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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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gewöhnen. Ich strenge mich an und werfe einen ersten Blick auf eine Gruppe von …
    Freaks.
    Auf eine Gruppe besonders erlesener Freaks allerdings. Es sind alles herzzerreißend schöne Menschen. Dass Radio nur etwas für die Ohren ist, wird so geradezu zu einer Tragödie. Und jeder dieser Freaks sieht aus, als sei er aus einer anderen Zeitmaschine gekrochen.
    David schiebt mich von der Türschwelle, auf der meine Füße ihren Dienst versagten, in den Raum hinein. »Ciara Griffin, darf ich Ihnen den Stolz von WMMP vorstellen!«
    Drei Männer und eine Frau spielen Poker an einem Tisch, der von Plastik-Jetons und leeren Flaschen übersät ist. Die vier mustern mich; ihr Misstrauen lässt sich mit Händen greifen. Vielleicht liegt das an meinem Bewerbungsoutfit: In Marineblau sehe ich aus wie eine FBI -Agentin.
    »Spencer, Jim, Noah, Regina.« David geht die Tischrunde von links nach rechts durch. »Sie können sie duzen, die DJ s legen keinen Wert auf Förmlichkeiten. Ach, und das da hinten ist Shane.«
    Auf dem schmalen Zweiersofa gleich unter der Lampe liegt ein Typ in ausgeblichenen, zerschlissenen Jeans. Er scheint zu schlafen. Der rechte Arm liegt über seinem Gesicht. Ein Bein ist angewinkelt, der zugehörige Fuß liegt auf einem Kissen; das andere Bein hängt vom Sofa herunter.
    David greift meinen Ellbogen, um mich noch ein paar Schritte in den Raum hineinzuführen. »Ich hoffe, Ciara wird unsere neue Praktikantin im Marketing.«
    Die offenkundige Feindseligkeit verschwindet aus den Gesichtern der vier wachen Djs und wird durch eine distanzierte Höflichkeit ersetzt. Versuchsweise setze ich ein Lächeln auf, ermutigt von der geringfügigen Bereitschaft, mir gegenüber aufzutauen.
    »Spencer macht unsere Fünfziger-Jahre-Sendung«, erklärt David. »Die Zeit, in der der Rock ’n’ Roll geboren wurde.«
    Ein Kerl in weißem Oberhemd und schwarzen Hosen steht auf, um mich zu begrüßen. Dabei faltet er schier endlos lange Beine, bisher unter dem Tisch versteckt, auseinander. Sein tiefrotes Haar ist zu einer Elvistolle zurechtgegelt. Er drückt die Hand, die ich ihm entgegenstrecke.
    »Na, Baby, wie geht’s, wie steht’s?« Spencers gedehnte Südstaaten-Sprechweise und seine tadellose Kleidung verleihen ihm den Anstrich eines Gentlemans, was allerdings nicht recht zur ungezähmten Wildheit seines Blicks passen will.
    »Passt schon, Daddy-O.« Es rutscht mir einfach so heraus. Anstatt mir die Antwort krummzunehmen, lächelt Spencer und nickt zufrieden.
    Der Nächste am Tisch springt auf, und ich habe mich gerade genug unter Kontrolle, um nicht vor ihm zurückzuweichen.
    »Das ist unser Jim«, meint David.
    »Hi! Du, deine Mappe war ’ne Schau, Mann.« Jim umarmt mich. Seine langen braunen Locken und das Batikhemd riechen nach Marihuana und Patschuli. »Ich kann’s beurteilen. Ich war auch auf der Kunstakademie.«
    »Danke, aber ich bin keine Künstlerin.« Schnüffelt er da an mir?
    Jim tritt einen Schritt zurück und betrachtet mich aus einer Armlänge Entfernung. »Aber wie hast du dann die Entwürfe so dufte hingekriegt?«
    »Die Entwürfe für meine Kursprojekte am College? Na, die habe ich natürlich am Computer gemacht.«
    Er kneift die Augen zusammen, so verwirrt ist er. »Am was …?«
    David räuspert sich laut genug, um mein Bullshit-Frühwarnsystem auf Alarmstufe Gelb gehen zu lassen. Was zum Teufel geht hier ab?!
    Plötzlich huscht Erleuchtung über Jims Gesicht. Er schnippt mit den Fingern. »Ach, genau! Na, zu meiner Zeit haben wir das alles noch mit der Hand machen müssen.«
    Mit gerunzelter Stirn schaue ich ihn prüfend an. Er sieht nicht mehr als ein paar Jahre älter aus als ich. Sie sehen alle nicht viel älter aus als ich.
    »Zu deiner Zeit?«
    Der dritte Typ lässt die Stuhlbeine über den Boden kratzen, als er aufsteht. Ich wende mich ihm zu, erleichtert, Jim zu entkommen, dessen raumgreifende Art offenkundig keine Grenzen kennt.
    »Ich bin Noah.« Die Stimme des Mannes rollt über mich hinweg und hüllt mich ein wie eine warme jamaikanische Brise. »Is’ mir ’n Vergnügen, dich kennenzulernen, hübsche Lady.« Er streckt die Hand über den Tisch aus, greift sich meine und zieht sie an seine vollen Lippen. Er trägt eine dunkel eingefasste Brille, die ziemlich weit unten auf dem Nasenrücken sitzt und seinen Blick weicher macht. Unter diesem Blick wird mir ganz unprofessionell träumerisch zumute. Eine Strickmütze in den Farben Grün, Gelb und Rot balanciert auf seiner stattlichen

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