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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Nollau
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amüsiert.
    Kristina ging zur Tür. „Na dann solltest du jetzt ins Bett gehen und deinen Schönheitsschlaf halten. Junge Frauen fordern ja einiges. Gute Nacht.“
    Ihr Vater zeigte sich unbeeindruckt von dieser Spitze und erwiderte schlicht: „Gute Nacht.“
    Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, ging sie in ihr Schlafzimmer, das sich eine Etage tiefer befand. Langsam zog sie sich aus und betrachtete sich dann nachdenklich im großen Spiegel im Bad. Tom hatte sich nicht mit Grausen von ihr abgewendet. Im Gegenteil, dachte Kristina. Unwillkürlich lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken. Tatsächlich hatte er sich voller Verlangen auf sie gestürzt. Tom gehörte zu einer ganz anderen Generation, während ihr Vater noch den traditionellen Vorstellungen von Beziehungen zwischen Männern und Frauen nachhing. Zwischen Tom und ihrem Vater lagen 40 Jahre. So viel hat sich inzwischen verändert, überlegte Kristina. Warum nicht auch die Frage des Alters?

13
    Die Umbaumaßnahmen in ihrer Praxis hatten für Kristina einen unschätzbaren Vorteil. Niemand nahm Anstoß daran, dass Tom sie von nun an täglich besuchte. Schließlich musste er die Arbeiten überwachen. Sophie war mit sich selbst beschäftigt und ließ sich kaum blicken. Und Klaus schien sein Zuhause auch nur noch zum Schlafen zu benutzen. Wenn überhaupt.
    Kristina kam es gerade recht, dass jeder seiner eigenen Wege ging. So stellte niemand dumme Fragen. Der Umbau kam nur langsam voran, denn der tägliche Praxisbetrieb durfte ja nicht darunter leiden. Die Handwerker konnten nur in kleinen vertretbaren Etappen arbeiten. Das schob für Kristina die Stunde der Wahrheit vorerst in weite Ferne. Niemand ahnte etwas von ihrem Doppelleben. Manchmal besuchte sie Tom in dessen Wohnung und genoss den Nervenkitzel, wenn sie das Haus betrat, in dem auch ihr Sohn wohnte. Bis jetzt hatte es keine Begegnungen mit Philipp im Treppenhaus gegeben, aber Kristina hatte sich für diesen Fall eine Notlüge zurechtgelegt. Meistens trafen sie sich jedoch bei ihr.
    Einmal wurden sie dort fast von Sophie überrascht. Nach einem leidenschaftlichen Liebesspiel lagen beide engumschlungen auf der Couch und dösten, als Sophie unerwartet früh nach Hause kam. Kristina hörte die Schritte auf der Treppe, die immer näher kamen, und sprang sofort auf.
    „Was ist denn los?“, fragte Tom verwirrt und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar.
    „Ich glaube, Sophie kommt.“ Hektisch suchte Kristina nach ihren Sachen und zog sich schnell an. „Du musst … verschwinden“, sagte sie zu Tom und sah ihn flehend an. „Bitte.“
    „Hab mein Tarnkäppchen leider zu Hause vergessen“, erwiderte er spitz, „aber ich könnte mich aus dem Fenster stürzen.“
    „Tom, bitte.“
    Mürrisch stand er auf, sammelte seine Klamotten ein und verzog sich ins Bad. „Das muss aufhören“, murmelte er dabei. „Das kann so nicht ewig weitergehen. Ich komme mir vor wie ein Gigolo.“
    In dem Moment klopfte es bereits. „Bist du zu Hause, Mama?“, fragte Sophie durch die geschlossene Tür.
    Kristina drehte den Schlüssel um und machte ihrer Tochter auf.
    „Seit wann schließt du dich ein?“, erkundigte Sophie sich überrascht und schaute sich suchend im Raum um.
    „Ich hatte mich hingelegt und wollte nicht gestört werden“, erklärte Kristina. „Warum bist du denn schon da?“
    „Ach, die anderen langweilen mich“, ließ Sophie kryptisch verlauten. „Kochen wir etwas zusammen?“
    Kristina suchte krampfhaft nach einer Antwort, mit der sie ihre Tochter abwimmeln konnte, ohne sie zu verärgern. „Gerne, aber ein bisschen später. Ich bin noch nicht hungrig. In Ordnung?“
    Sophie nickte. „Pasta? Haben wir Tomaten da?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“
    „Dann fahr ich schnell los und kaufe ein“, schlug ihre Tochter vor.
    „Das wäre ganz wunderbar“, flötete sie.
    Kaum war Sophie verschwunden, ging Kristina ins Badezimmer. Tom hatte sich inzwischen angezogen und saß auf dem Rand der Badewanne.
    „Sie ist kurz weg“, sagte sie, „zum Einkaufen.“
    Tom rührte sich nicht. „Das heißt, ich soll jetzt gehen, oder?“
    Sie nickte. „Es tut mir so leid, Tom.“
    Langsam richtete er sich auf. „Das kann so nicht weitergehen, Kristina. Die Umbauarbeiten sind so gut wie beendet. Länger kann ich die Fertigstellung wirklich nicht hinauszögern.“
    Nachdenklich schaute Kristina aus dem Fenster und entdeckte Sophie, die gerade auf ihrem Fahrrad davonfuhr. Sie nahm Toms

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