Rom kann sehr heiss sein
lange genug in Anspruch genommen. Und ich habe meine Funktionen als Gastgeber zu sehr vernachlässigt.«
Wir gingen nach oben. Falsini schloss die Kellertür sorgfältig hinter sich ab. Die Magnumflasche nahm er mit. Oben war die Party in einem fortgeschrittenen Zustand. Der Gesang war lauter und weniger korrekt. Die Einzigen, die völlig nüchtern schienen, waren die Kellner. Alles athletische, durchtrainiert wirkende Kerle. Einar kam auf mich zu. Er zog mich hinter einen großen Oleander. »Ich wette, diese Typen sind Mafiakiller. Wenn sie dir ein Glas reichen, dann möchtest du am liebsten die Hände hoch nehmen. So bewegt sich kein echter Kellner. Wie war es in Falsinis Allerheiligstem?«
»Merkwürdig. Ich glaube, ich habe einen Schrei gehört, irgendwo hinter einer Wand. Seine Schnapsbrennerei, auf die er so stolz ist, wollte er mir nicht zeigen.«
»Dann müssen wir noch einmal hinunter. Und zwar in den hinteren Keller. Ich werde versuchen, ihn mit dem Argument zu überzeugen, dass wir Skandinavier Meister im privaten Schnapsbrennen sind. Sind wir ja auch wirklich. Wir sind schließlich echte Experten, was Hausbrand anbelangt.«
14. Das Labor
Wir versuchten vergeblich, Falsini zu überreden, noch einmal mit uns in seinen Keller zu gehen. Einar bot all seinen Charme auf. Doch der Gastgeber gab vor, seine Gäste nicht wieder so lange allein lassen zu wollen. Plötzlich tauchte Nina auf, die sich bisher von uns fern gehalten hatte. Sie hakte mich unter und wollte mich von der Gruppe wegziehen, zu der inzwischen auch Bill Flanagan und seine Lebensgefährtin gehörte. Sie war offensichtlich beschwipst. Falsini flüsterte ihr etwas ins Ohr, worauf sie sich schwankend entfernte.
»Warum tun Sie unserem finnischen Gast nicht den Gefallen«, nahm Flanagan das Gespräch wieder auf. »Ich könnte mir denken, dass seine Heimat, was Weinkultur anbelangt, noch missioniert werden muss. Ich werde Sie so lange vertreten, zusammen mit Alice und ihrer Frau. Der Abend ist noch lang. Ich denke, wir sollten bald eine heiße Suppe und Kaffee servieren, um den Übermut der jungen Leute zu dämpfen.«
Falsini gab sich geschlagen. Er winkte Einar und mir, und dann gingen wir die schmale Kellertreppe hinab. Einar war ehrlich beeindruckt von den Flaschenregalen. »Sieh mal, Piet, ein gutes Zeichen. Schwarzer Schimmel, ein typischer Gast in guten Weinkellern.« Er zeigte zum Tonnengewölbe hoch, das von dichten Schleiern eines feinen, schwarzen Gespinstes überzogen war. Auch sonst erwies sich Einar als Kenner. Falsini und er fachsimpelten über Lagerung, Jahrgänge, Lagen und dergleichen, während Falsini eine verstaubte Flasche aus einem der untersten Regale hervorholte. Er hielt sie behutsam ans Licht und wischte das Etikett sauber. »Ein Barolo la Serra von Marcarini aus dem Jahre 1978. Es gibt nur noch wenige Exemplare dieses Getränks. Wenn Jesus sein Kunststück wiederholen würde, Wasser in Wein zu verwandeln, dann würde ich ihm diesen hier als Vorbild empfehlen.« Nun kam das übliche Ritual. Das vorsichtige Entfernen des Korkens, das Riechen daran, das behutsame Füllen der Gläser, die Prüfung der Farbe des Getränks, das Schwenken der Gläser, um die Oxydation zu beschleunigen.
»Dieser Barolo ist durch sein Alter inzwischen sanft wie ein Weiser. Gönnen wir ihm die Freiheit, meine Herren, sich mit unserer Zunge zu unterhalten«, sagte Falsini. Einar stand gegen die hintere Kellertür gelehnt. Er hob sein Glas und ließ das Licht einer Glühbirne darin funkeln. »Wunderbar, diese Farbe, welch ein Sonnenuntergang.« Er warf mir einen raschen Blick zu, ließ sein Glas fallen und war mit einem Hechtsprung bei Falsini. Blitzschnell schnappten Handschellen um dessen Handgelenke, wobei der Inhalt seines Glases sich über dessen Leinenanzug ergoss. Ich war genauso verblüfft wie Falsini. »Los, pack mit an«, brüllte Einar. Ich brachte es fertig, mein Glas abzustellen, und umklammerte von hinten Falsinis Beine. Einar klebte ihm ein großes Pflaster auf den Mund. Dann zog er ein dünnes, reißfestes Nylonseil aus der Tasche und fesselte Falsini geschickt an einen Eisenträger des Weinregals. Er sah in seinem rot befleckten Anzug aus, als hätte er an einer Schlägerei teilgenommen. Dennoch wirkte er ruhig. Nur seine Augen verrieten Wut und Verachtung.
»Hoffentlich habe ich jetzt keine Unhöflichkeit begangen. Aber da war etwas hinter der Tür. Ich habe, als ich das Glas hob, ein Ohr gegen das Türblatt gedrückt und habe
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