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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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Sonne gemacht hat. Sacco, der Minister, Sacco, der Vertraute des Königs, Sacco, der sich durch die Heirat seines Sohnes mit einer der edelsten Familien der römischen Aristokratie verband, der auf dem Wege war, eines Tages der Herr Roms und Italiens zu werden, der schon jetzt mit vollen Händen im Gelde und im Volke wühlte – dieser Sacco war ein neuer Schlag für die Eitelkeit dieses Raubgierigen, für die stets gefräßigen Begierden dieses Genußmenschen, der sich vor dem Ende des Gelages von der Tafel verstoßen sah. Alles brach zusammen, alles entschlüpfte ihm: Sacco stahl ihm seine Millionen, Benedetta wühlte ihm die Sinne auf und hinterließ ihm jene abscheuliche Wunde ungesättigten Verlangens, von der er nie mehr genesen sollte.
    In diesem Augenblick hörte Pierre abermals jenen dumpfen, tierähnlichen Klagelaut, jenes unwillkürliche, verzweifelte Murren, das ihm schon einmal das Herz aufgestürmt hatte. Er sah den Grafen an.
    »Sind Sie leidend?« fragte er.
    Aber angesichts dieses bleichen Mannes, der durch eine übermenschliche Willensanstrengung eine große Ruhe bewahrte, bedauerte er seine indiskrete Frage; er erhielt übrigens keine Antwort, und um ihn zu ermutigen, redete er weiter, indem er ganz laut die Betrachtungen aussprach, die das Schauspiel der sich vor ihnen entwickelnden Pracht in ihm erstehen ließ.
    »Ach, Ihr Vater hatte recht! Wir Franzosen mit unserer selbst in diesen Tagen allgemeinen Zweifels so tief katholischen Erziehung, sehen in Rom immer nur das uralte Rom der Päpste – fast ohne von den tiefen Veränderungen, die von Jahr zu Jahr das italienische Rom von heute daraus machen, etwas zu wissen, fast ohne sie zu begreifen. Wenn Sie wüßten, wie nichtig mir bei meiner Ankunft der König, seine Regierung, dieses junge Volk erschien, das daran arbeitet, sich eine Hauptstadt zu schaffen! Ja, in meinem Traum, Rom, ein neues, christliches und evangelisches Rom zum Wohle der Völker auferstehen zu lassen, schob ich das alles beiseite, brachte es gar nicht in Anschlag.«
    Er brach in leises Lachen aus, denn seine Unschuld erbarmte ihn selbst; dann deutete er mit einer Geberde auf die Galerie, auf den Fürsten Buongiovanni, der sich in diesem Augenblick vor dem König verbeugte, die Fürstin, die den Artigkeiten Saccos zuhörte, – auf die zu Boden geschlagene päpstliche Gesellschaft, die aufgenommenen Emporkömmlinge von gestern. Die schwarze und die weiße Gesellschaft waren derart vermischt, daß nichts mehr als Unterthanen übrig waren, die im Begriffe standen, ein einziges Volk zu bilden. Deuteten nicht, angesichts der täglichen Entwicklung, angesichts dieser frohen, lachenden, geschmückten, vom Hauch des Verlangens hingerissenen Männer und Frauen, die Thatsachen – wenn auch nicht die Prinzipien – die unmögliche Versöhnung zwischen Quirinal und Vatikan als eine vom Schicksal bestimmte an? Man muß ja leben, lieben, geliebt werden, ewig Leben geben! Und die Heirat Attilios und Celias sollte das Symbol des notwendigen Bundes werden: Jugend und Liebe sollten den alten Haß besiegen und alle Streitigkeiten in der Umarmung des schönen Jünglings vergessen werden, der kommt und das schöne, eroberte Mädchen in seinen Armen davonträgt, damit die Welt fortdauert.
    »Sehen Sie sie doch an!« fuhr Pierre fort. »Wie schön sind diese Verlobten, wie jung und fröhlich, wie lachen sie der Zukunft entgegen! Ich verstehe sehr wohl, daß Ihr König hieher gekommen ist, um seinem Minister ein Vergnügen zu machen und eine der alten, römischen Familien vollends seinem Throne zu gewinnen. Das ist eine gute, eine wackere und väterliche Politik. Aber ich möchte auch glauben, daß er die rührende Bedeutung dieser Heirat verstanden hat: das alte Rom, in Gestalt dieses entzückenden, so naiven, so verliebten Kindes gibt sich dem jungen Italien, diesem enthusiastischen, redlichen Jüngling, der so prächtig die Uniform trägt. Möge ihre Ehe entscheidend und fruchtbar sein, möge ihr das große Land entspringen, das zu sein ich euch jetzt, da ich euch kennen lerne, von ganzem Herzen wünsche!« In dem Schmerz über das Wanken seines einstigen Traumes von einem evangelischen und universellen Rom, hatte er diesen Wunsch nach einem neuen Glücke der ewigen Stadt mit so lebhafter, so tiefer Erregung ausgesprochen, daß Prada nicht umhin konnte, zu antworten:
    »Ich danke Ihnen. Das ist ein Wunsch, der im Herzen eines jeden guten Italieners lebt.«
    Aber seine Stimme erstickte. Während

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