Roman
Gedanken nicht ertragen könnte, dass er Sex mit einer anderen hat; merkwürdigerweise stört mich das gar nicht. Es liegt vielmehr daran, dass ich tief in meinem Innern, in dem Teil, mit dem ich mich nur sehr selten befasse, den Gedanken nicht ertragen kann, dass er einer anderen Frau sagt, dass er sie liebt. Außerdem weiß ich, dass wir in dem Moment, in dem er eine Freundin hat – oder auch in dem Moment, in dem ich einen Freund habe –, nicht mehr so weitermachen können; das funktioniert auf Dauer nicht. Aber Toby zählt doch nicht als mein Freund, oder? Er ist der Mann einer anderen, wie könnte er das also sein?
Martin lacht leise und reißt mich aus meinen Gedanken.
»Du siehst aus, als hättest du gerade einen Geist gesehen«, meint er. »Tut mir leid. Ich hätte nicht so neugierig sein dürfen. Du musst mir die Frage nicht beantworten.«
»Ja, du bist neugierig, Martin Squire«, entgegne ich. »Und, nein, ich bin mit niemandem zusammen.«
»Großartig!«, sagt Martin. »Ich meine, nicht großartig, aber du weißt schon, cool, wie in cool, das ist cool … Sollen wir einfach das verdammte Thema wechseln?« Er lacht, und ich lache auch, erleichtert, dass es vorbei ist.
»Wie geht es denn eigentlich Lexi?«, erkundigt sich Martin, als wir beim Nachtisch sind. »Nach ihrer Begegnung mit Mr Banks?«
»Na ja, nach einem heftigen Streit vor dem Shoreditch House, wo sie mich eine frigide Kuh genannt und sich anschließend im Taxi übergeben hat, konnte ich ihr – glaube ich – klarmachen, dass Tristan nichts Gutes im Schilde führte.«
»Du machst Witze?«, fragt Martin. Ich erzähle ihm nichts von dem Schwangerschaftstest, das würde einen Schritt zu weit gehen.
»Leider nicht. Obwohl wir jetzt ein neues Problem mit einem Exfreund namens Clark haben, der sie ständig anruft. Aber irgendetwas muss da vorgefallen sein, sie will nie mit ihm sprechen.«
Martin erstarrt, das Brot auf halbem Weg zu seinem Mund.
»Warte mal, hast du gerade Clark gesagt?«
»Ja, warum?«
»Clark Elder?«
»Ja, das ist sein Name. Ich habe gesehen, dass er einer ihrer Freunde auf Facebook ist.«
Martin saugt die Luft zwischen seinen Zähnen ein, was Martin immer macht, wenn er einem gleich einen Rat gibt, was er oft tut.
»Sie sollte vorsichtig sein, was ihn angeht«, empfiehlt er. »Er war berüchtigt in Doncaster. Er hat mit Drogen gedealt und war in einige Betrugsfälle verwickelt.«
»Soll das ein Witz sein? Scheiße!«
»Er saß eine Weile im Knast. Ich glaube, es war wegen schwerer Körperverletzung. Und er hat definitiv wegen Drogenhandel gesessen.«
»Scheiße, das ist ja furchtbar. Ich frage mich, ob Lexi das alles weiß«, sage ich. »Wie dem auch sei, sie hat offensichtlich gemerkt, dass er ein Scheißkerl ist, weil sie nichts mehr mit ihm zu tun haben will, Gott sei Dank. Er wirkte sehr charmant, als ich am Telefon mit ihm sprach.«
»Oh ja, charmant war er immer«, bemerkt Martin. »Deshalb laufen wahrscheinlich auch Hunderte von unehelichen Kindern von ihm in Doncaster herum.«
Ich denke an den Schwangerschaftstest, und mein Magen zieht sich zusammen.
»Und ich glaube, er wurde vor einigen Jahren auch mal mit einer Vergewaltigung in Verbindung gebracht.«
»Okay …« Ich denke eine Minute nach. »Na ja, ich werde mir nicht allzu viele Sorgen machen, weil Lexi ja nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Sie will ja nicht mal mit ihm sprechen.«
Martin ist ein exzellenter Trinkpartner. Ein Bonvivant -Säufer, der immer lustiger wird, je betrunkener er ist. Wir trinken zwei Flaschen Rotwein.
Wir lachen, unterhalten uns locker, es ist wie in alten Zeiten, nur besser, besonderer – so besonders, wie die Dinge werden, wenn der Druck, dass eine Beziehung klappen muss, von einem genommen ist, aber die gegenseitige Liebe und der Respekt geblieben sind.
Es ist komisch, dass die Sache, wegen der man sich in jemanden verliebt hat, am Ende genau die Sache ist, wegen der man ihm mit dem Holzhammer auf den Kopf schlagen will, oder?
Als ich Martin kennenlernte, hatte er gerade angefangen zu arbeiten, und ich war eine fleißige Oberstufenschülerin, die gerade für den silbernen Duke of Edinburgh Award büffelte, und ich habe mich Hals über Kopf in seine handwerkliche Geschicklichkeit verliebt. Dass er ein Zelt in einem Orkan aufbauen konnte, machte mich ganz schwach vor Verlangen. Er war drei Jahre älter als ich, einundzwanzig, und ich war achtzehn, und der Anblick seines Pos – so attraktiv und muskulös in
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