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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Zeit. Außerdem bringe ich keine Menschen um.«
    Ich mache ein paar Schritte rückwärts, hebe abwehrend die Hände und versuche einen beruhigenden Ton anzuschlagen. »Du hast dich bedroht gefühlt. Er hat sich gewehrt, war’s nicht so?«
    »Wie kannst du nur glauben, ich würde so etwas tun und dich dann auch noch selbst belügen? Kennst du mich wirklich so schlecht?«
    »Ey, Leute! Der ist nicht tot.« Jim hat sich Travis’ Gesicht genauer angesehen. »Außer wir setzen die kleine Silbe ›un‹ davor.«
    Er dreht den Kopf des Mannes so, dass wir alle seinen Mund sehen können: völlig blutbesudelt, Zähne, Zahnfleisch, alles – dies könnte eine Werbung für Zahnersatz sein.
    Neugierig komme ich näher heran. »Könnte das nicht vom …«
    Plötzlich schlägt Travis die Augen auf, wie ferngesteuert. Wir alle fahren vor Schreck zusammen. Ich allerdings bin die Einzige, die aufkreischt, als er seine Fangzähne entblößt.
    Er krümmt und windet sich, wimmert und jault, als ob er Schmerzen hätte. Jim verstärkt den Druck auf die Schultern des Detektivs. »Schscht, ganz ruhig, Mann! Wir sind hier, um zu helfen.«
    Travis reißt sich los, entkommt Jims Griff mit einer Leichtigkeit, mit der sich eine Fledermaus aus einem Spinnennetz befreien würde. Er springt mich an; ich habe nur Zeit für einen einzigen Schritt rückwärts, da hat er mich schon am Boden.
    »Nein!« Ich strample; erfolglos bearbeiten meine Hacken den dünnen Teppich, während ich versuche, mich Travis’ Griff zu entwinden. Mit einer Hand packt er meine Taille, mit der anderen presst er mir die Schulter auf den harten Boden. Blitzschnell wie eine Schlange stößt er zum Biss vor. Meinen letzten Atem nutze ich zu einem Schrei.
    Shanes Gesicht taucht über uns auf. Er umschlingt Travis’ Hals von hinten mit einem Arm, kann den Typen aber kaum von mir fortbekommen. Ich presse meine Hände gegen die Brust des Angreifers. Aber selbst Shane und ich zusammen sind nicht in der Lage, diese Kraft, die verzweifeltem Hunger entspringt, zu bändigen. In Travis’ wässerig grünen Augen kann ich lesen, dass er wie ich ums Überleben kämpft, mit aller Kraft.
    »Verdammt, hilf mir jemand!«, brüllt Shane, bekommt aber keine Antwort. »Verfluchte Scheiße, sie ist auf unserer Seite!«
    »Und er ist jetzt einer von uns.« Regina taucht in meinem Blickfeld auf. Sie steht da, die Arme vor der Brust verschränkt. »Er braucht Blut.«
    »Er bringt sie um!« Shanes Gesicht ist rot vor Anstrengung. Travis geifert jetzt; blutiger Speichel tropft mir in die Halsbeuge.
    »Vielleicht aber auch nicht«, meint Spencer. »Und er stirbt in jedem Fall, wenn er nichts zu trinken bekommt.«
    »Ja, Mann, und das ist ziemlich asozial«, bemerkt Jim, »erst jemanden zu verwandeln und ihn dann verhungern zu lassen.«
    Schluchzend gurgle ich flehendes, unverständliches Zeug hervor.
    »Ich schwöre euch«, keucht Shane, »wenn nicht sofort einer von euch ihn von ihr wegzieht, dann …«
    Es kommt überraschend, aber ganz plötzlich wird Travis von mir heruntergerissen. Ich höre ein dumpfes Geräusch: etwas Schweres, das mit der recht weit entfernten Wand kollidiert. Ich hebe den Kopf und sehe, dass Travis benommen vom Sofa rutscht, auf dem vorhin noch Noah gesessen hat.
    Monroe steht neben Shane und mir. Er blickt auf Shane hinab und versenkt die Hände in den Hosentaschen. »Dann was?«
    Travis will sich erneut auf mich stürzen. Aber Monroe packt ihn mit nie gekannter Schnelligkeit und Geschick. Er nagelt Travis am Boden fest, wo der hungrige Neuvampir austritt und mit den Beinen strampelt. Zum ersten Mal überhaupt blickt mir der älteste von WVMP s Radiomoderatoren direkt in die Augen.
    »Lauf!«
    Stolpernd komme ich auf die Füße und hechte zur Treppe und hinauf, so gut und so schnell es nur geht.
    Oben angekommen, erstarre ich. Ich starre auf die Eingangstür. Was oder wer Travis ausgesaugt hat, ist da draußen.
    Ich schließe die Tür ab, greife mir im Vorüberlaufen von Franklins Schreibtisch eine Hand voll angespitzter Bleistifte und stolpere hinauf in Davids Büro.
    Die Tür abzuschließen reicht mir nicht. Ich verrammele sie hastig mit zwei Stühlen und einem kleinen Tisch. Erst danach verkrieche ich mich unter Davids Schreibtisch.
    Eine Minute lang oder vielleicht auch etwas länger höre ich nichts außer meinen schnellen, unregelmäßigen Atemzügen. Ich umklammere die Stifte und übe das Zustoßen.
    Schritte nähern sich der Tür. Ich halte den Atem

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