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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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nicht aus. »Was liest du da?«
    Er zeigt mir den Titel. » Das Glücksversprechen von Justin Cartwright. Habe ich mir gerade da unten in dem kleinen Antiquariat gekauft, während ich auf dich gewartet habe«, erklärt er und legt seine Hand an die Stirn, damit die Sonne ihn nicht blendet. Seine Augen sind ziemlich schön … »Es scheint, als ob ich das Haus nicht verlassen kann, ohne mir ein Buch zu kaufen.«
    »Ich auch nicht«, will ich sagen. Ich möchte ihn unbedingt fragen, was es sonst noch in dem Laden gab, aber ich bin nicht für einen netten Plausch hierhergekommen. Abgesehen von allem anderen leide ich immer noch unter dem Grillabend des Grauens, und mein Gehirn kaut den Katalog der Katastrophen wieder und wieder durch, wie ein kranker, kotzender Hund. »Doppelter Bluff«, hatte Toby gesagt. Aber er hatte ausgesehen, als würde er das alles viel zu komisch finden für einen doppelten Bluff.
    Es entsteht ein unangenehmes Schweigen, dann sage ich: »Also, wie ich schon sagte, ich kann nicht lange bleiben. Ich habe heute Nachmittag noch einige wichtige Termine im Büro.«
    Er schenkt mir sein irritierendes, entwaffnendes Lächeln.
    »Du bist wirklich ein Workaholic, oder?«
    Und du bist ganz schön dreist. Dabei hängst du den ganzen Tag auf einem Boot herum und ›schreibst ein Buch‹ oder sitzt in deinem stinkenden kleinen Laden und gräbst Frauen an. »Ich schätze meinen Job, ja, wenn du das meinst«, erkläre ich knapp. »Du sagtest, du wolltest mit mir reden?«
    »Ja, hör zu, wegen neulich. Ich weiß nicht, was du denkst, was du gesehen hast, aber ich versichere dir, es war nicht das, was du denkst.«
    »Oh. Und was hätte ich denken sollen, was ich sehe? Dass du meiner Schwester an den Busen grapschst?«, sage ich gerade in dem Moment, in dem der Kellner mit einem Korb voll frischem Brot an unseren Tisch kommt.
    »Ja. Ich meine: Nein! Ich habe deiner Schwester nicht an den Busen gegrapscht.«
    »Aber, Wayne, ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen. Ich habe deine Hand auf dem linken Busen meiner Schwester gesehen.«
    »Sie lag auf ihrem Herzen«, erklärt er.
    Ich breche in Gelächter aus. Mag sein, dass ich so dumm bin, dass ich Romane nicht von Autobiografien unterscheiden kann, aber so dumm bin ich nun auch wieder nicht. »Und du erwartest von mir, dass ich dir das glaube?«
    »Ich habe sie getröstet«, fährt er fort.
    »Also, das ist wirklich dämlich«, entgegne ich genervt. Ich war es langsam leid, entweder in Selbstmitleid zu baden oder von anderen total verarscht zu werden. Dazwischen schien es überhaupt nichts mehr zu geben. »Glaubst du, ich bin von gestern? Dass du mich hierherbestellen kannst, um mich mit dieser schicken kleinen Patisserie zu beeindrucken und dann dein Gewissen zu erleichtern, indem du mir die halbseidene Geschichte auftischst, dass du die Hand auf ihr Herz gelegt hast? Sie ist siebzehn, Wayne. Sie ist vor dem Gesetz immer noch minderjährig, und sie ist mehr als zehn Jahre jünger als du. Eigentlich ist sie noch ein Kind, sie hat keine Ahnung vom Leben. Und du glaubst, ich lehne mich zurück und sehe mir an, wie sie jemand in falscher Sicherheit wiegt, indem er ihr versichert, dass sie ein Verkaufstalent ist, dass sie ›Potenzial‹ hat? Wenn das einzige Potenzial, an das du denkst, in Wirklichkeit der potenzielle Sex mit ihr ist?!« Ich bin jetzt richtig in Fahrt, zum Teufel noch mal, schließlich habe ich jegliche Haltung oder Würde, die ich jemals hatte, auf Tobys Türschwelle verloren – und selbst über die bin ich gestolpert.
    Wayne starrt mich an, und ein Muskel seiner Wange zuckt. Ich kann sehen, wie er die Zähne zusammenbeißt und versucht, sich zu kontrollieren. Vielleicht versucht er – weil er sich an unser Gespräch auf dem Boot erinnert –, nicht auf die kleine Tatsache hinzuweisen, dass ich auch nicht perfekt bin.
    »Bist du fertig?«, fragt er nach einer langen Pause.
    »Nein«, entgegne ich. »Ich glaube nicht. Denn es würde mir gar nicht so viel ausmachen, wenn du nicht auch noch eine Freundin hättest!«
    »Eine Freundin?« Er verzieht das Gesicht. »Ich habe keine Freundin.«
    »Mein Gott, du bist wirklich ein pathologischer Lügner. Ich habe sie doch mit meinen eigenen Augen gesehen.«
    »Wo?«
    »Im Duke of Cambridge. Die dunkelhaarige Frau. Die, mit der du dort warst?«
    »Das war nicht meine Freundin.«
    »Wer war es dann?«
    »Meine Exfreundin.« Wayne sieht mich an und schüttelt den Kopf. »Hör zu, glaub doch, was du willst«,

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