Romana Exclusiv Band 0183
ihrer eigenen Schicht hätten sie gelangweilt, und seine direkte, zupackende Art zu leben hatte sie fasziniert. Aber sobald sie verheiratet waren, war es mit der Faszination aus und vorbei, besonders, als er versuchte, ihre hemmungslosen Einkaufsorgien einzuschränken.
Sicher sollte sie nicht wie eine Bettlerin leben, nur ihre Ausgaben ein wenig mindern. Es kam ihm vernünftig vor, nur noch einmal im Jahr nach Europa zu fliegen, um sich neu einzukleiden. Aber Jemima tat so, als würde er sie dazu verdammen, Lumpen zu tragen.
„Ich bin Rancher, kein Ölscheich“, erinnerte er sie, als sich immens hohe 15 Rechnungen französischer und italienischer Stardesigner auf seinem Schreibtisch stapelten.
„Für mich soll ich kein Geld ausgeben, aber für dieses Pferd sind dir Millionen nicht zu schade – Caravan oder wie es heißt.“
„Carazzan Liberte“, half er ihr aus. Sinnlos, ihr klarmachen zu wollen, dass dieses Pferd ihre Zukunft sicherte.
Seit sein letzter Pflegevater ihn mit vor die Tür genommen und ihm bei einem Faustkampf gezeigt hatte, dass er, Hugh, doch nicht so stark war, wie er tat, hatte er endlich herausgefunden, was er war. Ein Rancher, der zu dem Land gehörte, auch wenn er sonst nirgendwohin gehörte.
Hugh würde Big Dan Jordan immer dankbar dafür sein, es ihm gezeigt zu haben. Und dafür, dass er das Potenzial in einem Jungen erkannte, den sonst niemand hatte haben wollen. Bis Dan ihn an die Hand genommen hatte, war Hugh aus einem Kinderheim nach dem anderen hinausgeworfen worden, weil keiner mit ihm zurechtkam. Dans früher Tod durch einen Herzanfall schmerzte ihn noch immer. Aber Dan hatte ihm auch das Land für einen Neuanfang hinterlassen. Das war seine Art zu zeigen, welches Vertrauen er in Hugh setzte.
Und er hatte an Hugh seinen Traum weitergegeben – die besten Reitpferde der Welt zu züchten. Die Erfüllung des Traums lag greifbar nahe, und Carazzan war der Schlüssel dazu. Ein alter Pferdetrainer hatte den jungen Hengst in einer Herde wilder Pferde auf Nuee entdeckt und gezähmt. Für Hugh war klar gewesen, er musste den Hengst haben.
Als er dann hörte, Carazzan sei zu verkaufen, konnte er seine Aufregung kaum beherrschen. Leider war Jemima mit dem Geld, das er für den Ankauf zurückgelegt hatte, nach Paris verschwunden. Carazzan wurde für ein Mitglied der Herrscherfamilie von Carramer erworben und rückte für Hugh damit in weite Ferne. Doch Hugh hatte gelernt, dass man nicht aufgeben durfte. Möglicherweise war es dumm von ihm zu glauben, er könnte der Familie de Marigny den Hengst wieder abkaufen. Aber er hatte schon früher Dummheiten gemacht und würde sie wieder machen. Er wusste, er würde nicht ruhen, bis das Pferd dort war, wohin es gehörte – in seinem Besitz.
Auch wenn er Jemima verzeihen konnte, dass sie mit dem Geld durchgebrannt war, so verzieh er ihr nicht, dass sie ihn mit einem anderen betrog. Er erfuhr es von einem Freund.
„Es war nur eine alte Flamme“, erklärte sie, als er sie zur Rede stellte. „Es hatte keine Bedeutung.“
Er sah das anders und reichte die Scheidung ein. Um sie so schnell wie möglich loszuwerden, hatte er alle Schuld auf sich genommen und ihr angeboten, ihr zu geben, was sie haben wollte.
Aber er hatte nicht mit ihrer Rachsucht gerechnet. Ihre Eitelkeit ertrug es nicht, dass er mit ihr Schluss gemacht hatte. Sie hatte Gerüchte verbreitet, er stecke in finanziellen Schwierigkeiten und würde seine Ranch verlieren. Zudem sei er impotent. Er konnte nur darüber lachen, aber achtzehn Monate später hatte sie fast ihr Ziel erreicht und ihn fertiggemacht. Ihre geschickten Intrigen hatten dafür gesorgt, dass seine Geschäftspartner ihn mieden, Kredite nicht verlängert wurden, und Land, das er für die Expansion brauchte, auf einmal nicht mehr zur Verfügung stand.
Nur unter großen Mühen hatte er die Krise bewältigt. Nach und nach hatte er das Vertrauen in ihn wieder aufbauen können, bis alles seinen normalen Gang lief.
Gegen ihre Unterstellung, er sei impotent, konnte er nichts tun. Aber es war ihm schon immer egal gewesen, was die Leute von ihm dachten, und so sollte es auch bleiben. Nach dem missglückten Experiment mit Jemima war ihm die Lust auf Frauen erst einmal vergangen. Ganz besonders auf die der verwöhnten Sorte, die in einer ihm so fremden Welt lebten.
So wie die Frau mit dem Luftballon, ging es ihm durch den Kopf. Er war kein Fachmann, was Mode betraf, aber er sah sofort, wenn sich jemand gut und teuer anzog.
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