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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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wach ist, um sie zu hören.
    David schiebt Lebenslauf und Bewerbungsmappe ineinander und stößt die Kanten auf der Schreibtischplatte zusammen. Die Bewegung hat etwas Endgültiges, ganz so, als wolle er mir gleich dafür danken, dass ich vorbeigekommen bin.
    Die aufkeimende Panik sorgt für einen Schnellstart meiner Sprechwerkzeuge. »Ich weiß, mein Lebenslauf ist ein bisschen kurz, aber ich kann das erklären.«
    »Nicht nötig.« Er faltet die Hände, die Finger bilden ein Dach, die Daumen klopfen gegeneinander. »Wissen Sie eigentlich, warum ich gerade Sie wegen des Jobs angerufen habe?«
    Ich war zu ängstlich gewesen, ihm diese Frage zu stellen. Jetzt zögere ich, einfach draufloszuraten.
    David fährt fort: »Ihre Lebensgeschichte weist darauf hin, dass Sie Verständnis für – wie soll ich es ausdrücken? – nun, für die Sichtweise von gesellschaftlichen Außenseitern haben.«
    Meine Eingeweide werden bleischwer. Er hat meinen Hintergrund geprüft.
    »Für welche Art von Außenseitern?«, frage ich unschuldig.
    »Für Außenseiter, denen es an Rücksichtnahme auf …«, er spreizt die Daumen ab, »… auf die bürgerlichen Moralvorstellungen mangelt.«
    Ich lehne mich in meinem Sessel zurück. Meine Bewegungen sind langsam – als zöge ich mich vor einer Giftschlange zurück. »Man hat mir nie etwas zur Last legen können.«
    »Das weiß ich.« Beschwichtigend streckt David die Hände aus, Handflächen nach unten, so als wolle er mich auf die Sitzfläche pressen. »Was ich meine, ist …«
    »Danke, dass Sie sich die Zeit für mich genommen haben.« Ich stehe auf, greife nach meiner Handtasche an der Rückenlehne des Besuchersessels. »Ich habe unsere kleine Unterhaltung wirklich genossen. Aber ich glaube, ein anderes Stellenangebot dürfte besser zu mir passen.« Ich steuere den Ausgang an.
    »Warten Sie!« Er fängt mich ab, hat die Hand auf der Tür, ehe ich sie öffnen kann. »Was ich sagen wollte, ist, dass mir Ihre Vergangenheit egal ist. Niemand hier interessiert sich dafür.«
    Mein Verstand wägt ab, wie viel David wissen kann. Eine Recherche auf legaler Basis erbrächte nichts allzu Belastendes. Meine Strafakte mit Jugendvergehen ist gelöscht worden, als ich achtzehn wurde. In den sechs Jahren, die seitdem vergangen sind, bin ich nie erwischt worden. So in etwa jedenfalls.
    »Wir können Ihnen leider nicht sonderlich viel zahlen.« David macht eine Handbewegung in Richtung meines Lebenslaufs. »Aber ausgehend von Ihrer Adresse dürften Sie auch nicht viel brauchen.«
    Hat er da gerade meine Nachbarschaft beleidigt? Begreift er nicht, dass ich über dem besten Pfandhaus der ganzen Stadt wohne?
    »Sie würden dann dort drüben sitzen.« David zeigt auf einen kleinen Schreibtisch in Kaminnähe, genau gegenüber von Franks. Hinter dem Schreibtisch steht ein Kopierer, der so alt ist, dass ich glatt davon ausgehe, er funktioniere per Handkurbel.
    »Kommen Sie!« Plötzlich ist David so schnell an mir vorbeigegangen, dass ich vor Schreck zusammenfahre.
    Er steigt die knarrende Holztreppe hinunter, die zwischen zwei geschlossenen Bürotüren ins Untergeschoss des Senders führt. Ich folge ihm, wobei ich versuche, mir nicht allzu viele Hoffnungen zu machen. Vielleicht war sein ganzes Gerede darüber, mich einzustellen, nur hypothetisch gemeint, also in etwa wie: Klar, würden Sie an diesem Schreibtisch arbeiten, wenn all die anderen Bewerber für den Job von einer Riesenkakerlake gefressen werden. Ich zwinge mich, nicht an die Dinge zu denken, die ich würde tun müssen, wenn ich für diesen Sommer keinen Job kriege. Dinge, die man nicht in einen Lebenslauf packen sollte.
    Am Fuß der Treppe legt David die Hand auf den Knauf einer geschlossenen Tür. Er holt rasch, aber tief Luft, als wolle er etwas Bedeutsames von sich geben. Aber die Worte kommen ihm nicht über die Lippen. Stattdessen schüttelt er den Kopf.
    »Wahrscheinlich ist es das Beste, wenn Sie ihnen ganz unvoreingenommen begegnen. Wenn die DJ s einverstanden sind, haben Sie den Job.«
    Ich nicke. Klar, also alles schön zwanglos und ohne Druck.
    David öffnet die Tür und lässt mich in eine schmal geschnittene, nur schlecht beleuchtete Lounge vorgehen. Eine dicke Wolke aus kaltem Zigarettenrauch wabert vor der Halogen-Lampe in der gegenüberliegenden linken Ecke. Das Licht der Lampe nimmt dem Raum ein wenig von seiner schattenhaft-fahlen Dunkelheit.
    Meine brennenden Augen brauchen einen Moment, um sich an die Lichtverhältnisse zu

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