Roman
Optimismus regelrecht überwältigt. Manchmal hatte er sie an das Duracell-Häschen aus der Werbung erinnert. Doch bei all seinem Tschakka-Geschrei hatte er leider wie ein Hund namens Beethoven geküsst und dazu wie ein Iltis gerochen – Gründe genug, um Kristina ziemlich schnell in die Flucht zu schlagen.
Frank hingegen hatte gut gerochen und geküsst. Bei ihm hatte sie ihre goldene Regel gebrochen, nie mit einem Patienten auszugehen. Seltsam berührt hatte sie zwar seine Kosmetiksammlung im Badezimmer zur Kenntnis genommen. Natürlich war es schön, wenn ein Mann auf sich achtete. Aber musste er für seine Körperpflege fünfmal so viel Kosmetik verwenden wie sie? Frank war wie sie geschieden gewesen und hatte noch unter der Trennung von seiner Gudrun gelitten. Dafür hatte Kristina ja bis zu einem gewissen Grad sogar Verständnis aufbringen können. Aber dass Frank bei allem, was sie getan hatten, an seine Ex erinnert worden war und ihr das auch stets offenherzig mitgeteilt hatte, war Kristina irgendwann gewaltig auf die Nerven gegangen. Sie hatte keine Lust gehabt, auf Dauer in Gudruns Schatten zu stehen. Und deswegen hatte sie sich schleunigst aus dieser ominösen Dreierkonstellation verabschiedet.
Dann hatte sie über eine Kontaktanzeige im Internet, die Rita ohne ihr Wissen für sie geschaltet hatte, Carlos kennengelernt. Er hatte sich als waschechter Latin Lover entpuppt – mit vielen Qualitäten, die Kristina anfangs sehr gefallen hatten. Er hatte ihr ständig Komplimente gemacht und sie mit Blumen, Liebesbriefen und anderen Geschenken überschüttet. Aber Carlos’ zweite Seite war ihr nicht lange verborgen geblieben: Er hatte seine Eifersucht wie eine Monstranz vor sich hergetragen. Selbst das hatte ihr zu Beginn noch geschmeichelt. In seinen Augen war sie offensichtlich eine extrem begehrenswerte Frau.
Aber mit der Zeit war diese Eifersucht immer schlimmer geworden. Carlos hatte sich zum Kontrollfreak entwickelt, der ihr Leben vollständig überwachen wollte. Er hatte ihre Post geöffnet, war nicht von ihrer Seite gewichen, wenn sie telefoniert hatte. Er hatte ihre SMS gelesen und sogar ihre Telefonrechnung gecheckt, um dort nach auffällig oft gewählten Nummern zu suchen. Er war fast durchgedreht, als er eine Telefonnummer, die ihm verdächtig vorgekommen war, angewählt hatte und sich dort ein Mann gemeldet hatte. Dass es nur ihr Steuerberater gewesen war, hatte er partout nicht glauben wollen. Gerade noch rechtzeitig hatte sie den feurigen Macho in die Wüste geschickt. Denn je mehr er sich aufgeblasen hatte, umso kleiner war er in Kristinas Augen geworden. Er war kein toller Hecht gewesen, sondern höchstens ein Fischstäbchen.
Ihr vorletzter Versuch lag inzwischen über ein Jahr zurück. Rolf, Lehrer, geschieden, Vater von zwei Kindern – oder besser gesagt, von zwei Monstern, die offenbar antiautoritär erzogen wurden. Zumindest waren sie Rolf und ihr auf der Nase herumgetanzt. Als Kristina einmal der Kragen geplatzt war und sie völlig entnervt den Versuch unternommen hatte, die beiden erzieherisch zu bändigen, hatten Kinder samt Vater empört reagiert. Gleich darauf hatte Kristina sich von dieser Addams Family verabschiedet und Rolf zum Schluss noch einen Nasenhaarschneider geschenkt. Den hatte er dringend nötig gehabt.
Und zu guter Letzt war da noch Nikolas gewesen. Ein Traum von Mann. Zahnarzt. Gutaussehend. So alt wie sie. Dazu glücklich geschieden, finanziell unabhängig und Vater zweier erwachsener Kinder, die auch noch nett gewesen waren. Nikolas hatte außerdem ein Ferienhaus in Südfrankreich gehabt, in das er sie entführt hatte. Alles hatte so perfekt gewirkt. Aber nach einiger Zeit hatte Kristina bemerkt, wie Nikolas sich immer mehr zurückgezogen hatte. Als sie ihn dann ganz direkt gefragt hatte, war er ihr ausgewichen und hatte sie mit Allgemeinplätzen wie „Ich bin noch nicht bereit für eine feste Beziehung“ oder „Es liegt nicht an dir“ abspeisen wollen. Erst ihr hartnäckiges Nachbohren hatte schließlich die Wahrheit ans Licht gebracht: Nikolas hatte in seiner Praxis eine andere kennengelernt. Und wie sich herausgestellt hatte, war diese Marlene auch noch zehn Jahre jünger gewesen als Kristina. Das hatte ihr einen gewaltigen Schlag versetzt. Sie war zurück auf die Resterampe gewandert.
Kristina war noch immer ratlos. Der Markt schien wie leergefegt zu sein, die allerletzten Angebote waren auf irgendeine Art beschädigt oder standen verstaubt wie sie im
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