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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shari Low
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Brüste zur Tabuzone erklärt hatte, nachdem er vorher einen penetranten Geruch bemängelt hatte. Woher hätte ich wissen sollen, dass die Kombination aus Tic-Tacs und Eau de Charlie die berauschende Kombination aus Mentholzigaretten und einem Thunfisch-Käse-Sandwich nicht überdecken konnte?
    »Dauerwellflüssigkeit. Ich hab Josie heute die Haare gemacht.«
    Ich strich mir den königsblauen asymmetrischen Pony aus dem Gesicht.
    »In so was bist du richtig gut, stimmt’s?«, fragte er.
    »Hm!«
    Die nachfolgende Stille wurde nur durch das Trommeln seiner Hand auf das Autolenkrad unterbrochen. Ja, er hatte tatsächlich den Führerschein bestanden.
    Dann war er jetzt also der am süßesten aussehende Typ in unserer Stadt mit Auto.
    Er galt offiziell als personifizierter Sexgott von Weirbank. Der ganz klar zur personifizierten Sexgöttin von Weirbank gehörte und nicht zur personifizierten Leadsängerin von Siouxsie and the Banshees.
    Aber wenn ich so darüber nachdachte … Was passierte hier eigentlich? Normalerweise hätte er längst auf mir gehangen, eifrig bemüht, vom Kussstadium zum Fummeln und weiter zum hoffnungsvollen Tasten in den Feuchtgebieten zu kommen. Darauf folgte dann jedes Mal mein Rückzug, und er tat, als machte ihm das nichts, ehe er mich nach Hause fuhr, damit meine Eltern bloß nicht merkten, dass ich nicht da war, und die Polizei verständigten.
    »Du hast also den Führerschein bestanden?« Damit gewann Lou Cairney olympisches Gold in der Disziplin »Blöde Fragen stellen«.
    »Hm!« Er zuckte betont lässig mit den Schultern. »Was sagst du zu meinem Auto?«
    »Na ja, es ist … grün. Und echt cool.«
    Schließlich war ich lange genug mit ihm zusammen, um mich mit Übertreibungen auszukennen. In Wahrheit war es nämlich eine schrottreife Klapperkiste, die aussah wie Kermit der Frosch. Aber wenigstens funktionierte sie (obwohl Gary damit an einem Hang parken musste, damit sie leichter ansprang).
    Ich drehte am Radio, um die gedämpfte Stimmung zu überspielen. Irgendwie benahm Gary sich an diesem Tag seltsam. Vielleicht tauschte er mich ja jetzt, wo er ein Auto hatte, gegen eine andere ein. Vielleicht hatte er schon was mit Rosaline Harper angefangen. Vielleicht würde er … ah, mein Magen verkrampfte sich, und mein Mund wurde trockener als der uralte Duftbaum, der am Rückspiegel baumelte. Gott, in solchen Situationen war ich einfach hoffnungslos!
    Ich traute mich nicht, was zu sagen, weil ich genau wusste, dass ich nur etwas Blödes, Albernes, Unangemessenes, Schwachsinniges von mir geben würde. Ich konnte auch nicht so tun, als wäre ich in die schöne Aussicht vertieft, denn der Regen, der in Strömen die Windschutzscheibe hinunterlief, reduzierte die Sicht auf null. Das war grundsätzlich nicht schlecht. Wir saßen nämlich auf dem Parkplatz »Im Himmel«, einem beliebten Knutschtreffpunkt in einem Vorort von Paisley. Der Platz hatte seinen Namen daher, dass er auf einem Hügel lag, von dem aus man einen spektakulären Blick auf die ganze Stadt hatte. Nachts war er besonders schön – man kam sich vor, als würde man zwischen unzähligen Sternen am Himmel schweben … so lange jedenfalls, bis heftig schaukelnde Bewegungen eines Nachbarautos von der Schönheit ablenkten. Trotz des herrlichen Blicks war ich einigermaßen froh, dass die Scheiben so beschlagen waren und wir uns in einer Null-Sicht-Zone befanden, weil a) das Auto nebenan verdächtig so aussah wie das meiner Biologielehrerin Mrs. Tucker und b) dies die Chance verringerte, dass mich jemand sah und mich an meine Mutter verpetzte. Oder – angesichts meines kürzlich erlebten Polizeigewahrsams – an Interpol.
    Also. Keine Sicht, gedämpfte Stimmung, Risiko eines blöden, albernen, unangemessenen, schwachsinnigen Ausbruchs. Da gab es nur einen Ausweg: Ich starrte Gary an. Er sah an diesem Abend besonders schnuckelig aus. Seine schwarze Hose sah fast so aus wie die Lederhose, die John Taylor immer trug – auch wenn sie aus PVC war. Obenrum trug er ein Netzhemd und darüber ein weißes Hemd, dessen Knöpfe bis zur Hüfte offen standen. Und sein pechschwarzes Haar war über den Ohren kurz geschnitten, oben stachelig und hinten ganz lang. Sensationell. Total hubba bubba.
    Ich dagegen? Pinkfarbener Pyjama. Ich wollte nicht riskieren, dass meine Mutter mitten in der Nacht das Quietschen der Kleiderschranktür hörte, deshalb hatte ich mir bloß schnell einen langen petrolfarbenen Pulli übergeworfen und ein Paar Stulpen über mein

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