Roman
pinkfarbenes Frotteemodestatement gezogen. Und natürlich meine violetten Wildlederstiefel. Ich hätte heulen können, als ich mich beim Sprung aus dem Fenster verschätzte und mein Fuß an der gesamten Hauswand entlangstreifte. Ich würde mir eine echt gute Ausrede überlegen müssen, warum einer meiner Stiefel ein Loch am Zeh hatte.
Aber darüber konnte ich mir später noch Gedanken machen. Jetzt saß ich erst mal mit meinem süßen, sexy Freund zusammen in seinem neuen Auto, und selbst seine schlechte Laune konnte mir meine romantische Stimmung nicht verderben. Nichts auf der Welt konnte das. Absolut gar nichts … Aaaaargh!
Die Töne eines vertrauten Songs dudelten aus dem Radio, und ich stellte es aus, ehe meine Haut anfing zu kribbeln und meine Zähne schmerzten. Wenn diese Frau, die Chris de Burgh kennen gelernt hatte, doch nur violett gekleidet gewesen wäre, wäre uns allen einiges erspart geblieben.
Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, selbst von seiner seltsamen Stimmung würde ich mir das hier nicht verderben lassen. Im Gegenteil, schließlich war Gary soeben auf der Skala meiner Wertschätzung noch ein großes Stück nach oben geklettert, indem er Tante Josies Prophezeiungen (okay, ich hätte es auch nicht geglaubt) über seine Autofahrkünste widerlegt hatte. Und den Punkt mit dem Autokauf konnte ich jetzt auch von der Angeberliste streichen. Über die Tatsache, dass es streng genommen noch seinem Onkel Cyril gehörte und er es mit zehn Pfund wöchentlich abstotterte, sah ich großzügig hinweg. Und was machte es schon, dass er weder eine eigene Wohnung hatte noch in einer echten Band spielte – ich liebte ihn. Wir waren einfach füreinander bestimmt. Für immer und ewig.
»Lou, ich hab mir überlegt …«
Den Tonfall erkannte ich sofort. Es war derselbe wie in den Pate -Filmen, ehe wieder jemand umgebracht wurde. Nein, das konnte hier nicht passieren. Hier gab es keine Kugel, auf der mein Name stand.
»Ich hab mir überlegt, dass …«, fuhr er fort.
Mein Instinkt setzte ein. Das hier war kein Zeitpunkt für Zaudern und Zögern. Gary Collins würde mir nichts erzählen, was ich nicht hören wollte. Dagegen musste ich angehen, weil a) er neunzehn war, b) der am süßesten aussehende Typ in der Stadt (ja, ich weiß, ich wiederhole mich) und c) mir klar wurde, dass seine Gefühle zu mir vielleicht nicht gelogen waren. Vielleicht liebte er mich ja wirklich. Und wenn ich ihn jetzt wegen blöder Zweifel und der Instinkte einer Frau mit einer fragwürdigen Frisur verlor, würde ich mir das nie verzeihen. Oh nein! Dieser Typ war eines der wenigen guten Dinge in meinem Leben, und das würde ich nicht so einfach aufgeben.
Jetzt war Action gefragt, keine Frage.
Und so kam es, dass Gary Collins in einer verregneten Nacht in Paisley endlich meine Nippel zu sehen kriegte. Und als ich mich innerlich darauf vorbereitete, mich in einem knatschgrünen Mini von meiner Jungfräulichkeit zu verabschieden, wurde mir klar, dass etwas, das sich richtig anfühlt, es auch meist ist …
… oder auch nicht.
Lous Lektionen für Cassie, wenn sie achtzehn Jahre alt ist
Liebe Cassie,
zuerst einmal Glückwunsch zum Bestehen deiner Prüfungen im letzten Jahr. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du immer mit minimalem Aufwand gelernt hast, zwei Tage vorher in völlige Panik verfallen bist und danach wie wild gepaukt hast. Genau so habe ich es nämlich auch gemacht, und mit dem Adrenalin, das durch diesen ganzen Stress freigesetzt wurde, habe ich es sogar geschafft, halbwegs anständige Noten zu kriegen. Selbst in Bio. Allerdings lag das auch ein bisschen an der intensiven Extranachhilfe meiner Lehrerin Mrs. Tucker – was mich zu meinen nächsten Lektionen bringt:
16. Sei dir bewusst, dass pikante Informationen über die illegalen Neigungen einer anderen Person, geschickt eingesetzt, durchaus eine Möglichkeit zur Manipulation und zum Erreichen persönlicher Ziele sein können.
17. Ich versichere dir hiermit, dass du mit deiner Theorie über Prüfungen wahrscheinlich recht hast. Während deines restlichen Lebens wirst du deine tiefgreifenden Kenntnisse über das Verdauungssystem der Frösche nie mehr offiziell abrufen müssen. Dasselbe gilt für Geschichte, Geografie, Physik und Englische Literatur.
18. Genieß jede Minute, die du mit deinen Freundinnen verbringst. Irgendwann wird sich euer Kontakt fast ausschließlich auf Internet-Communities beschränken, weil Job, Familie und Alterungsprozess euch so fertigmachen,
Weitere Kostenlose Bücher