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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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aus den Siebzigern füllt fast den gesamten Wohnbereich aus, und drumherum stehen alle möglichen Kuriositäten, von alten Badewannen über Kohlenschütten bis hin zu einem Sideboard im gleichen Fünfzigerjahre-Stil wie das, das ich im Laden gesehen habe. In der Ecke steht ein Holzofen, aus dem es nach Lagerfeuer riecht. Es ist der gleiche Geruch, den ich im Duke of Cambridge an Wayne wahrgenommen habe.
    »Und? Wie findest du es?« Lexi sieht mich mit glänzenden, aufgeregten Augen an.
    »Na ja, es ist ganz sicher kein klassisches Reihenhaus.«
    Wayne macht uns betrunken und stellt uns seinem Boots-Mitbewohner Dave vor. Dave ist Künstler, Besitzer des Ladens am Camden Market und gehört zu den Menschen, die überall ihre Finger im Spiel haben. Wayne und er haben sich vor drei Jahren in einer Bar am Battersea Square kennengelernt, sich auf Anhieb verstanden und dann beschlossen, sich lieber ein Boot als eine Wohnung zu mieten, weil es billiger war. Er hat einen merkwürdigen Akzent, der ein bisschen amerikanisch und ein bisschen britisch klingt, einen dicken roten Bart und trägt eine Wollmütze, eine weiße Weste, eine Sonnenbrille und mehrere Goldarmreifen. Dave findet, dass Wayne einer der »beeindruckendsten Menschen in dieser gottverlassenen Stadt« ist.
    Dave sagt gerne Sachen wie »gottverlassene Stadt«. Außerdem sagt er »Drecksloch« und »totaler Scheiß«, und bei jedem amerikanischen Ausdruck sehe ich, wie Lexis Gesicht sich aufhellt, als würde sie denken: »Mann« (sie fing in der Nanosekunde, in der sie ihn traf, an, das zu sagen), »kann es noch cooler werden? Ich bin auf einem Boot in London mit einem amerikanischen Künstler – das ist ja so krass!«
    Wayne holt eine Flasche Wein aus der Küche, die aus einem alten Waschbecken und einem Kochfeld mit zwei Platten hinter einem Perlenvorhang besteht.
    »Ich nehme an, die große Schwester hat nichts dagegen, wenn die kleine Schwester das Wochenende feuchtfröhlich beendet?«, fragt er und hält mir die Flasche entgegen. Ich spüre den ersten verärgerten Schauder. Bin ich wirklich so verklemmt? Was hat sie ihm erzählt?
    »Ich werde in zehn Wochen achtzehn«, protestiert Lexi.
    »Sie wird in zehn Wochen achtzehn«, wiederhole ich, aber der Witz ist, dass sie ungefähr wie zwölf klingt, wenn sie das sagt.
    »Na ja, dann wäre das ja geklärt. Ich glaube, diese Woche hast du dir ein Glas Wein verdient. Aber lass es langsam angehen, ja?«, sagt Wayne und gibt ihr ein Glas. »Wir wollen ja nicht, dass jemand über Bord geht.«
    Ich sehe mich im Raum um.
    »Das gefällt mir«, verkünde ich und deute mit dem Kinn auf einen kunstvoll verzierten Sekretär. »Verkauft ihr so etwas auch in eurem Laden?«
    »Ja, aber der da ist sehr teuer. Edward VII., antik, Mahagoni, kostet dich ungefähr achthundert Pfund, oder, Lex?«, fragt Wayne.
    »Achthundert Pfund? Mein Gott. Und ihr wohnt hier? Tut mir leid. Ich wollte damit nicht sagen, dass …«
    »Kein Problem«, entgegnet Wayne lachend. »Es ist nicht jedermanns Geschmack, so viel steht fest. Außerdem bin ich sicher, dass Lexi dir einen zu einem Sonderpreis besorgen kann, wenn sich ihr Verkaufstalent voll entfaltet hat.« Er sieht Lexi an, die immer noch grinst, wie ich sie noch nie habe grinsen sehen.
    Wayne klatscht in die Hände.
    »Also, soll ich euch dann mal das Boot zeigen?«
    »Ja, bitte!«, antwortet Lexi.
    »Ja, bitte!«, stimme ich so überzeugend wie möglich zu, und alle lachen.
    »Schon gut, du kannst ja einfach so tun, als würde es dir gefallen«, witzelt Wayne. »Sag einfach nur ›Ahh‹ und ›Ohh‹, dann merkt keiner was.«
    Langsam fange ich an, mich zu entspannen.
    Der rotbärtige Dave bringt Lexi zum Lachen. Oft. Nach einer Führung durch das Schiff und sein Zimmer – eine Kabine, die aus einem Haufen Klamotten und einer hoch hängenden Hängematte besteht und die der von Wayne sehr ähnlich sieht – bietet er ihr an, ein Porträt von ihr zu malen, und Wayne und ich gehen rauf an Deck. Es könnte sich komisch anfühlen, nach unserem kurzen Flirt vorhin, ein bisschen so, als wären wir den ganzen Nachmittag beschwipst gewesen und jetzt wieder nüchtern, aber so ist es nicht. Ich fühle mich wohl in seiner Nähe. Ich fühle mich, als könnte ich ihm alles sagen.
    »Er ist eine echte Type, dieser Dave, oder?«, sage ich, während Wayne mir noch mehr Wein eingießt. »Sieht ziemlich wild aus.«
    »Ein bisschen so, als hätte er sich mit Kleber eingeschmiert und wäre dann in Accessoires

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