Roman
live.
Ich greife nach dem Glas Wasser auf meinem Nachttisch. Meine Kehle fühlt sich an, als würde ich gerade versuchen, einen Igel zu schlucken, aber ich kann mich nicht weit genug aufsetzen, ohne dass der Raum sich dreht, also läuft mir die Hälfte von dem Wasser in die Nase, und ich ersticke fast daran.
Den Rausch ausschlafen, das ist es, was ich tun muss, obwohl alles, was ich sehen kann, wenn ich die Augen schließe, ich selbst bin, wie ich (unglaublich betrunken) rufe:
» Fever Pitch . Ja. Das haben wir gelesen, es ist ein Kultroman unserer Zeit.«
Dämliche Kuh.
Dann Rachel (unglaublich nüchtern): »Es ist kein Roman, es ist eine Autobiografie.«
Es ist kein Roman, es ist eine Autobiografie. Es ist kein Roman, es ist eine Autobiografie. Es ist kein Roman … Sie wissen schon. Das läuft quasi in einer Dauerschleife, bis ich es nicht mehr ertragen kann und mich ein bisschen mehr mit Ibuprofen dopen muss, in der Hoffnung, dass bei mir endlich die Lichter ausgehen.
Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass die Fever-Pitch -Katastrophe nur stattgefunden hat, weil zuerst das Buchclub-Gespräch stattgefunden hat, und das Buchclub-Gespräch hat nur stattgefunden, weil Lexi das Thema trotz aller Warnungen von Toby angesprochen hat.
Wir waren gerade mit den Seeteufel-Kebabs fertig (das war kein normaler Grillabend, kein Burger weit und breit in Sicht), und ich hatte bereits fast eine Flasche Wein und mehrere Wodkas getrunken, weil ich so nervös war, und auch schon ungefähr genauso viele quälende Fauxpas begangen.
Rachel hatte sich nach stundenlangem Herumlaufen und Bedienen endlich hingesetzt, da Tobys Vorstellung von Grillen darin bestand, das Fleisch auf den Grill zu werfen und es dann sich selbst zu überlassen, während er sich weiter betrank.
»Also ehrlich, Toby«, sagte Lexi und ließ den Blick über das Bücherregal schweifen, das eine Wand in der Küche bedeckte, von der aus man durch die Terrassentüren in den Garten schauen konnte, »dafür, dass du an einem Buchclub teilnimmst und so eine Art Bücherwurm bist, hast du aber ziemlich wenige Bücher, oder?«
Es war ein typischer Holzhammer-Kommentar von Lexi – und einer, bei dem ich mein Glas Weißwein in einem Zug austrank.
Toby trank von seinem Bier, und Rachel lachte. »Toby? Ein Bücherwurm?«, fragte sie. »Ich glaube, das einzige Buch, dass er jemals von Anfang bis Ende gelesen hat, bevor er mit diesem Buchclub anfing, war Allen Carrs Endlich Nichtraucher! Und selbst das hat er sich von einem Kumpel geliehen und musste dann ein neues kaufen, weil er mit seiner Zigarette ein Loch in den Deckel gebrannt hat. Stimmt’s nicht, Schatz?«, neckte sie ihn. »Deshalb konnte ich es kaum glauben, wie begeistert er von diesem Buchclub war.«
Ich guckte Toby an. Das war neu für mich. Er hatte mir gegenüber immer so getan, als wäre er auch ein Bücherwurm. Hatte er sich nur einen Weg in mein Höschen graben wollen?
»Du hast keine Ahnung, welche Bücher ich in meiner Freizeit lese«, wehrte er sich und verschränkte verärgert die Arme vor der Brust.
»In welcher Freizeit?«, entgegnete Rachel lachend. »Du arbeitest, dann kommst du nach Hause und spielst Tomb Raider auf der Playstation.« Rachel leckte sich so verführerisch wie die attraktive Fernsehköchin Nigella Lawson die Finger ab und schwang ihre gebräunten Beine über die Bank, um sich zu setzen. »Aber danke, Lexi, dass du mich daran erinnert hast, ich habe ganz vergessen zu fragen: Wie läuft es denn im Moment mit dem Buchclub?«
Toby lachte tatsächlich – wahrscheinlich aus Nervosität. Ich wollte ihn mit meinem Kebab-Spieß erstechen.
»Es ist cool.« Toby zuckte mit den Achseln und klang alles andere als cool.
»Es ist ein guter Club«, lallte ich. Meine kommunikativen Fähigkeiten waren inzwischen sehr eingeschränkt.
»Shona, gefällt es dir auch?«, fragte Rachel und wandte sich an Shona.
»Es ist … Ja, es ist lustig«, stimmte Shona zu und guckte, als hätte ihr gerade jemand einen Stock in den Hintern geschoben.
»Woher willst du das denn wissen?«, mischte sich ihr Freund Paul ein. »Du gehst doch gar nicht mehr hin.«
So viel zu Shonas Überzeugung, dass Paul immer viel zu vollgedröhnt war, um zu bemerken, ob sie das Haus verließ. Lexi schwieg jetzt. Es wurde immer schlimmer.
»Doch, das tue ich!«, protestierte Shona.
»Nein, tust du nicht«, beharrte Paul.
»Ich habe nur ein paar Wochen ausgesetzt, das ist alles.«
Shona warf mir einen bösen Blick
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