Roman
Wayne, im wahrsten Sinne des Wortes der coolste Boss der Welt.«
»Nett, dich kennenzulernen, Caroline.« Wayne presst die Lippen zusammen, als wenn er sagen wollte: »Herrje, das haben wir aber so richtig falsch angefangen, was?«
»Was, dann wusstet ihr das gar nicht?«, fragt Lexi.
»Nein, äh, nein.« Ich versuche, die Tatsache zu ignorieren, dass ich feuerrot werde. »Aber ich war gerade dabei, Waynes Laden zu bewundern. Toller Laden, Lex. Finde ich super. Wirklich coole Sachen.«
»Deiner Schwester gefällt vor allem unsere Sechzigerjahre-Kollektion«, erzählt Wayne auf einmal geschäftsmäßig.
»Das sehe ich.« Lexi mustert mich von oben bis unten. »Willst du das Kleid kaufen?«
Ich sehe an mir herunter und komme wieder zu mir. Was habe ich mir dabei gedacht? Toby würde es hassen. Er würde glauben, ich hätte auf dem Flohmarkt eingekauft. Ich verspüre den plötzlichen Drang, in die Umkleidekabine zu laufen und es mir vom Leib zu reißen.
»Nein«, antworte ich und mache mich auf den Weg in die Umkleidekabine. »Ich glaube, ich habe es mir gerade anders überlegt.«
Wir sitzen jetzt alle mitten im Laden und halten uns an unseren Teetassen fest.
»Und? Wie habt ihr beide euch noch mal kennengelernt?« Ich starre Wayne an, seit ich weiß, wer er ist. Wie um Himmels willen kann man jemanden, der so gut aussieht, Wayne nennen?
»Genau hier, Lexi hat sich im Laden umgesehen«, antwortet Wayne.
»Ist das dein Laden?«
»Nein, er gehört Dave – dem Typen, mit dem ich zusammenwohne. Aber er steht nicht so gerne in der vorderen Reihe, deshalb habe ich den Verkauf übernommen, und er erledigt alles andere.«
»Oh«, sage ich ein bisschen enttäuscht. Dann ist es nicht mal sein Laden.
»Jedenfalls«, fährt Wayne fort, der das vielleicht spürt, »wusste ich von Anfang an, dass Lexi eine ganz tolle Verkäuferin ist, nicht wahr?« Er stupst Lexi an. Die Fältchen um seine Augen werden tiefer, als er lächelt.
»Oh mein Gott!« Plötzlich fällt es mir ein. »Da habe ich dich schon mal gesehen. Letzte Woche. Im Duke of Cambridge? Ihr habt den Tisch für uns geräumt.«
Wayne runzelt die Stirn.
»Oh ja«, sagt er schließlich. »Du warst mit deinem Freund dort.«
Lexi hustet.
»Er ist nicht mein Freund«, erkläre ich.
»Wirklich? Ihr saht aus wie ein Paar.«
»Ja, die sind komisch«, bestätigt Lexi, und ich werfe ihr einen bösen Blick zu.
»Nein, sind wir nicht. Er ist nur ein Freund, ein sehr guter Freund.«
»Cool«, sagt Wayne und nickt, als wüsste er, dass er einen wunden Punkt getroffen hat und sofort das Thema wechseln muss. »Nur ein Freund, das ist cool. Das ist total super.« Es entsteht eine etwas zu lange Pause, dann fragt Lexi: »Wie gefallen dir denn die Möbel? Die sind das, was ich hauptsächlich verkaufe, nicht wahr, Wayne?«
Sie deutet auf eine perlmuttfarbene Stehlampe. »Sie werden feststellen, dass dies dänisches Fünfzigerjahre-Design ist«, erzählt sie und imitiert jetzt den Sprecher der Antiques Roadshow . »Und das hier, Madame, ist ein original Børge-Mogensen-Sofa aus den Sechzigern.«
Ich sehe Wayne an, weil ich wissen will, ob das stimmt. Sie arbeitet doch erst so kurz für ihn, sicher kann sie doch noch nicht so viel wissen?
»Sie hat recht.« Er zuckt mit den Schultern. »Ich glaube, sie hat wirklich das gewisse Etwas. Das Verkaufs-Gen. Kann sich Designs und die Namen merkwürdiger dänischer Designer merken.«
Lexis Gesicht hellt sich jedes Mal auf, wenn sie mit ihm spricht; es ist aber nichts Sexuelles, da bin ich mir sicher. Ja, Wayne ist großartig – wenn man über den Achtzigerjahre-Namen hinwegsieht (und er flirtet total viel, wie es scheint, aber das übergehen wir auch mal) –, aber ich glaube, dass ich Menschen auch charakterlich ganz gut einschätzen kann, und er ist ein netter Kerl, das kann jeder sehen. Ich bin froh, dass sie ihn getroffen hat.
»Wirklich? Wow. Könnten wir ein Verkaufsgenie unter uns haben?«, frage ich. »Das ist so cool, Lex.«
»Ich weiß«, freut sie sich grinsend.
Ein bisschen komisch komme ich mir schon vor, jetzt, wo wir die Vorstellung hinter uns haben. Ich sollte gehen und sie arbeiten lassen.
»Ich sollte mich auf den Weg machen«, sage ich deshalb und stehe auf. »Es war nett, dich kennenzulernen, Wayne. Wie es aussieht, hast du eine sehr willige Auszubildende. Ich sehe dich dann zu Hause, okay, Lex?«
»Hey, warte«, bittet Wayne, als ich gehen will. »Wenn du willst – ich meine, ich schließe den Laden
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