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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shari Low
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bot mir schon seit Jahren an, bei ihr einzuziehen, aber … ich liebte sie zu sehr, um ihr das anzutun. Sie hatte schon so genug um die Ohren, und das Letzte, was sie brauchte, war eine weitere Person, um die sie sich kümmern musste.
    Also zurück zu meinen Optionen. Ich sah es so: Ich konnte die Ausbildung im Salon machen und drei Jahre knapp vierzig Pfund in der Woche plus Trinkgeld verdienen, bis ich Juniorstylistin wurde und mehr Lohn bekam. Oder ich konnte noch ein Jahr zur Schule gehen und hoffen, dass das zu einem besseren Job führte – vielleicht in irgendeinem Büro oder so –, der mich schneller zu Hause ausziehen ließ.
    Oder … »Du könntest auch anschaffen gehen.«
    Das war Josies Beitrag zur Problemlösung, den sie, wie ich hoffte, nicht ernst meinte. Ich war inzwischen bei ihrer zweiten Kopfhälfte angelangt, und sie sah entfernt aus wie eine Angehörige einer feindlichen Spezies aus Raumschiff Enterprise .
    »Super Idee«, antwortete ich und grinste schief. »Ja, ich möchte gerne eine Edelnutte werden, wenn ich groß bin.«
    Tante Josie fasste sich dramatisch an die Brust und verfiel in das Gehabe einer überemotionalisierten Oscar-Gewinnerin.
    »Schätzchen, du machst mich so stolz!«, verkündete sie feierlich, ehe ihr schepperndes Lachen sie wieder auf Normal schaltete und sie rief: »Mr. Patel, hier steht eine Tasse Tee für Sie.«
    Ich weiß nicht, woher er kam, aber er stand sofort in der Tür.
    »Er sieht nicht besonders beweglich aus«, bemerkte ich leise und sah zu, wie er mit seinem Tee davonschlurfte.
    »Oh doch! Gestern Abend hat er sich mit den Zehen eine Banane in den Mund geschoben.« Mein erstaunter Blick provozierte eine schnippische Antwort. »Was? Na ja, im Fernsehen lief nichts, und wir haben uns ein bisschen die Zeit vertrieben.«
    Nun, manche Dinge blieben besser unerklärt. Ich drehte die letzten Wickler ein, kippte die restliche Dauerwellflüssigkeit über Josies Kopf und zog eine Zellophantüte über das Ganze, die ich im Nacken verknotete. Gewöhnlich komplettierte sie diesen Avantgardelook, indem sie sich noch eine Zigarette anzündete, den Kessel aufsetzte und irgendwelche völlig abstrusen Geschichten aus der Nachbarschaft erzählte.
    »Schätzchen, ich will dich wirklich nicht belehren, aber Geld ist nicht alles im Leben. Du musst dir überlegen, was du am liebsten machen würdest.«
    Das wusste ich. In meinen Tagträumen hatte ich mir schon tausendmal ausgemalt, was ich mir vom Leben wünschte. Ich hatte über meine Hoffnungen nachgedacht, über meine Träume, meine Wünsche und die erreichbaren Ziele. Dann hatte ich das Wörtchen erreichbar gestrichen.
    »Reisen. Die Welt sehen. Zum Surfen nach Hawaii fahren. In einem Penthouse in New York leben. Eine internationale, phänomenal erfolgreiche Karriere machen. In Größe 34 passen. Bei Bananarama einsteigen. Tom Cruise heiraten. Und wenn ich alt bin, sagen wir mal dreißig, will ich einen supersüßen internationalen Superstar-Ehemann, der mich anbetet, vier Kinder und ein Auto wie aus Starsky und Hutch .«
    Josie ließ meine Informationen sacken, verarbeitete sie gründlich und intensiv und kam zu dem einzig möglichen Schluss. »Dann wirst du also den Rest deines Lebens im Friseursalon verbringen?«
    »Hm!« Tja, das Wörtchen »erreichbar« war irgendwie wieder da. »Sieh es positiv, Tante Josie! Wenn ich den Job annehme, kriegst du immer kostenlos die Haare gemacht.«
    Sie ignorierte meinen Hinweis auf den Silberstreif am Horizont einfach.
    »Versprich mir bloß, keinen ungeschützten Sex mit diesem Milchbubi zu haben, schwanger zu werden und ihn zu heiraten! Ich könnte es nämlich nicht ertragen, mir den Rest meines Lebens an Weihnachten anhören zu müssen, dass er sich bei Duran Duran bewerben wird, sobald er zwei Akkorde mehr auf seiner Gitarre spielen kann.«
    »Ich verspreche es.«
    »Und du meinst es auch ernst?«
    »Fast.«
    Ich meditierte über ihre Ermahnungen, während ich achtundsechzig Dauerwellwickler abrollte. Dabei wurde mir klar, dass man die Dinge manchmal einfach so nehmen musste, wie sie kamen. Wie sie sich entwickelten. Man musste sie einfach rollen lassen.
    Wie bei Mr. Patels Trick mit der Banane erforderte das Leben manchmal eine gewisse Flexibilität.

Lektion 15
    Etwas, das sich richtig anfühlt, ist meist …
    »Du riechst irgendwie komisch.«
    Gary gab sich große Mühe, nicht zu grinsen, als er das sagte. Diese Lektion hatte er bereits vor ein paar Monaten gelernt, als ich meine

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