Roman
weiß nicht, ob ich ablehnen kann. Es bedeutet ein festes Einkommen, einen Job, und die Zeiten sind hart …«
Mein Kopf ist leer. Eine Minute lang weiß ich nicht, was ich sagen soll.
»Na ja, dann wirst du wohl annehmen müssen.«
Seine Augenbrauen zucken. Habe ich etwas Falsches gesagt?
Er lächelt. »Ja, ich schätze, das muss ich«, gibt er mir recht. »Man kann nicht immer nur auf den Durchbruch warten, auf einem Boot rumhängen ohne festes Einkommen und so tun, als wäre man irgendein gequälter Künstler!«
Ich lache. Eigentlich will ich das Gespräch noch nicht unterbrechen, aber ich habe keine Worte mehr, keine Energie. Also sage ich: »Nein, ich schätze, da wartest du vielleicht ewig.«
»Genau«, stimmt er mir zu. »Also dann …«
»Ja …«
»Ich muss weiter. Da ist noch eine Menge Wein, der heute getrunken werden will, und es müssen eine Menge lebensverändernde Entscheidungen getroffen werden.« Er berührt meinen Arm. »Wir sehen uns.«
»Ja, ich wünsch dir einen schönen Abend. Äh … lass es mich wissen, ob du gehst und wann.«
Dann küsst er mich auf die Wange, geht auf die Battersea Bridge zu und lässt mich vor dem Spar stehen, während ich versuche, mich daran zu erinnern, was ich kaufen wollte.
Als ich nach Hause komme, ist es still und dunkel, und Lexi liegt im Bett. Ich mache mir eine Tasse Tee und fahre den Computer hoch. In meiner Mailbox ist eine Mail. Sie ist von Wayne.
Liebe Caroline,
ich hoffe, ich habe dich nicht erschreckt, als ich plötzlich vor dir stand. Ich für meinen Teil habe mich sehr gefreut, dich zu treffen, aber dir geht es vielleicht nicht so, deshalb entschuldige ich mich dafür. Während ich – zweifellos ohne Sinn und Verstand – vor mich hingebrabbelt habe, ist mir jedoch klar geworden, dass du die perfekte erste Leserin für mein Buch wärst. Nur damit du es weißt: Ich habe es noch niemandem gezeigt und schwanke zwischen den unglaublichsten Träumen, dass ich dafür den Booker-Preis bekommen werde (ich weiß, ich weiß!), und dem schweißgebadeten Aufwachen voller Angst, ein Jahr für völligen Mist verschwendet zu haben. Dazwischen scheint es nicht viel zu geben, deshalb bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich zumindest eine zweite Meinung einholen sollte. Also, mach damit, was du willst. Oder drück einfach die Löschen-Taste, wenn du keine Zeit hast, dann versuche ich eine andere arme, unwillige Seele zu finden. Übrigens ist es ein Teenager-Roman.
Dein
W. F. Campbell (Denkst du, nur die Initialen gehen?)
X
Ich lächele – er ist lustig – und öffne den Anhang.
Love is a Battlefield: Kevin Harts Bericht von der Liebesfront
Mir gefällt der Titel – selbst wenn er sehr großspurig klingt. Love is a Battlefield , eh? Ganz klar ein Pat-Benatar-Zitat. Das gefällt mir wirklich.
Ich öffne das Dokument und fange irgendwo auf der Hälfte der Seite an zu lesen:
Es musste einen Weg geben, Lucy Briers zurückzugewinnen. Was hatte Ryan Kaye, was ich nicht hatte? Abgesehen von einem Vater, dem eine Teppichfirma gehörte (Riesensache – mein Dad verlegte Teppiche), und einem Gesicht wie Emilio Estevez. (Ich konnte das nicht wirklich erkennen. Ich fand, dass er eher aussah wie Keith Chegwin.) Dann kam der Abend, an dem meine Mum und ich Tee tranken – und dazu die Crispy Pancakes von Findus aßen – und mein Bruder Daz mit einem Buch über Arnold Schwarzenegger nach Hause kam. Da wurde mir alles klar. Muskeln. Das war es, was Ryan Kaye hatte und ich nicht – na ja, noch nicht, aber ich würde welche haben. Am nächsten Tag kauften mein Bruder und ich Gewichte bei Argos, ein paar ProteinDrinks im Ein-Pfund-Laden, und dann begann unser hartes Workout. An jedem einzelnen Ferientag trainierten wir drei Stunden lang im Garten und ließen uns von dem Arnold-Schwarzenegger-Buch inspirieren. Wenn Mum draußen die Wäsche aufhängte, schüttelte sie gelegentlich den Kopf über uns in unseren Unterhosen. Aber das war mir egal; Lucy Briers würde bald wieder mein sein. Sie würde schon bald meinen muskulösen Oberkörper abknutschen.
Erst als ich auf die Uhr sehe, wird mir klar, dass es schon ein Uhr ist. Ich lese jetzt seit anderthalb Stunden, und ich glaube, ich bin schon ein bisschen verliebt in Kevin Hart.
25
Antoine beobachtet mich von der Rezeption aus. Seine eisblauen Augen blicken immer wieder über den Rand seines Computerbildschirms, als wäre ich ein Kind, das er beaufsichtigen muss.
Ich sitze auf dem dalíesken roten Samtsofa mit
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