Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
Vom Netzwerk:
gelaufen?«
    Ich breche in Gelächter aus.
    »Genau! Obwohl mir Armreifen an einem Mann durchaus gefallen …«
    Der rote Himmel ist jetzt violett geworden, und abgesehen von einem gelegentlichen Möwenschrei und einem Knarren vom Hafen am Chelsea Pier ist die Nacht völlig still. Wie schön es wäre, mit Toby hier zu sein, denke ich. Welche Ironie, dass ich mich in einer so klischeehaften romantischen Situation mit einem Mann wiederfinde – einem sehr gut aussehenden Mann, das muss ich zugeben –, in den ich nicht verliebt bin. Das ist typisch für mein Leben, denke ich. In Momenten wie diesen fühle ich mich immer ein bisschen betrogen.
    »Also, was machst du noch mal beruflich?«, fragt Wayne und reißt mich aus meinen Gedanken. »Lexi findet übrigens, dass du viel zu viel arbeitest.«
    Ich lehne mich neben ihm an das Geländer.
    »Ich bin im Vertrieb tätig, um für meine Sünden zu büßen. Ich verkaufe Mundwasser und Atemerfrischer an Supermärkte. Also, ich rette nicht gerade die Welt.«
    »Oh, das sehe ich anders«, meint Wayne. »Einige würden sicher sagen, dass es eine sehr noble Sache ist, die Nation von Mundgeruch zu heilen. Ich würde wetten, dass du indirekt sehr viele Romanzen in Gang gebracht hast. Und das ist auf jeden Fall besser, als seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, auf Tasten zu drücken.«
    »Warum? Machst du das denn? Ich meine, abgesehen von dem Laden?«
    »Das habe ich früher gemacht. Ich habe früher in Leeds gewohnt und als Webdesigner für so faszinierende Klienten wie Holzhändler und Kühlschrankhersteller gearbeitet.« Er lacht. »Das hat mich fast umgebracht! Jetzt führe ich nur noch den Laden und schreibe, wenn ich Zeit habe.«
    »Oh, du schreibst?«
    »Ja, ich schreibe einen Roman, was zum Teil der Grund dafür ist, warum ich auf diesem Boot wohne. Es ist billiger, verstehst du? Was bedeutet, dass ich es mir so leisten kann, einen schlecht bezahlten Job in einem Secondhand-Laden zu haben, dabei zu schreiben und trotzdem zu überleben.«
    »Ernsthaft? Wow!« Ich sage es mit so viel Enthusiasmus, wie ich aufbringen kann, und denke: Schreibt nicht halb London einen Roman? Heißt »Ich schreibe einen Roman und lebe auf einem Boot« nicht eigentlich »Ich hänge nur rum«? »Wie viel hast du denn schon geschrieben?«
    »Dreißigtausend Wörter.«
    »Wie viel ist das? Tut mir leid, das sagt mir nichts.«
    »Was? Du meinst, du schreibst keinen Roman?«, fragt er und reißt scherzhaft seine grünen Augen auf.
    »Äh, nein. Die Leute behaupten zwar, dass in jedem ein Roman schlummert, aber ich bezweifle, dass ich auch nur einen Absatz in mir habe«, entgegne ich, und er lacht. »Und? Was für eine Art von Buch schreibst du?«
    »Oh, eine romantische Komödie. Brian Jones – Schokolade zum Frühstück .«
    »Hör auf!« Ich lache und stoße ihn an.
    »Es stimmt!«, wehrt er sich. »Na ja, sagen wir einfach, es ist kein Martin Amis oder William Boyd.«
    »Ich liebe William Boyd.«
    »Wirklich? Ich habe noch nie jemanden getroffen, der William Boyd liebt. Na ja, jedenfalls noch keine Frau.«
    »Oh doch, Brazzaville Beach und Zum Nachtisch Krieg sind definitiv unter meinen Top Ten.«
    »Dann liest du viel, oder?«
    »Glaub mir, bei Eltern wie meinen hätte ich ohne die Zuflucht, die Bücher bieten, nicht überlebt.«
    Wayne lacht erneut und gießt mir Wein nach.
    Jetzt bin ich beschwipst. Ich weiß, dass ich beschwipst bin, weil ich anfange, Wayne trotz seines öligen Pullovers, seines schlimmen Namens und seines angeschlagenen Zahns attraktiv zu finden.
    Wir setzen uns an Deck, lehnen uns gegen die Schiffswand, und Wayne rollt seine Ärmel auf. Er hat schöne Unterarme: muskulös und von feinem dunklem Haar bedeckt. Unterarme, die jemandem gehören, der körperliche Arbeit nicht scheut. Er hebt sein Glas an die Lippen, und während er das tut, bemerke ich, dass er ein Tattoo hat, über die ganze Länge seines linken Unterarms. Es sieht aus wie ein Name. Ich kann in dem schwindenden Licht gerade noch ein J ausmachen, aber nicht viel mehr.
    »Sie ist ein cooles Mädchen, deine Schwester.« Zufrieden seufzt er, während er zuerst Wein in sein Glas gießt und dann in meins.
    »Ja, das ist sie.«
    »Versteht ihr euch gut?«
    »Wir haben unsere Höhen und Tiefen. Weißt du, es ist kompliziert mit Halbgeschwistern. Lexi hat außerdem im Moment ein paar Probleme …«
    »Ich weiß«, sagt Wayne. »Aber sie bewundert dich, weißt du das?«
    »Sie bewundert auch dich«, entgegne ich. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher