Roman
geschmissen hat, die Affinität zu Lexi, die Listen, die er geschrieben hat. Das Leben, das er gelebt hat. Ich habe das Gefühl, als würde Wayne Campbell hier im St James Park vor mir auftauchen und mir Puzzleteile geben, um das Ganze zusammenzusetzen.
»Aber jetzt haben wir genug über mich gesprochen. Was ist mit dir?« Er sieht mich an. »Hat man dir schon mal das Herz gebrochen?«
Ich halte inne. Will ich ihm das erzählen? Kann ich ihm von Toby erzählen? Hat Lexi das schon getan?
»Ja«, antworte ich schließlich. »Ja, das hat schon mal jemand getan …«
Seine Augen weiten sich, als könnte er meine Gedanken lesen, und dann sagt er sehr langsam: »Ah, Toby.«
»Ja«, bestätige ich. »Toby. Aber ich bin glimpflich davongekommen.«
Und dann, fast so, als wüssten wir, dass wir noch mehr Geständnisse und Picknicks im Park und Lebensgeschichten und Anekdoten nicht aushalten könnten, fahren wir wieder in die Stadt und betrinken uns auf eine Weise, die bei einer ersten Verabredung definitiv nicht erlaubt ist. (Regel Nummer fünf gebrochen.) Wir fangen an in einer Bar namens Scooter Caffe in der Nähe von Waterloo und trinken Bier und Tequila zwischen alten Vespas und Motorradteilen und hübschen Wimpeln, die an der Decke hängen. Dann finden wir, dass wir noch keineswegs betrunken genug sind und dass der Abend noch jung ist, und gehen in eine Kneipe an der Hanway Street, die die ganze Nacht geöffnet hat. Dort trinken lächerlich gestylte Gäste mit paradoxen Umhängetaschen und kantigen Ponys Budapester Bier aus alten Teetassen. Es ist so eine Bar, die ich normalerweise niemals betreten hätte, aber das ist mir egal, ich amüsiere mich großartig. Wir haben jetzt alle Regeln gebrochen, die es zu brechen gibt: Nicht zu viel trinken (5), keine Expartner erwähnen (7). Wir müssen nur noch eine brechen.
Also bin ich jetzt wieder bei ihm auf dem Schiff, und ich weiß nur, dass ich ihn will, mehr, als ich jemals jemanden gewollt habe. Nur wenige Minuten, nachdem wir unter Deck gegangen sind, ziehe ich mir selbst das Kleid aus und lege mich ausgestreckt, die Arme nach hinten gelegt, in seine Hängematte. Er küsst mich.
»Gott, du bist so schön«, sagt er. Dann küsst er meinen Bauch, und ich erschaudere bis in die Zehenspitzen.
Ich ziehe ihn zu mir heran.
»Liebe mich«, bitte ich ihn. »Ich möchte, dass du Liebe mit mir machst.«
Zärtlich. Keinen schmutzigen Geliebten-Sex.
Er küsst mich, und er ist ein unglaublich guter Küsser, wechselt hauchzarte Küsse mit leidenschaftlich fordernden ab.
Wir bewegen uns jetzt gemeinsam, die Becken aneinandergepresst, und unser Atem geht schneller.
»Wir müssen das nicht tun«, sagt er und sieht mir in die Augen.
Ich lege meinen Finger auf seine Lippen.
»Würdest du bitte den Mund halten? Ich bin beschäftigt.«
Wayne kichert.
»Und betrunken«, stellt er fest. »Wir sind sehr, sehr betrunken. Oh, aber du bist so schön.«
»Bin ich das?«
»Unglaublich schön«, wiederholt er. »Und du hast die schönsten Beine, die ich je gesehen habe. Ich kann an nichts anderes mehr denken, seit ich dich im Laden in diesem Kleid gesehen habe.«
»Also, wenn du dich dann besser fühlst …«
»Ich könnte mich nicht besser fühlen, als ich es schon tue.«
»Du hast mir auch vom ersten Moment an gefallen, obwohl ich noch nicht wusste, wer du bist und dass du dich über mein Listenschreiben lustig gemacht hast.«
»Na ja, wir wissen ja jetzt, warum ich mich darüber lustig gemacht habe, oder?«, meint er. Und dann bin ich in einer anderen Zone. Auf einer ganz anderen Ebene.
Danach schaukeln wir sanft in der Hängematte. Ich bin atemlos vor Erregung, mein Körper zittert noch immer.
»Das war der beste Sex, den ich jemals hatte«, sagt Wayne ungläubig und lacht.
»Für mich auch«, gebe ich zu. »Mein Gott, waren wir gut.«
Ich drücke ihn, atme seinen Duft ein: eine Mischung aus diesem leicht holzigen Geruch des Schiffsofens und dem Duft des St James Parks im Sommer.
Wir liegen nebeneinander, und ich betrachte sein zufriedenes Gesicht, das jetzt vor Müdigkeit ganz entspannt ist.
Was jetzt? Was wird aus Wayne Campbell und mir werden? In dem Bullauge über uns kann ich den pinkfarbenen Morgen heraufdämmern sehen. Ich muss nach Hause, und zwar bald, denke ich, zurück zu meiner Schwester, die mich fragen wird, ob ich mich an die Regeln gehalten habe. Wir haben jede einzelne davon gebrochen, und es könnte mir egaler nicht sein. Die Minuten verstreichen. Ich
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