Rom - Band III
recht, sei zufrieden. Alle im Hause müssen zufrieden sein.«
Dann wandte sie sich wieder, wie ein tolles Schulmädchen, das Ferien hat, zu Pierre:
»Sie kennen doch Tata? ... Wie, Sie kennen nicht Tata? Das ist ja der Papagei meines Oheims, des Kardinals! Ich habe ihn ihm voriges Frühjahr geschenkt; er betet ihn an und erlaubt ihm, die Bissen von seinem Teller zu stehlen. Er pflegt ihn selbst, läßt ihn heraus und wieder hinein und fürchtet sich so sehr, daß er sich einen Schnupfen holen könnte, daß er ihn im Speisezimmer läßt, dem einzigen Zimmer in seiner Wohnung, wo es ein bißchen warm ist.«
Pierre sah ebenfalls hinauf und betrachtete den Papagei. Es war einer jener hübschen berggrünen, so seidigen und geschmeidigen kleinen Papageien. Er hing sich mit dem Schnabel an die Stäbe seines Bauers, schaukelte sich und schlug vor Freude über die helle Sonne mit den Flügeln.
»Spricht er?« fragte er.
»O nein, er schreit,« antwortete Benedetta lachend. »Mein Oheim behauptet, alles zu hören, was er sagt, und sehr gut mit ihm sprechen zu können.«
Plötzlich sprang sie auf ein anderes Thema über, als ob eine dunkle Ideenverbindung sie auf ihren andern Oheim, den angeheirateten Oheim in Paris gebracht habe.
»Sie müssen einen Brief vom Vicomte de la Choue erhalten haben ... Er schrieb mir gestern, wie bekümmert er sei, daß es Ihnen nicht gelinge, von Seiner Heiligkeit empfangen zu werden. Er hatte auf Sie, auf Ihren Sieg zum Triumph seiner Ideen so gerechnet!
Allerdings erhielt Pierre von dem Vicomte häufig Briefe, in denen sich dieser verzweifelt über die Bedeutung äußerte, die sein Gegner, der Baron von Fouras, seit dem großen Erfolge seines letzten römischen Feldzuges mit dem internationalen Pilgerzug des Peterspfennigs erlangt habe. Das bedeutete das Erwachen der alten, intransigenten, katholischen Partei, und alle liberalen Eroberungen des Neukatholizismus waren bedroht, wenn man nicht vom heiligen Vater einen förmlichen Beitritt zu den obligatorischen Korporationen erlangte, um in die von den Konservativen geforderten freien Korporationen eine Bresche zu schlagen. In seiner Ungeduld, Pierre endlich im Vatikan empfangen zu sehen, belästigte er ihn und schickte ihm komplizirte Pläne.
»Ja, ja,« murmelte Pierre endlich, »ich erhielt Sonntags einen Brief und fand auch gestern abend einen, als ich von Frascati zurückkam ... Ach, ich wäre so glücklich, so glücklich, wenn ich ihm die gute Nachricht mitteilen könnte!«
Bei dem Gedanken, daß er den Papst am Abend sehen, ihm sein von Liebe brennendes Herz öffnen, die höchste Ermutigung von ihm erhalten, in seiner Mission der sozialen Rettung im brüderlichen Namen der Kleinen und der Armen bestärkt werden würde, strömte seine Freude von neuem über. Er konnte sich nicht länger halten und gab das Geheimnis preis, das ihm das Herz schwellte.
»Wissen Sie, es ist nun bestimmt: heute abend findet meine Audienz statt.«
Benedetta verstand anfangs nicht.
»Wie?«
»Ja, Monsignore Nani hat geruht, mir heute früh auf dem Ball mitzuteilen, daß der heilige Vater, dem er mein Buch übergeben hatte, mich zu sehen wünscht – und ich werde heute abend um neun Uhr empfangen werden.«
Die Freude des jungen Priesters, den sie mit inniger Freundschaft lieben gelernt hatte, freute sie so, daß sie ganz rot wurde. Dieser mit ihrem eigenen Glücke zusammenfallende Erfolg eines Freundes nahm in ihren Augen eine außerordentliche Wichtigkeit an, als bedeute er den gewissen, vollständigen Erfolg aller. Die Abergläubische stieß einen verzückten und entzückten Schrei aus.
»Ach Gott, das wird uns Glück bringen! ... Ach, wie glücklich bin ich, lieber Freund, wie glücklich bin ich, daß Sie zur selben Zeit glücklich werden wie ich! Das ist auch für mich ein Glück, ein Glück, das Sie sich gar nicht vorstellen können ... Jetzt ist es sicher, daß alles sehr gut gehen wird, denn ein Haus, wo einer ist, der den Papst sieht, ist gesegnet. Der Blitz trifft es nicht mehr.«
Sie lachte noch lauter und klatschte mit so lärmender Freude in die Hände, daß er unruhig ward.
»Still, still, man hat Geheimhaltung von mir gefordert ... Ich beschwöre Sie, kein Wort zu irgend jemand, – weder zu Ihrer Tante noch zu Seiner Eminenz ... Monsignore Nani würde sehr ärgerlich sein.«
Sie versprach nun, zu schweigen, wurde gerührt und sprach von Monsignore Nani wie von einem Wohlthäter. Verdankte sie es denn nicht ihm, daß sie endlich
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