gefräßig unter der flammenden

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