Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shari Low
Vom Netzwerk:
wenn der restliche Körper dann auch nur annähernd so aussieht wie die Füße, ist das Leben nicht mehr lebenswert.«
    Lizzy und ich zogen es vor, sie nicht darauf hinzuweisen, dass die Chancen, als Auszubildende in einer Podologen-Praxis auch in Zukunft Fußdeformitäten zu begegnen, mindestens so hoch standen wie ihre Haare.
    Seufzend ließ sie sich auf den einzigen freien Stuhl im Zimmer fallen. Genau genommen war es der einzige Stuhl überhaupt. Lizzy und ich versanken in Sitzsäcken. Mit ihrer unbestechlichen Wahrnehmungsfähigkeit bemerkte Ginger sofort, dass mir was unter den Fußnägeln brannte (sorry für das Wortspiel).
    »Was ist los?«
    »Sag’s ihr!«, rief Lizzy. »Nun sag’s ihr schon!«
    »Also, ich …«
    »Ach, verdammt! Dann sag ich ihr’s eben. Lou hat die Führerscheinprüfung bestanden. Kannst du dir das vorstellen?«
    Ginger gab keine Antwort.
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    Ich hielt es für besser, sie nicht darüber aufzuklären, dass auch die Passagiere in den Flugzeugen über uns, die sich auf dem Weg zum Glasgow Airport befanden, sie gehört hatten. Gingers Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen.
    »In dem Aufzug?«
    Instinktiv schaute ich an mir herab. Weißes Elasthankleid, das sich eng an meinen Body schmiegte, weil ich es zwei Nummern zu klein gekauft hatte. Die Tatsache, dass es knielang war, hätte ihm durchaus etwas Sittsames gegeben, würden meine Brüste nicht regelrecht aus dem Oberteil hopsen. Drei Sonnenbäder in dieser Woche hatten meine Beine mit einem feinen Bronzeton versehen, und die weißen Stilettos vollendeten den Look.
    Ich nickte.
    »Dann wundert es mich nicht.« Ihre Worte klangen irgendwie so verächtlich. »Ist ihm nicht aufgefallen, dass du gar nicht Auto fahren kannst?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Irgendwie nicht.«
    Drei absolut identisch frisierte Köpfe begannen zu beben, als wir in hysterisches Gelächter ausbrachen. Die Frisuren waren mein Werk. Nach zwei Jahren Ausbildung hatte man mich endlich in die Nähe einer Schere gelassen. Im Moment arbeitete ich daran, den trendigsten Haarstyle weit und breit zu perfektionieren. An den Seiten kurz, oben schwungvoll nach hinten gekämmt – nur eine kleine Strähne fiel vorne heraus –, den Nacken etwas länger und das Ganze mit Haarlack so fixiert, dass es jedem Erdbeben standhielt. Jede Woche durfte ich ein Modell zum Üben mit in den Salon bringen, sodass nach und nach jeder, den ich kannte, mit demselben Haarschnitt rumlief. Bei Lizzy, Ginger, ihrem Bruder Red und Josie sah das auch ganz prima aus, aber Mr. Patel erntete bei seinen Yogakursen im Gemeindezentrum seither seltsame Blicke.
    »Der Fahrprüfer sah aus wie ein Serienkiller, und er hat die ganze Zeit ununterbrochen auf meine Titten gestarrt. Sogar als ich vor dem Obst- und Gemüseladen in der High Street ein Stück über den Gehweg gefahren bin. Eigentlich bin ich perfekt gefahren, nur beim Einparken hatte ich ein paar Probleme. Aber beim dritten Mal hab ich’s geschafft.«
    »Oh mein Gott! Oh mein Gott! Oh mein Gott! Das ist unfassbar! Unfassbar!« Wenn Lizzy aufgeregt war, wiederholte sie sich gern. »Wir haben eine Wohnung, wir haben ein Auto …«
    »Moment!«, unterbrach Ginger sie. »Du hast erst heute Morgen den Führerschein bestanden und schon ein Auto?«
    Ich nickte und versuchte angestrengt, nicht allzu selbstzufrieden zu grinsen. »Seit ich angefangen habe zu arbeiten, habe ich Josie jede Woche fünf Pfund gegeben, die sie für mich sparen sollte. Davon habe ich Red für zweihundertneunzig Pfund die Kiste abgekauft.«
    »Aber das Auto ist schrottreif!«
    Offenbar war Ginger nicht sehr glücklich über die Situation. Ich war ehrlich gesagt ein bisschen sauer, dass sie alles so negativ sah. Aber davon ließ ich mich nicht beirren, ich hatte meinen neuen Ford Cortina längst ins Herz geschlossen. Auch wenn er steinalt war, auf der Beifahrerseite ein Loch im Boden hatte, ein seltsamer Geruch aus dem Kofferraum kam und hinter der Innenverkleidung der Fahrertür eine Colaflasche eingeklemmt war, damit das Seitenfenster nicht runterfiel.
    »Ich weiß ja. Aber diese schicken brandneuen Jaguars sind nun mal unerschwinglich für mich. Und solange ich keinen geschenkt kriege, zum Beispiel dafür, dass ich meinen Hintern bei denen im Showroom entblöße, werde ich mit dem auskommen müssen, was ich mir leisten kann. Der Cortina ist gerade frisch durch den TÜV gekommen, und Red meint, er sei durchaus verkehrstauglich. Also

Weitere Kostenlose Bücher