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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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in seine düstere Nachdenklichkeit verfallen, als er eine vorübergehende Frau sagen hörte, daß man bereits den Cotillon tanze. In der That erklangen in der Ferne die Blechinstrumente des Orchesters. Er erinnerte sich plötzlich an die Zusammenkunft, die Monsignore Nani mit ihm im kleinen Spiegelsaale verabredet hatte.
    »Sie gehen?« fragte Prada lebhaft, als er sah, daß der Priester sich von Lisbeth empfahl.
    »Nein, nein, noch nicht.«
    »Ah, schön! Dann gehen Sie nicht ohne mich. Ich möchte noch ein wenig marschiren, ich werde Sie nach Hause begleiten ... Nicht wahr, Sie suchen mich hier wieder auf?«
    Pierre mußte zwei Salons, einen gelben und einen blauen durchschreiten, ehe er, ganz zuletzt, in den kleinen Spiegelsaal gelangte. Er war wirklich ein Wunderwerk, in köstlichem Rokokostil gehalten und bildete eine Rotunde von matten Spiegeln, die herrliche vergoldete Holzschnitzereien umrahmten. Die Spiegel setzten sich selbst an der Decke in geneigten Scheiben fort, so daß sich die Bilder nach allen Seiten vervielfältigten, vermischten und ins Unendliche zurückstrahlten. Eine kluge Umsicht hatte es bewirkt, daß hier keine Elektrizität eingeführt wurde; bloß zwei mit rosa Kerzen beladene Armleuchter brannten. Die Tapeten und Möbel bestanden aus sehr zartblauer Seide und der Eindruck, den man beim Eintreten empfing, war unvergleichlich milde und reizvoll, als wäre man zu den Feen, den Quellenbeherrscherinnen, in einen hellen, bis in die fernste Tiefe von Sternensträußen erleuchteten Wasserpalast gekommen.
    Pierre bemerkte sofort Monsignore Nani, der friedlich auf einem niedrigen Kanapee saß. Wie der Prälat gehofft hatte, befand er sich ganz allein, da der Cotillon die Menge nach der Galerie gelockt hatte. Eine große Stille herrschte; man hörte kaum das Orchester, das drüben eben in einem unbestimmten, leisen Flötenhauch erstorben war.
    Der Priester entschuldigte sich, daß er auf sich hatte warten lassen.
    »Nein, nein, lieber Sohn,« sagte Monsignore Nani mit seiner unerschöpflichen Liebenswürdigkeit, »ich habe mich in diesem Asyl sehr wohl gefühlt ... Als mir die Menge gar zu drohend ward, habe ich mich hieher geflüchtet.«
    Er sprach nicht von Ihren Majestäten, gab aber anzuhören, daß er ihnen höflich ausgewichen sei. Er war überhaupt nur aus großer Liebe zu Celia gekommen – auch wegen eines sehr heiklen, diplomatischen Zweckes, damit es nicht aussehe, als breche der Vatikan gänzlich mit den Buongiovannis, dieser alten, in den Jahrbüchern des Papsttums so berühmten Familie. Zweifellos konnte der Vatikan dieser Heirat, die das alte Rom mit dem jungen Königreich Italien zu vereinigen schien, nicht als Zeuge dienen; aber trotzdem wollte er sich auch nicht stellen, als verschwinde, als verliere er das Interesse, indem er seine treuesten Diener verließ.
    »Nun, mein lieber Sohn, es handelt sich jetzt um Sie,« fuhr der Prälat fort. »Ich habe Ihnen gesagt, daß wenn auch die Indexkongregation auf Verdammung Ihres Buches erkannt hat, das Urteil erst übermorgen dem heiligen Vater vorgelegt und von ihm unterzeichnet werden wird. Sie haben also noch einen ganzen Tag vor sich.
    Pierre konnte nicht umhin, ihn mit schmerzlicher Lebhaftigkeit zu unterbrechen.
    »Ach, Monsignore, was soll ich denn thun? Ich habe bereits nachgedacht, aber ich habe gar keine Gelegenheit, gar kein Mittel, um mich zu verteidigen ... Wie soll ich Seine Heiligkeit sehen – jetzt, da er krank ist!«
    »O, krank, krank!« murmelte Nani mit seiner schlauen Miene. »Es geht Seiner Heiligkeit viel besser, da ich heute, sowie jeden Mittwoch, die Ehre hatte, empfangen zu werden. Wenn der heilige Vater ein wenig ermüdet ist und man ihn für sehr krank ausgibt, so läßt er die Leute reden: das gestattet ihm ein wenig auszuruhen und gewisse Ehrgeizige und gewisse Ungeduldige in seiner Umgebung zu beurteilen.«
    Aber Pierre war zu verstört, um aufmerksam zuzuhören.
    »Nein, es ist aus, ich bin verzweifelt,« fuhr er fort. »Sie haben von einem Wunder gesprochen, das noch möglich wäre. Ich glaube nicht an Wunder. Da ich in Rom geschlagen worden bin, werde ich abreisen und nach Paris zurückkehren, wo ich den Kampf fortsetzen werde ... Ja, meine Seele kann sich nicht ergeben, meine Hoffnung auf eine Rettung durch die Liebe kann nicht sterben. Ich werde mit einem neuen Buche antworten, ich werde sagen, in welcher neuen Erde die neue Religion sprossen muß!«
    Ein Schweigen entstand. Nani sah ihn mit seinen klaren

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