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Roman

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Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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will eigentlich nicht gehen. Ich möchte hierbleiben.
    Wayne dreht sich zu mir um. Die wundervollen Lachfältchen um seine Augen sind jetzt tiefer, wegen der Müdigkeit.
    »Du machst dir Sorgen, oder?«, fragt er.
    »Sorgen? Über was?«
    »Über Morgen, über das hier. Du wirst es doch nicht bereuen, wenn du wieder nüchtern bist, oder?«
    Ich lächle und schlinge mein Bein um ihn.
    Nein, ich werde es nicht bereuen. Wenn es bei One-Night-Stands um das hier ging, um hemmungslosen Sex, dann frage ich mich, warum ich das nicht schon viel öfter gemacht habe.
    »Eigentlich«, sagt er und schiebt mir eine Haarsträhne hinter das Ohr, als ich nichts erwidere, »müssen wir uns ja auch keine Sorgen machen. Ich gehe bald nach Sheffield, also wirst du mich nicht ständig sehen oder mir zufällig begegnen.«
    Sheffield. Ich hatte die ganze Nacht nicht mehr an Sheffield gedacht. Er hatte natürlich recht, der Umstand, dass er weggehen würde, war auf lange Sicht gut. Ich habe es getan: Ich hatte einen One-Night-Stand mit einem (unverheirateten) Mann, und jetzt würde es nicht kompliziert werden. Es würde keine Tränen und kein »Wohin soll das führen?« geben. Das hier konnte nirgendwohin führen, es fand nur hier und jetzt statt. Mehr hatten wir nicht.
    »Und wann fährst du?« Meine Stimme klingt schläfrig und gedämpft, weil wir hier unter Deck sind, wie in einem kleinen Kokon.
    Es folgt eine Pause, eine sehr lange Pause.
    »In drei Wochen«, antwortet er dann.
    Drei Wochen. Einundzwanzig Tage.

29
    Als Sarah Rawlinson mich verließ, war mein Herz bereits eine abgehärtete Masse aus Narbengewebe. Außerdem hatte ich eine neue echte Narbe in meinem Gesicht nach der Schlägerei, die ich mit Ryan Kaye nach der Unter-16-Party im Crystal T und zu vielen Southern Comforts hatte … Das Leben konnte nicht mehr viel schlimmer werden.
    Endlich schließe ich das Buch und knipse das Licht aus. Meine Augen brennen vom Lesen. Ich verliebe mich immer mehr in Kevin Hart – oder liegt es nur daran, dass ich die Stimme seines Schöpfers höre, wenn ich etwas über ihn lese?
    Jetzt liege ich im Dunkeln in meinem Schlafzimmer und denke: Ich darf mich nicht in Wayne Campbell verlieben. Ich darf es einfach nicht. Es gibt verschiedene Gründe dafür, und ich liste sie in meinem Kopf auf:
    1. Er heißt Wayne. Punkt. Wie könnte ich mich in einen Mann verlieben, der Wayne heißt? Ich denke an all die anderen berühmten Waynes, die ich kenne: Wayne Rooney, Wayne Sleep, Wayne Hemingway. Ich stelle mir vor, wie ich ihn präsentiere: »Hi, das ist mein Freund Wayne.« Nein. Ich kann nicht mit einem Mann namens Wayne zusammen sein, oder?
    2. Da ist dieses Tattoo. Entschuldigung, die Tattoos. Hab ich mir den Mann an meiner Seite jemals mit so viel Kunst am Körper vorgestellt, ganz zu schweigen davon, dass diese Kunst seinen Exfreundinnen gewidmet ist? Sein Körper ist ein Schrein für seine Exfreundinnen, Herrgott noch mal! Trotzdem strahlt ein Mann, der seinen Körper mit Erinnerungen an die Gelegenheiten schmückt, bei denen man ihm in der Vergangenheit das Herz gebrochen hat, etwas unglaublich Offenes aus. Er ist jedenfalls kein Mann, der Angst vor seinen Gefühlen hat.
    3. Der zweifelhafte Beruf bzw. die Berufe: das Bücherschreiben (noch unveröffentlicht), der Teilzeitjob in einem Laden. Das widerspricht allem, auf das ich bis jetzt als eine Frau, die Stabilität und eine sichere Rente braucht, um nachts schlafen zu können, Wert gelegt habe. Als eine Frau, die so risikoscheu ist, dass sie seit zehn Jahren den gleichen Job hat.
    Aber ich kann nicht aufhören, an Wayne zu denken. Das hätte nicht passieren sollen. Obwohl die Affäre mit einem verheirateten Mann natürlich auch nicht hätte passieren sollen. Oder die Verlobung mit Martin. Ich frage mich langsam, was eigentlich passieren soll. Was mich verwirrt, ist Folgendes: Sollte das nicht ein One-Night-Stand gewesen sein? Weil, wenn es einer war – und ich bin mir ziemlich sicher, dass es einer war, es konnte nur ein One-Night-Stand gewesen sein, denn Wayne würde in drei Wochen nach Sheffield gehen –, dann glaube ich nicht, dass ich das alles empfinden sollte. Ich bin sicher (obwohl ich offensichtlich keine Expertin bin, weil ich noch nie einen One-Night-Stand hatte), dass ich eigentlich denken sollte: »Hey! Gut gemacht, Mädchen«, und diesen ganzen Frauenquatsch. Schließlich bin ich eine moderne Frau, die sich betrunken und einfach so mit einem Mann geschlafen hat. Ganz

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