Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Nollau
Vom Netzwerk:
schlechtes Gewissen.
    „Wollen wir am Wochenende etwas gemeinsam unternehmen?“, fragte Sophie. „Ein Mutter-Tochter-Wochenende? Nur wir zwei?“
    Kristina spürte, wie es ihr heiß und kalt den Rücken hinunterlief. „Ich wünschte, das ginge“, antwortete sie, ohne sich umzudrehen. Sie konnte ihrer Tochter jetzt nicht in die Augen sehen. „Aber ich bin übers Wochenende weg, auf einer Fortbildung.“
    Sophie löste die Umarmung. „Schon wieder? Du warst doch gerade erst.“
    „Ich muss am Ball bleiben, die Konkurrenz schläft nicht.“
    „Na dann holen wir das halt später nach. Und jetzt habe ich Hunger. Was kann ich tun?“
    Erleichtert drückte Kristina ihr die Reibe und den Parmesan in die Hand und kümmerte sich um die Tomatensoße.
    „Wo steckt eigentlich Opa?“, wollte Sophie nun wissen.
    „Der ist auf Freiersfüßen unterwegs.“
    „Opa? Geil! Wer ist sie?“
    Kristina zuckte mit den Schultern. „Hat er mir nicht verraten.“
    „Opa ist verliebt? Und das in seinem Alter“, stellte sie fest und war offenbar tief beeindruckt. „Das ist voll krass. Du solltest dir ein Beispiel an ihm nehmen, Mama.“
    Kristina warf ihrer Tochter einen Seitenblick zu. „Meinst du das ernst?“
    „Logisch. Papa wird ja auch noch mal heiraten. Und du siehst doch noch ziemlich klasse aus für dein Alter.“
    „Danke für die Blumen. Opa hat eine Jüngere, so viel hat er mir zumindest erzählt“, erklärte sie. Vielleicht genau in diesem Moment, schoss es ihr durch den Kopf. „Und dein Vater ebenfalls. Ich könnte mir ja auch einen Jüngeren suchen.“
    Sophie feixte. „Weidmannsheil. Wie viel jünger soll er denn sein?“
    „Was schlägst du vor?“ Kristina wagte sich aus der Deckung und fragte: „So wie Tom?“
    „Jetzt bleib aber mal auf dem Teppich, Mama“, gab ihre Tochter entrüstet zurück. „Anfang 40 müsste er mindestens sein, finde ich.“
    „Aber Julia ist auch fast 20 Jahre jünger als dein Vater“, widersprach Kristina etwas zu heftig. „Und Tom ist 15 Jahre jünger als ich.“
    „Sag bloß, du stehst auf den Schwulen“, meinte Sophie und musterte sie misstrauisch.
    „Und wenn?“
    „Du tickst ja nicht mehr richtig.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Tom ist ja eher mein Modell.“
    Kristina versuchte, die Fassung zu bewahren. „Wo ziehst du denn die Grenze, was mich betrifft?“
    „Keine Ahnung“, sagte Sophie ungehalten. „Das musst du selber wissen. Aber wenn das eine Midlife-Crisis ist, dann verschon mich bitte damit.“
    „Selbstverständlich, mein Fräulein“, konterte sie schnippisch. „Mir ist der Appetit vergangen.“ Sie legte den Kochlöffel aus der Hand, stellte den Herd aus und verließ die Küche.
    „Mensch, Mama, jetzt hab dich doch nicht so!“, rief Sophie ihr hinterher.
    Für diesen Abend hatte Kristina genug. Sie schloss die Tür hinter sich ab. Ich bin von gnadenlosen Egoisten umzingelt, und ich blöde Kuh stecke für die anderen zurück, dachte sie ärgerlich bei sich. Doch damit war nun Schluss. Es ist mein Leben, und damit mach ich, was ich will. Punkt – oder vielleicht doch nur ein Fragezeichen? Kristina ging zum Fenster und schaute hinaus. Wie oft hatte sie hier gestanden und darüber nachgedacht, was sie falsch und was sie richtig gemacht hatte …
    Kristina ließ die vergangenen Jahre seit der endgültigen Trennung von Peter noch einmal Revue passieren. Es hatte durchaus ein paar andere Männer gegeben, die ihr den Hof gemacht oder die sie interessiert hatten. Aber über das Versuchsstudium war sie nie hinausgekommen. Immer hatte einer Fortsetzung etwas im Weg gestanden. Sie dachte an Johannes, einen Psychologen, den sie auf einer Party bei Freunden kennengelernt hatte. Er war ihr so sensibel und einfühlsam begegnet. Leider hatte er das Temperament eines Crashtest-Dummys besessen. Dazu hatte er ein dunkles Geheimnis mit sich herumgetragen, dem Kristina mehr durch Zufall auf die Spur gekommen war. Mr. Schlaftablette hatte es nämlich nicht für nötig gehalten, Kristina zu verraten, dass er noch verheiratet gewesen war. Von ihr zur Rede gestellt, hatte er schließlich gestanden, dass er gar nicht an Trennung dachte. Eine Scheidung sei zu teuer, hatte er argumentiert. „Und ich bin als Zweitfrau für einen Bigamisten unbezahlbar“, hatte Kristina ihm erbost an den Kopf geworfen und war gegangen.
    Später hatte sie beim Joggen Florian kennengelernt. Der Immobilienmakler hatte sie damals mit seinem Selbstbewusstsein und seinem

Weitere Kostenlose Bücher