Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roman mit Kokain (German Edition)

Roman mit Kokain (German Edition)

Titel: Roman mit Kokain (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Agejew
Vom Netzwerk:
(er presste wieder die Faust an die Stirn), dieses Kind hebt am ausgestreckten Arm ein Gewicht, das sein eigenes um ein Fünffaches übertrifft – das ist doch ungeheuerlich, das ist wie zwanzig Pud 31 für uns. Oder? Und was sagt uns sein Gesichtchen? Sehen Sie darin auch nur den kleinsten Ausdruck des Kampfes oder der Kraftanstrengung? Und würde man ihm die Händchen vom Kandelaber absägen, glauben Sie mir, nicht einmal die mitfühlendste Amme könnte dann an seinem Gesicht ablesen, ob der Kleine schlafen will, oder ob er gleich … Grausig, grausig!»
    «Was willst du denn schon wieder?», rief Sander belustigt vom anderen Ende des Zimmers und wollte um die Sessel herum zu uns kommen, als im selben Moment Hirge das Zimmer betrat. Er war im Schlafrock, presste etwas mit der Hand gegen die Brust, trug es mit Vorsicht, und kaum war er eingetreten, nein kaum hatte er mit dem Knie die Tür aufgestoßen, da liefen ihm alle entgegen, Mik, Sander und Nelli; da er aber nicht anhielt, folgten sie ihm zurück an den lackierten Tisch, wo es im Schein der darüberhängenden Lampe heller war. Auch ich trat hinzu.
    Auf dem Tischchen stand schon eine kleine Blechdose, die aussah wie jene, in denen bei Abrikosow 32 das Stangengebäck verkauft wurde, nur kleiner und kürzer. Auf ihrem glänzenden, wie blank geputzten Blech waren hier und da noch Reste von aufgeklebtem, inzwischen abgerissenem Papier. Daneben lagen noch so etwas wie ein Zirkel mit einem Faden und ein Holzdöschen . « Mach schon, mach schon, worauf wartest du», sagte Mik , « seht nur unsere Schöne, die kann es kaum erwarten.» Er deutete mit dem Kopf auf Nelli, die sich, mit dem Gesicht eines schlagartig erkrankten Menschen, ungeduldig mal mit den Ellenbogen auf dem Tisch abstützte, mal wieder aufrichtete, wobei sie Hirge fest im Blick behielt, wie um abzuschätzen, von wo es sich besser abbeißen ließe: oben oder unten. Hirge rieb sich müde die Stirn und sagte, nur widerwillig die Zunge und die Lippen bewegend : « Das Gramm kostet heute sieben fünfzig, also, wie viel braucht ihr?» Die letzten Worte waren an mich gerichtet, und als ich sah, wie Sander mir empört zuzwinkerte, als hätte er vorher mit mir eine Rolle einstudiert, die ich jetzt, da ich sie spielen musste, vergessen hatte, da sagte ich, ich hätte knapp fünfzehn Rubel bei mir . « Also für mich ein Gramm», sagte Nelli plötzlich und unerwartet und biss sich auf die Unterlippe, sodass sie weiß wurde. Hirge schloss halb die Augen und senkte als Zeichen des Einverständnisses kaum wahrnehmbar den Kopf, legte die brennende Zigarette auf den Tischrand und öffnete die Dose, ohne im Geringsten auf Mik zu achten, der in geräuschvoller Ungeduld Luft ausstieß, durch das Zimmer marschierte und seinen Kopf (wie einen Krug) in den Händen trug . « Für Sie also zwei Gramm», sagte Hirge zu mir, während er vorsichtig versuchte, etwas Blaues herauszuziehen, das in der Blechdose lag . « Nein, nicht doch», mischte sich Sander ein und hielt ihn auf , « das muss doch geteilt werden.» Und mit dem Kopf wackelnd noch einmal : « Das muss doch geteilt werden.» Schon war Mik zum Tisch gelaufen und schlug mit freudiger Stimme, den Zeigefinger hebend (als sei ihm eine großartige Idee gekommen), vor, die ganzen drei Gramm genau durch vier zu teilen, sodass auf jeden drei Viertel kämen. Mit böse gesenkten Augen sagte Nelli : « Nein, ich will ein ganzes Gramm; ich hab mich den ganzen Tag dafür abgerackert.» Sie biss sich wieder auf die Lippe, hob auch jetzt nicht den Blick . « Ist ja gut, ist ja gut», Mik machte eine beschwichtigende, wenngleich verärgerte Geste in ihre Richtung , « dann machen wir es anders». Er schlug vor, meine zwei Gramm zu teilen, er und Sander sollten je drei Viertel erhalten, und ich, als Anfänger, ein halbes . « Du bist doch einverstanden, oder?», fragte er und schaute mir zutulich in die Augen. Nur Sander mischte sich noch einmal ein und äußerte Zweifel daran, dass zweimal drei Viertel plus ein Halbes zwei Ganze ergeben.
    Als Hirge nun sah, dass man sich endlich einig geworden war, nahm er, der bis dahin mit gesenktem Kopf und hängenden Armen dagestanden hatte, das Geld von mir und Nelli entgegen, zählte es, schob es in die Tasche und machte sich, nachdem er noch einmal die Zigarette verschoben hatte, damit sie sich nicht in den Tisch brannte, an die Blechdose, in der etwas Blaues schimmerte. Erst jetzt, da Hirge dieses blaue Etwas aus der Dose herauszog, begriff

Weitere Kostenlose Bücher